Dieser Film ist seiner Natur nach erst mal ein vorzüglicher Actionstreifen – und eine im Kino zu seiner Zeit enorm erfolgreiche Warnung vor dem Überwachungsstaat. Erinnern wir uns: 1983 war in Deutschland das Jahr des massenhaften Protestes gegen die Volkszählung und eines wegweisenden Urteils des Bundesverfassungsgerichts um das „Recht auf informationelle Selbstbestimmung“.
Doch eigentlich ist der Film von John Badham inzwischen von der Wirklichkeit ja gleich mehrfach überholt worden. Ist er deshalb schlecht gealtert? Für mich ist er das nicht. Denn es geht nicht um die Technologie, sondern es geht um das Prinzip. Und ob sie das jetzt „Recht auf informationelle Selbstbestimmung“ nennen, oder schlicht „Privatsphäre“ ist mir gleich.
Wenn Technologie einem übergriffigen Staat zur Verfügung steht, dann wird dieser sie einsetzen. Und ob das jetzt, wie im Film, per „analogem“ Hubschrauber passiert, oder „digital“ und mithilfe „künstlicher Intelligenz“ ist nur eine Frage der Effizienz, aber nicht des Prinzips. Und das ist am Ende auch der zentrale Gedanke, den sich anscheinend „stabile“ Demokratien machen müssen. Denn einmal eingeführt, ist sie nicht mehr zurückzunehmen… insbesondere nicht, wenn diese angebliche Stabilität in sich zusammenfällt.
Tatsache ist, dass die Luftüberwachung von Los Angeles, in den siebziger Jahren aufgebaut, vor den Olympischen Spielen 1984 tatsächlich einen technologischen Quantensprung machen konnte – auch wenn dazu noch keine ultimative Waffe wie der „Blue Thunder“ Helikopter zur Verfügung stand. Die vollständige Überwachung der Stadt während der Spiele war ein erklärtes Ziel der Sicherheitsbehörden. Und da trifft der Film die Realität mit geradezu beängstigender Präzision.
Nun war John Badham seiner Zeit kein ausgewiesen „politischer“ Regisseur, sein Sujet war tatsächlich mehr die „Action“. Allerdings waren die beiden Filme, die der Brite 1983 in Hollywood machen durfte, wahrscheinlich seine über ihre Zeit hinaus wirksamsten. Weil sie eine Generation geprägt haben, wie nur wenig andere „Blockbuster“. Denn auch der unmittelbar auf „Blue Thunder“ folgende Film „Wargames“ – ein früher Prototyp des Computerhacker-Films ist nicht nur für viele Videospiel-Nerds eine Referenz, sondern auch für die Friedensbewegung der frühen Achtziger. Schließlich geht es in ihm um nicht weniger als den globalen Atomkrieg.
Mal ganz ehrlich: Mich beeindruckt „Das fliegende Auge“ noch heute auch wegen seiner ewigen Qualität als Actionfilm. Solche Stunts und irren Hubschauberverfolgungsjagden hat es zuvor noch nie gegeben. Nicht nur wegen der damals noch nicht zur Verfügung stehenden CGI-Spezialeffekte bleibt der Film ein ewiges Kunstwerk analoger Schnitttechnik. Für diesen Film wurden Edward M. Abroms und sein Kollege Frank Morriss 1984 auch vollkommen zu Recht für den Oscar in der Kategorie „Bester Schnitt“ nominiert. Atemberaubend!
Dass der Film „zu seiner Zeit“ als „Science-Fiction“ eingestuft wurde, mögen wir heute nicht mehr nachvollziehen. Denn so weit lag die Dystopie tatsächlich nicht in der Zukunft. Und ich finde, gerade das ist die besondere Stärke des Films. Und, ganz ehrlich… er ist weit besser gealtert, als ich. Ich war damals 18 Jahre alt und schwer beeindruckt.
Jedes Wiedersehen wert!
Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht am 23.01.2024.
Actionfilm, USA, 1983, FSK: ab 12, Regie: John Badham, Drehbuch: Dan O’Bannon, Don Jakoby, Produktion: Gordon Carroll, Musik: Arthur B. Rubinstein, Kamera: John A. Alonzo, Schnitt: Frank Morriss, Edward M. Abroms, Mit: Roy Scheider, Daniel Stern, Malcolm McDowell, Candy Clark, Warren Oates, Joe Santos, Anthony James, Ted King, Thomas Rosales Jr., James Read, David Sheiner, James Murtaugh, John Garber, Mario Machado
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