Diversität im Fußball – „Voy, voy, voy, voy, voy, voy”

Mädchenmannschaften, Blindenvereine, queere Fanclubs: Der Fußball zeigt sein integratives Potenzial vor allem abseits der großen Fußballbühne. Der Film „Elf Mal Morgen“ wirft einen Blick auf elf unterschiedliche Fußballgeschichten in Deutschland.

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Der Fußball rasselt. Das Torgehäuse klackert. Die Pfeife schrillt. Und Männer mit verbundenen Augen rufen „voy, voy, voy, voy, voy, voy”. Mit dieser sonoren Szene setzt einer von insgesamt elf Kurzfilmen des Kompilationsfilms „Elf Mal Morgen“ ein. Wir sehen den Teenager Jannick, der sich dem FC Ingolstadt 04 anschließt – dem Team der Blindenfußballer. Seine Geschichte steht stellvertretend für Millionen von Fußballbegeisterten, die der Sport zusammenbringt.

Diese Botschaft durchzieht den gesamten Film, wobei der Ton gleich zu Beginn gesetzt wird: „Wenn ich früher an Fußball dachte, dann dachte ich an brüllende Männer im Stadion und an Cristiano Ronaldo, der im Privatjet nach Saudi-Arabien fliegt. Ein bisschen dachte ich auch an Frauenfußball. Woran ich gar nicht dachte, war, dass Deutschland noch immer ein Fußballland ist. Dass es fast kein anderes Land auf der Welt gibt, das so viele Fußballvereine hat.“

Fußball war in Chemnitz immer schon politisch – nur eben rechts

Mitglied der Fangruppe Proletik Sonnenberg

In „Social Club“ begegnen wir Proletik Sonnenberg, einer Fangruppe des Chemnitzer Fußballvereins Athletic Sonnenberg. Wir sehen junge Fußballbegeisterte, die sich nicht nur zusammengetan haben, um ihren Verein zu unterstützen, sondern auch um eine Gegenposition in der Fanszene ihrer Stadt einzunehmen. „Fußball war in Chemnitz immer schon politisch – nur eben rechts“, sagt ein Mitglied von Proletik Sonnenberg in dem Film. Sie machen sich dezidiert für Toleranz stark, treten Rassismus vehement entgegen und bieten einen sicheren Raum queere Menschen.

Einen wichtigen Beitrag für den Erhalt der Vielfalt in der deutschen Fußballlandschaft leistet auch der Verein SG Crostwitz. Der Club liegt im Kernsiedlungsgebiet der Obersorben im Osten Sachsens. Die Sorben sind neben den Friesen, Dänen sowie Sinti und Roma eine von vier anerkannten nationalen Minderheiten in Deutschland. Sie pflegen ihre eigenen Bräuche und sprechen eine eigene Sprache, wofür sich nicht zuletzt auch der Verein SG Crostwitz einsetzt und dabei nicht müde wird, Anfeindungen entgegenzutreten und sich für den Fortbestand ihrer Kultur starkzumachen.

Auch der Frauenfußball wird in „Elf Mal Morgen“ gezeigt. Wir sehen die Spielerinnen des FFC Wacker München, des ISC ALHILAL und von Türkiyemspor Berlin und lernen, wie Zusammenhalt, Respekt und Wertschätzung nicht nur proklamiert, sondern gelebt werden.

Dass sich auch das Weltgeschehen im Fußball niederschlägt, zeigt die Geschichte des kleinen Tymofii. 2022 kam er nach Deutschland und trat dem Hamburger Fußballverein KS Polonia bei. Nach einem Training sehen wir ihn mit seinem Vater telefonieren. „Ich habe zwei Tore geschossen“, erzählt Tymofii stolz und blickt dabei auf das Handy, auf dem sein Vater zu sehen ist – tausende Kilometer entfernt an der Front. Tymofii ist einer von inzwischen 80 ukrainischen Jugendlichen, die beim KS Polonia spielen und damit nicht nur Teil einer Fußballmannschaft sind, sondern auch Teil einer Gesellschaft.

Einer Gesellschaft, deren Stärke gerade in jener Vielfalt liegt, die der Fußball zu fördern im Stande ist – und als ein solches Plädoyer ist der Film „Elf Mal Morgen“ auch zu verstehen: Als eine Einladung, den Fußball als einen Raum der Begegnung und des Austauschs zu betrachten, der Grenzen von Klasse, Kultur und Religion überwindet und Zusammenhalt fördert.

Copyright: Text: Goethe-Institut, Benedikt Maria Arnold. Dieser Text ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz. Zuerst erschienen im Juni 2024 auf https://www.goethe.de/


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