Wann haben sie das letzte Mal Politiker:innen zugehört, freiwillig oder nicht, die beharrlich den Untergang Deutschlands herbei-beschwören, wenn nicht morgen wieder Atomkraftwerke ans Netz gehen können? Wenn sie das zum nächsten Mal erleben, dann fragen sie doch bitte, an welche Adresse die Castoren umgeleitet werden dürfen, die demnächst den für Jahrhunderte strahlenden Müll aus Jülich einmal quer durch NRW bis in’s Münsterländische Ahaus verschickt werden sollen.
Wenn sie sich die Skandalgeschichte(n) des Versuchsreaktors in Jülich, seit 1966 betrieben von einem Konsortium der deutschen Atom/Energiewirtschaft, nur mal nebenbei zu Gemüte führen, dann finden sie eine Menge Gründe, deren Weiterbetrieb dort zu untersagen. So ist es bereits 2014 mit einer Räumungsanordnung für das Zwischenlager geschehen. Und seitdem war schon klar, der Dreck muss weg. Irgendwohin.
Im Münsterland wollen wir den Scheiß nicht haben!
In Ahaus soll der Müll im Wesentlichen eigentlich nur in einer Lagerhalle herumstehen… in der großen Hoffnung, dass nix kaputt geht. Denn reparieren könnte man da nichts. Bevor die Brennelement-Kugeln tatsächlich endgelagert werden können, müssten sie neu verpackt werden. Das kann die „BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung“ (im 100% Besitz der Bundesrepublik Deutschland) in Ahaus aber auch nicht. Also ist ziemlich absehbar, dass das fröhliche Castorverschieben quer durch die Republik noch einige Runden weitergehen muss.
Für Marita Boslar vom Aktionsbündnis Stop Westcastor ist schleierhaft, warum es in den letzten 15 Jahren nicht ein einziges Mal ein Spitzengespräch mit allen Beteiligten gab. Dazu zählen die Bundesministerien Umwelt, Finanzen und Forschung, das Forschungszentrum Jülich, aber auch die Städte Jülich und Ahaus.
„Mona Neubaur muss als Erstes die 2014 erteilte Räumungsanordnung für das Jülicher Zwischenlager aufheben und dann alle Beteiligten zu einem Runden Tisch ins Ministerium einladen. Jetzt ist die Zeit für eine Kehrtwende und einen Neuanfang!“
(Marita Boslar / BI „Kein Atommüll in Ahaus„)
170 Kilometer durch NRW
Insgesamt sollten 152 Castoren aus Jülich nach Ahaus verbracht werden, dann sollten sie in die USA „exportiert“ werden… ich komme schon lang nicht mehr mit, was da gerade Beschlusslage ist. Jedenfalls laufen in diesem Moment die (leeren) Testtransporte unter tatkräftiger Mithilfe der Sicherheitsbehörden. Das ist nicht verwunderlich. Denn hier geht es einmal durch den am dichtesten besiedelten Ballungsraum Europas.
Die Anti-Atomkraft-Initiativen erwarten einen massiven Polizeieinsatz. „Was wir bisher gesehen haben, war ein riesiger Zirkus, der allein dem Zweck diente, die Hilflosigkeit von Politik und Atomaufsicht zu kaschieren“, erklärte Felix Ruwe von der Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“. Am 7. November hatte schon mal ein Schwertransporter einen leerer Castor-Behälter 170 Kilometer quer durch Nordrhein-Westfalen gefahren.
(Westfälische Nachrichten, (€) Sonntag, 19.11.2023)
Beim vorherigen Probetransport Anfang November führte die Route auch durch heikle Passagen wie den Düsseldorfer Flughafen-Tunnel (A44) und die Großbaustelle am Autobahnkreuz Kaiserberg (A3). Ab dem Autobahnkreuz Kaiserberg führte die Probefahrt dann kreuz und quer über die Duisburger Stadtautobahnen (A40, A59, A42) durch dicht besiedeltes Gebiet um letztendlich wieder auf die A3 zu gelangen.
Diese Castorbehälter sind auf eine Lebensdauer von 40 Jahren ausgelegt und zertifiziert. Das bedeutet, vorher muss ihr Inhalt wieder irgendwie, irgendwo anders hin.
Das klären wir bestimmt noch, irgendwie, irgendwann. Immerhin: Wer das bezahlt wissen wir ja schon…
Wir!
Demo in Ahaus
Für Ahaus rufen die Anti-Atomkraft-Initiativen am Dienstag, dem 21.11.2023, zu einer Demo auf, auch ein Trecker-Korso von Landwirten und Live-Musik sind bereits angekündigt. Auftakt ist um 18 Uhr am „TOBIT“-Kreisel (Legdener Str., Parallelstr, Schumacherring).
Danach führt der Demozug zur Kreuzung Schuhmacherring / Schöppinger Straße, während die Trecker einen Abstecher durch die Innenstadt fahren, um dann wieder mit den Demonstranten zusammenzukommen.
In Jülich ist am Dienstag ab 20 Uhr eine Mahnwache vor dem Haupttor des Forschungszentrums geplant.
- Aktionsbündnis „Stop Westcastor“ Jülich
- BI „Kein Atommüll in Ahaus“
- Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen
- Initiative für den sofortigen Atomausstieg Münster
- Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland – BUND NRW
Schreibe einen Kommentar