Ramadan, Stromboli, Wolf

– In Berlin wächst kein Orangenbaum (2021) –

An rund 100 TV- und Kinoproduktionen hat Kida Khodr Ramadan in den letzten 20 Jahren gearbeitet – und ist damit wohl einer der fleißigsten Schauspieler in Deutschland. Sehr kleine Nebenrollen als Gangster/Türke/Araber/Immigrant vom Dienst wurden im Laufe der Jahre zu abendfüllenden Charakterstudien, in denen er, selbst bei untergenialen Drehbüchern, immer den maximalen Eindruck bei seinem Publikum (mir!) hinterlassen hat. Ich bin ein wahnsinniger Fan!

Wenn so jemand, nach 20 Jahren im Beruf, zum ersten Mal auch die volle Kontrolle für die andere Seite der Kamera, die Regie, Produktion und das Drehbuch für seinen Film übernimmt, dann geht er damit volles Risiko. Und hier hat er gewonnen!

Es vergehen handgestoppte 17 Minuten (& 26 Sekunden) bevor Ramadan überhaupt das erste Wort spricht. Aus der Geschichte, die sein Film bis dahin schon erzählt hat, machen andere glatt 6 Episoden einer TV-Serie.

Neben der jungen (und nicht minder großartigen) Emma Drogunova – die hoffentlich eine große Karriere vor sich hat, wenn sie denn will – hat Ramadan auch bei der weiteren erstklassigen Besetzung in seine Kontaktliste gegriffen: Anna Schudt (Tatort-Dortmund) als abgerissene und alkoholkranke Ex, Stipe Erceg in der klassischen Rolle des Verräters, der obligatorische Frederick Lau und der von mir ebenso geliebte Thorsten Merten als Verbündete, Karim Günes, Burak Yiğit und Tom Schilling glänzen in weiteren Nebenrollen.

Die schönste (und coolste) Nebenrolle von allen gehört allerdings Raymond Tarabay, der in nur wenigen Minuten Screentime 45 Jahre libanesischer Migrationsgeschichte in Deutschland zusammenzufassen in der Lage ist:

„Wir haben mit allem gerechnet, aber nicht, dass wir in diesem Land auch sterben werden.“

#Herzerwärmend!

Wenn sie morgen nicht bis 22:50 wach bleiben wollen, dann können sie „In Berlin wächst kein Orangenbaum“ heute schon in der ARD-Mediathek sehen. (Verfügbar bis 01.12.2021.)

Inshallah!


– Sibyl – Therapie zwecklos (2011) –

Allein Ingrid Bergman war vor vielen Jahren der Grund für mich, mir Roberto Rossellinis „Stromboli“ (1949) anzusehen. Und das, was geblieben ist, von diesem schwarzweißen Drama über vor den Folgen des II. Weltkriegs geflüchtete Menschen, war neben der grenzenlosen Bewunderung für die schwedische Filmgöttin, vor allem der Eindruck der Bilder der Insel, die ein, nach wie vor, aktiver Vulkan ist.

Rund 70 Jahre später ist der Vulkan der Ort einer so dramatisch wie tragikomischen Selbsttherapie einer Pariser Psychotherapeutin – und in Farbe! Ein feministischer Meta-Film – aus 2019 – über Abhängigkeiten, Frauen und Filmemachen. Ein Stück französisches Kino, wie es bei uns nur noch in den kleinen Programmkinos existieren würde, wenn es nicht noch die öffentlich-rechtlichen TV-Sendeanstalten geben würde.

One, der Lizenzverwertungssender der ARD erfüllt primär die Funktion durch die (Wieder-)Aufführung dieser Kleinode die anschließende Verwertung in eben seiner Mediathek zu ermöglichen. Und mit dieser Aufgabe macht er sich, recht häufig, verdient um Film und Publikum. So auch in diesem Fall.

Im TV lief der Film von Justine Triet mit Virginie Efira und Sandra Hüller (Toni Erdmann) erst am letzten Samstag kurz nach der Primetime.

„Sibyl – Therapie zwecklos“ – in der ARD-Mediathek. (Verfügbar bis zum 28.09.2021.)


Und…: – Der mit dem Wolf tanzt (1990) –

Haben sie schon gesehen. Möglicherweise mehrfach. Sind ja auch schon wieder über 30 Jahre. Macht nix! Kevin Costner, ein Wolf, sieben Oscars. Das Epos ist Teil der Reihe „Mythos & Wirklichkeit im Wilden Westen“ über Native Americans / First Nations bei ARTE:

„Der mit dem Wolf tanzt“ – auch in der Englischen Originalversion – 172 Minuten – in der ARTE-Mediathek. (Verfügbar nur noch bis 04.09.2021.)

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