zum gesellschaftsjahr und zur wehrpflicht

Hätte man mich vor der Annexion der Krim in 2014 gefragt, hätte ich eine Wehrpflicht abgelehnt. Die Annexion und später der Angriff auf die Ukraine haben meine damaligen Ansichten in Frage gestellt, und so sehr es mich schmerzt, sehe ich die Notwendigkeit, so paradox es klingt, Frieden notfalls mit Waffen zu verteidigen.

Wie sieht es mit der Wehrpflicht aus?

Ich denke nicht, dass das frühere Modell der Wehrpflicht – Männer, kurz nach der Schule, werden entweder zum Dienst an der Waffe oder zum Zivildienst verpflichtet – zurückkehren sollte. Ich kann der Idee eines Gesellschaftsjahres aber etwas abgewinnen – aber nicht so, wie die CDU es sich vorstellt.

gesellschaftsjahr: wann?

Ganz grundsätzlich halte ich es für sinnvoll, dass jede und jeder sich für die Gesellschaft einsetzt. Das schließt aber ausdrücklich alle Altersgruppen mit ein – warum sollen nur die Schulabgänger:innen in die Pflicht genommen werden? Ich glaube, das oft gehörte Argument, dass junge Menschen ja noch die „Zeit“ haben und flexibler seien, stimmt nicht, und ich halte es auch für anmaßend und herablassend, so von außen über die Betroffenen zu bestimmen. Wir würden ja auch nicht hingehen und sagen: Rentner haben ja viel Zeit, sollen sie halt für ein Jahr leichte Arbeiten in der Kommune machen.

Es stimmt allerdings, dass es einige Übergangspunkte im Leben gibt, die sich für ein Zwischenspiel in Form eines Gesellschaftsjahres anbieten: Der Übergang von Schule zu Ausbildung, von Ausbildung zu Beruf, von Beruf zu Rente etwa. Ich denke, jede:r sollte in einem begrenzten Rahmen eine Wahl haben, wann er oder sie das Gesellschaftsjahr ableistet – beispielsweise vor dem Erreichen eines bestimmten Lebensjahres. Ich denke auch, dass bei der Einführung eines solchen Gesellschaftsjahres der größte Teil der Gesellschaft dazu ebenso verpflichtet werden sollte. Eine einfache, nicht besonders durchdachte Idee wäre:

  • Für Schulpflichtige gilt die neue Regel
  • Jede:r nicht Schulpflichtige jünger als 40 hat von nun an 20 Jahre, in denen sie ein Jahr ableisten sollten
  • Für jede:n, auch für Menschen älter als 40, bestehen bestimmte Anreize, das Gesellschaftsjahr auf die eine oder andere Art abzuleisten.

Wie schon angedeutet, ist dies sicher nicht besonders gut durchdacht, soll aber erstmal als Impuls im Raum stehen bleiben.

gesellschaftsjahr: wer?

Der Zivildienst war voll auf den Wehrdienst ausgerichtet, weshalb nur wehrpflichtfähige Männer diesen ableisten mussten. Ich finde aber, ein Gesellschaftsjahr sollte – wie der Name andeutet – auf die Gesellschaft zugeschnitten sein, und daher erstmal selbstverständlich auch für Frauen gelten. Weiterhin sollten die Kriterien, unter denen man dieses Jahr nicht ableisten muss, andere sein als die für den Wehrdienst.

Grundsätzlich profitiert die Gesellschaft dann am Meisten, wenn sich auch alle beteiligen.

– – –

Hinweis: Dieser Beitrag von Philipp Flenker wurde mit freundlicher Genehmigung automatisiert aus seinem Blog übernommen. Das Original finden Sie unter: Links der Mitte. Alle Urheberrechte verbleiben beim Autor des Beitrags.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert