Eine Zumutung – „Die Ermittlung“ (2023)

0
(0)
„Es tötete nur, wer töten musste“ – Naziverbrecher um Ausreden nie verlegen – TV-Anstalten trauten sich nicht, das dem Publikum zuzumuten. Es geht mir um „Die Ermittlung“, zu sehen in der ARTE Mediathek.

Hier wurde ein Video von Youtube, einer Plattform von Alphabet (Google) eingebunden. Der Inhalt wird nur geladen, wenn Sie zuvor einer Übertragung Ihrer persönlichen Daten (ua. ihrer IP-Adresse) an die Plattform zustimmen.

Klicken Sie auf dieses Cover, um den Inhalt anzuzeigen.

Erfahren Sie mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

Filmtrailer 2023 / Lenonine / YouTube

Zu Arte abgeschoben, und selbst dort trauten sie sich nur zu einem Start des vierstündigen Stückes um 21.45 h. Die Sonntagsreden zu Auschwitz sind gehalten. Deutschlands öffentlich-rechtliche Anstalten, ihre Intendanzen und Programmdirektionen sollten sich in die Ecke stellen und schämen gehen.

„Die Adaption von Peter Weiss’ Theaterstück ‘Die Ermittlung’ bringt ein erschütterndes Kapitel der deutschen Geschichte auf die Leinwand. Er folgt den Spuren des ersten Frankfurter Auschwitz-Prozesses. Das Ergebnis ist ein Film, der nicht nur Mahnung gegen das Vergessen ist, sondern auch den Appell ‘Nie wieder!’ zur Botschaft hat.“

Programmtext ARTE

In Deutschland herrscht die Unsitte, Fremde zu testen, ob sie auch in der Lage sind, gute Deutsche zu werden. Diesen Spieß neige ich umzudrehen. Deutsche, die ein öffentliches Amt anstreben, sollten verpflichtet werden, vor dem Amtsantritt diese hochwertige theatralisch inszenierte TV-Arbeit von der ersten bis zur letzten Minute (4 Stunden) auszuhalten.

In ein ausliegendes Poesiealbum sollten sie ihre eigenen Gedanken dazu niederschreiben. Wer unter solchen Voraussetzungen lieber auf ein öffentliches Amt verzichtet, leistet der Demokratie des postfaschistischen Deutschland einen großen Dienst.

Informativ auch der Wikipedia-Eintrag. Hier ist zu erfahren, dass die betagte Verlagsmilliardärin Friede Springer (82) koproduziert habe. Was will sie der Öffentlichkeit damit mitteilen? Wenn sie mit dem Treiben der Herren Döpfner und Musk nicht einverstanden ist – warum sagt sie es ihnen nicht direkt in ihre hochnäsige Visage?

Kein großes Aufsehen macht die Inszenierung um einen weit größeren Helden unserer Demokratie: Fritz Bauer. Ohne den politischen und juristischen Kampf dieses zutiefst demokratischen Staatsanwalts wäre der Frankfurter Auschwitzprozess vielleicht gar nicht zustande gekommen. Nennen Sie mir einen, der sich mehr um die politische Hygiene dieser Republik verdient gemacht hat.

Dieser Beitrag von Martin Böttger erschien zuerst am 29.01.2025 im Beueler-Extradienst und hier in einer geringfügig überarbeiteten Version. Übernahme mit freundlicher Genehmigung des Autors. Alle Rechte vorbehalten. Permalink: https://nexxtpress.de/b/aUv



Filmische Adaption des Theaterstücks von Peter Weiss, Deutschland, 2023, Regie: RP Kahl, Drehbuch: Peter Weiss, Produktion: Film&Mischwaren, BR, WDR, Produzent/-in: Alexander van Dülmen, Kamera: Guido Frenzel, Schnitt: Peter R. Adam, Anne Fabini, Christoph Strothjohann, Musik: Matti Gajek, Mit: Rainer Bock, Clemens Schick, Bernhard Schütz, Christian Kaiser, Dirk Ossig, Arno Frisch, Elisabeth Duda, Nicolette Krebitz, Attila Borlan


Ihre Bewertung:

Wie bewerten Sie diesen Film / diese Serie?

Dieser Film / diese Serie wurde 0x im Durchschnitt mit 0 bewertet.

Bisher keine Bewertungen.


  1. @mediathekperlen "TV-Anstalten trauen sich nicht, das dem Publikum zuzumuten." Vielleicht ist es anders gemeint, aber "Die Ermittlung" lief am Montag auf Arte.

    Sie können diesen Beitrag über das Fediverse kommentieren.


    1. Mediathekperlen

      Das stimmt! Ich kann nur vermuten, dass die Kritik des Autors sich auf den Spartensender und die späte Sendezeit, nicht den Tag bezog. Ich werde ihn aber bei nächster Gelegenheit danach fragen!

      Sie können diesen Beitrag über das Fediverse kommentieren.


      1. Ruhrwellenreiter

        Aus dem Reflex heraus würde ich dem Autor zustimmen. Ein Stück, das über 4 Stunden, bis 1:45 am nächsten Morgen geht, erst um viertel vor Zehn am Abend beginnen zu lassen, bedeutet für den/die durchschnittliche:n Arbeitnehmer:in, das Ende schon nicht mehr wach (oder bei Bewusstsein) zu erleben.

        Andererseits denke ich aber, dass gerade für Inhalte wie diesen, deshalb eine angemessene Online-Aufbereitung Pflicht für die Sender ist. Eben um es auch Zielgruppen zu erschließen, die keine 4 Stunden vor dem Fernseher sitzen können – egal um welche Uhrzeit.

        Und da haben sich ARTE und BR eigentlich gut ergänzt. Denn sie haben das Stück nicht nur als Film bei ARTE in der Mediathek verfügbar gemacht, sondern auch als Mehrteiler in der ARD-Mediathek.

        Gerade der Mehrteiler (ich weigere mich einfach hier den Terminus „Serie“ zu benutzen) bietet sich förmlich an, ihn auch im Rahmen des Unterrichts an Schulen zu zeigen. Die Länge der einzelnen Kapitel passt perfekt in eine Schulstunde und kann auch sehr gut einzeln vor- und nachbereitet werden. Für engagierte Lehrer:innen ist das eigentlich ein Geschenk!

        Sie können diesen Beitrag über das Fediverse kommentieren.


        1. @ruhrwellenreiter Auf jeden Fall! (Den Film in einem Stück zu sehen, ist so oder so eine Herausforderung. Ein früherer Sendetermin hilft, aber knapp vier Stunden schafft unter der Woche wohl auch um 20.15 Uhr kaum ein/e Werktätige/r. Aber man hatte mit Arte alle Möglichkeiten. Auch die Mediathek.)

          Sie können diesen Beitrag über das Fediverse kommentieren.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Sie können diesen Beitrag auch über das Fediverse (zum Beispiel mit einem Konto auf einem Mastodon-Server) kommentieren.