Terry Gilliam – „Brazil“ (1985)

4.9
(7)
Wenige Filme haben sich so tief in mein Gedächtnis gegraben, wie dieses Meisterwerk von Terry Gilliam. Für mich, damals auf Augenhöhe mit Ridley Scotts „Bladerunner (1982)“, hat er, als filmische Dystopie mein Verständnis von Totalitarismus nachhaltiger geschärft, als fast alles, was nach ihm kommen sollte. Und lieben konnte ich ihn auch. Deshalb gehört das Wort hier dem Meister selbst…

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Filmtrailer zu „Brazil“ / Rotten Tomatoes Classic Trailers / YouTube

Brazil war ein Film, der schon seit Jahren in meinem Kopf saß; ich meine, seit ungefähr zehn Jahren dachte ich über Dinge wie diese nach. Auf einer einfachen Ebene war dieser Film reinigend für mich. Er handelt wohl vor allen Dingen von meinen eigenen Frustrationen und meiner anscheinenden Unfähigkeit zu erreichen, was ich erreichen möchte, und meiner Unfähigkeit, ein System wirkungsvoll zu treffen, welches gänzlich falsch ist. Die Ängste von Brazil betreffen eigentlich nicht die Gefahr, die Welt könnte uns wegen des Systems aus den Fingern gleiten, denn wir sind ja das System.

Worum es in Brazil wirklich geht, ist, dass das System nicht aus großartigen Führern besteht, oder aus großartigen Maschinisten, die es kontrollieren. Es besteht aus einzelnen Menschen, die einfach ihren Job tun, als kleines Zahnrad, und Sam beschließt ein kleines Zahnrad zu bleiben und letztendlich zahlt er den Preis dafür. […] Auf der anderen Seite merkte ich, dass es ein Wunschbild gibt, das sagt, wenn wir alle unseren kleinen Beitrag leisten, würde die Welt eines Tages besser werden.

Dann gibt es auch die Pessimisten, die meinen: ‚Genug von diesem Geschwätz, es macht sowieso keinen Unterschied, am Ende stürzen wir wie die Lemminge die Klippe runter‘. Daraus ergab sich die Frage: ‚Wie entkommst du denn dieser Welt?‘ und Sam entkommt ihr, indem er wahnsinnig wird. Ich begann diesen Film mit der Frage im Hinterkopf, ob man einen Film machen könne, bei welchem das Happy End ist, dass jemand verrückt wird? …

Terry Gilliam: Ausschnitte aus einem Interview während der South Bank Show am 29. Juni 1991 (via: Wikipedia – „Brazil (1985)“CC BY-SA 4.0)

Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht am 22.12.2024.



Dystopie, Großbritannien, 1985, FSK: ab 12, Regie: Terry Gilliam, Drehbuch: Terry Gilliam, Tom Stoppard, Charles McKeown, Produktion: Arnon Milchan, Patrick Cassavetti, Musik: Michael Kamen, Kamera: Roger Pratt, Schnitt: Julian Doyle, Mit: Jonathan Pryce, Robert De Niro, Kim Greist, Katherine Helmond, Ian Holm, Bob Hoskins, Michael Palin, Jim Broadbent, Ian Richardson, Peter Vaughan, Ray Cooper, Simon Jones, Terry Gilliam


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  1. @mediathekperlen

    In all seiner Komik ist 'Brazil' trotzdem beängstigender und realitätsnäher als seine primäre Inspiration, 1984. In Brazil ist die wichtigste Ursache des Problems nicht wirklich in der Bösartigkeit der handelnden Akteure zu sehen, sondern eher in einem dysfunktionalen System, das es sozusagen evolutionär bevorzugt, uns gegenseitig das Leben zur Hölle zu machen. Das allein führt zu all der Inkompetenz, der Grausamkeit und der Sinnlosigkeit, und das bringt den Film sehr nah an mein Verständnis der Realität. Wenn ich heute an 1984 denke, sehe ich mehr 'Brazil' als das echte Buch, es vermittelt dessen Drohung irgendwie effektiver und ehrlicher.

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  2. @mediathekperlen einer meiner Lieblingsfilme!

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    1. Mediathekperlen

      @glueckstein Ich habe mich schon wiederholt gefragt, ob es zu „Lieblingsfilm“ möglicherweise eine Steigerung gibt… „Lebensfilm“ fiel mir ein. 🤔

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  3. @mediathekperlen Ich habe diesen Film, wie auch viele andere von Terry Gilliam, wirklich geliebt.
    Und ich freue mich, ihn endlich mal aus der Mediathek herunterladen zu können. Ohne Werbung, Einblendungen oder anderen Schnickschnack.

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