Kino
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Tobias Nölle – „Das letzte Königreich – Reisebericht einer Maschine“ (2023)
Die Erzählstimme dieses Films gehört einer Maschine, einem Androiden aus einer Zukunft, in der es keine Menschen mehr gibt – nur noch Daten, Algorithmen und das Gedächtnis der Erde. Was wie Science-Fiction klingt, ist ein Dokumentarfilm über ein Dorf, das 2023 geräumt wurde, um Braunkohle zu fördern. Lützerath. Ein Ort im Widerstand. Und plötzlich sind…
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Nina Menkes – „Brainwashed: Sex-Camera-Power“ (2022)
Dieser „Film“ ist ein Hammer! Einer, der den männlichen Blick nicht nur entschlüsselt, sondern zertrümmert. Eigentlich gehören diese 100 Minuten in die Grundausbildung, nicht nur für halbklug daherschwätzende Filmkritiker:innen, sondern für alle, die mit dem Medium Film – und darüber weit hinaus mit allem, was mit einer Kamera jeglicher Art aufgenommen wird – zu tun…
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John le Carré – „Der Spion, der aus der Kälte kam“ (1965)
Die erste Verfilmung eines Romans von le Carré, ein Monsterklassiker und ganz sicher kein Film, der einfach zu konsumieren, abzunicken und wieder zu vergessen ist. Vielleicht, weil er nicht vorgibt, etwas zu enthüllen, sondern nur zeigt, was ohnehin jede:r weiß – wenn wir denn hinsehen wollen: dass die Welt der Geheimdienste schmutzig ist, und dabei,…
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Andreas Dresen – „Nachtgestalten“ (1998)
Einer der besten, weil ungeschminktesten Berlin-Filme, an die ich mich erinnern kann. Es war noch nichts gentrifiziert, alles war möglich, aber nichts garantiert. Die Straßen gehören noch denen, die nichts zu verlieren haben: zwei junge Obdachlose, ein Taxifahrer mit Schuldgefühl, ein Geschäftsmann, der ein Mädchen „retten“ will, eine Sexarbeiterin, die lieber lacht als verführt. (ARTE)
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Andreas Dresen – „Halbe Treppe“ (2002)
6 Antworten
Ein Film, der die Zwischentöne ausspricht. Kein Drama, kein Plot, keine große Wendung. Sondern nur beobachtendes Aushalten, tastendes Erzählen über vier Menschen in Frankfurt (Oder), in der Peripherie Deutschlands, irgendwo in der Provinz, mit Bratwurstbude und Mittelstandsgrauen. Ein stilles Meisterwerk, das durch seine Form und die radikale Nähe zu seinen Figuren Maßstäbe gesetzt hat –…
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Shirel Peleg – „Kiss Me Kosher“ (2020)
Ich bin mir relativ sicher, dass ein Film wie dieser gegenwärtig keine Chance hätte gedreht zu werden. Eine Romantische-Culture-Clash-Komödie, über ein lesbisches israelisch-deutsches Paar, im Westjordanland zudem, den von israelischen Siedlern besetzten Gebieten Palästinas. Die sprichwörtliche Unmöglichkeit des Unwahrscheinlichen, nicht nur angesichts der politischen Realität und der humanitären Katastrophe. Auch deshalb ist der Film eine…
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Peter Meister – „Das schwarze Quadrat“ (2021)
3 Antworten
Ist das Kunst, oder kann das weg? Ich bin der letzte, mich in eine solche Diskussion einzumischen. Ob eine Komödie, zumal eine deutsche, aber funktioniert, oder nicht, das merke ich selbst. Hier gelingt es mal ziemlich gut, dem Traum(a)schiff einen Spin zu geben, den wir so noch nicht gesehen haben. Schuld daran sind Elvis, Bowie…
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Claude Berri – „Zusammen ist man weniger allein“ (2007)
2 Antworten
Ein altes Pariser Mietshaus. Darin: Camille, die fast verhungert, weil sie sich dem Leben verweigert. Philibert, ein adliger Sonderling. Franck, ein wütender Koch. Und Paulette, seine Großmutter. Vier Existenzen, die sich verheddern, vorsichtig, tastend, schüchtern – und so intensiv, dass sich Claude Berris zärtlicher Film über Einsamkeit, Fürsorge und widerständige Nähe am Ende wie eine…
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Isabelle Adjani – „Ein mörderischer Sommer“ (1983)
2 Antworten
Ein Film, wie ich danach nie wieder einen anderen gesehen habe. Und das, ob schon seine Krimi-Handlung so konventionell daherkommt, wie jene ungezählter anderer Thriller. Doch das, was Frau Adjani und Regisseur Jean Becker aus der Geschichte des Racheengels herauszuholen in der Lage waren, ist bis heute ziemlich unerreicht. (3Sat, Wh)
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Rob Marshall – „Die Geisha“ (2005)
Zhang Ziyi tanzt in Kimono und Stolz durch eine Welt, die nicht die ihre ist. Die Geisha, ein Hollywood-Film über japanische Traditionen, gedreht von einem US-Regisseur, gespielt von chinesischen Stars, gesprochen in Englisch – ist kein Ausflug in eine andere Kultur, sondern deren totale Aneignung. Schönheit wird hier ausgestellt, nicht verstanden. (ZDFneo)
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Pawo Choyning Dorji – „Was will der Lama mit dem Gewehr?“ (2023)
Ein Film über ein Land, das von uns gern als „glücklichstes der Welt“ verklärt wird – ohne zu fragen, wer dieses Glück misst, wem es nützt und wer davon ausgeschlossen bleibt. Bhutan vermarktet ein Image zwischen Öko-Utopie und spirituellem Sonderweg. Pawo Choyning Dorji unterläuft diese Erzählung nicht frontal, aber subversiv – mit trockenem Humor und…
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Brad Pitt – „Sieben Jahre in Tibet“ (1997)
Anlässlich des 90. Geburtstages des Dalai Lama erinnert sich auch die ZDF-Spielfilmredaktion wieder an Tibet. Doch in westlichen Filmen wird das Land dargestellt als entgrenzte Projektionsfläche für spirituelle Sehnsüchte, als Bühne für persönliche Erweckungsgeschichten. Auch Jean-Jacques Annaud bedient diese Logik mit aller grandiosen Kraft des Kinos – und scheitert gerade deshalb daran, Tibet als politischen…
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Stellan Skarsgård – „Todesschlaf“ (1997)
Ein Mensch kann nicht – nicht – schlafen. Das weiß unser Körper genau. Und das weiß und benutzt dieser Film. Denn der norwegische Thriller von Erik Skjoldbjærg (1997) nimmt die Prämisse des Schlafentzugs und entwickelt daraus eine Meditation über Selbstverlust, Schuld und den Abgrund zwischen Realität und Wahrnehmung. (ARTE)
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Im Maschinenraum der Cinephile: Letterboxd?
Es beginnt immer gleich: Da wollen wir nur ein bisschen Ordnung schaffen. Haben Filme gesehen, Filme vergessen, Filme verwechselt. Also loggen wir uns irgendwo ein, vergeben Sterne, tippen Listen, liken „favorite movie romances“ (Toller Beitrag, wünschte ich hätte ihn geschrieben.). Fühlen uns verstanden. Endlich ein Ort, wo alle wissen, dass „Possession“ (1981) kein Horrorfilm, sondern ein…
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Tilda Swinton – „A Bigger Splash“ (2015)
Eine Welt, in der alles sichtbar, aber nichts benennbar ist – Begehren, Schuld, Macht, Kontrolle. Ein Film über Körper – vor allem über den weiblichen – im Spannungsfeld männlicher Vorstellung, über das Frausein als Projektionsfläche, als Mythos, als Besitzanspruch. Und ein Film, der schmerzhaft sichtbar macht, wie tief verankert diese Strukturen selbst in liberalen, künstlerischen…
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Nina Vukovic – „Am Ende der Worte“ (2022)
4 Antworten
Ein Film über Gewalt in Uniform. Und darüber, was passiert, wenn das Versprechen, „für Recht und Ordnung“ zu sorgen, zur Rechtfertigung für körperliche und psychische Grenzüberschreitung wird. Wie männlich kodiert das System Polizei ist – und wie Frauen darin nicht automatisch Brüche erzeugen, sondern extreme Anpassungen vollziehen müssen, damit sie „funktionieren“. (ARD, Wh)
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Kolja Malik – „LasVegas“ (2024)
Las Vegas ist kein Ort, sondern ein Versprechen. Oder eine Drohung. In Kolja Maliks Film liegt es irgendwo zwischen Begehren und Zusammenbruch, zwischen Ketchup auf nackter Haut und der Frage, wie viel Rausch ein Körper aushält, bevor er zur Projektionsfläche anderer wird. (ZDF, Neu)
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Daniel Radcliffe – „Jungle“ (2017)
5 Antworten
Normalerweise bin ich bei einem „Survival-Drama“ immer etwas ambivalent. Schnell gelangweilt, weil sich die Überlebenskämpfe eigentlich zuverlässig wiederholen. So auch hier. Doch weil hier Daniel Radcliffe mitspielt, dachte ich, schaue ich mir das doch mal an. Und das war mal absolut kein Fehler! (ZDF, Wh)
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Maria Schrader – „Ich bin dein Mensch“ (2021)
6 Antworten
Maria Schrader ist fast auf den Tag genauso alt wie ich und uns als Schauspielerin seit mehr als drei Jahrzehnten wohlbekannt und sehr gut beschäftigt im europäischen Theater- und Filmbetrieb. Dass wir sie inzwischen ebenfalls als Regisseurin kennenlernen durften, mag auch ein Glücksfall für sie persönlich sein. In jedem Fall ist es unser großer Gewinn!
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Mike Nichols – „Hautnah“ (2004)
2 Antworten
Mike Nichols („Die Reifeprüfung“ 1967) hat mit diesem Kammerspiel über vier Menschen, die lieben, begehren, lügen und zerstören, ein Stück von der Bühne in einen der unangenehmsten und zugleich wirkungsvollsten Filme über intime Beziehungen konvertiert, den ich kenne. Kein romantisches Drama, sondern eine Studie über Macht, Verletzlichkeit und den Versuch, durch Nähe Kontrolle zu erlangen.…
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In eigener Sache: Inhaltswarnungen
12 Antworten
Es ist gar nicht so einfach, das Richtige zu tun, weil ich nicht genau weiß, wo mein eigenes Wissen aufhört – und meine Blindheit beginnt. Seit ich damit begonnen habe, Inhaltswarnungen für Filme zu schreiben, die ich bespreche, stolpere ich regelmäßig über diese Grenze. Sie verläuft nicht am Rand irgendeines Lexikons, sondern mitten durch mich…
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Woody Allen – „Midnight in Paris“ (2011)
Paris bei Nacht, Jazz in der Luft, ein melancholischer Schriftsteller auf Zeitreise – „Midnight in Paris“ verzaubert und verstört zugleich. Können wir Woody Allens Nostalgie noch feiern, ohne seine Biografie auszublenden? Ein wunderschöner Film mit einem inzwischen ziemlich bitterem Beigeschmack. (ARD)
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Virginie Efira – „Ein Becken voller Männer“ (2018)
Haben sie schon genug von der Hitze? Oder haben Sie noch Aufnahmekapazität für eine exotische Sportart? Im Wasser! Wie wäre es mit Synchronschwimmen? Als Ergänzung, zur Abwechslung oder als echte Alternative zum Dahindämmern in der abgedunkelten, überhitzten Dachwohnung drängt sich diese wunderbare französisch-belgische Tragikomödie über wahrhaftig erbarmungswürdige Männer momentan geradezu auf. (ARD, Wh)
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Clint Eastwood, Wolfgang Petersen – „In the Line of Fire“ (1993)
Für mich war dieser Thriller, angesiedelt im politischen Washington, eigentlich eine Fortsetzung des amerikanischen Western. Eastwood, dessen Dekonstruktion des Mythos in „Erbarmungslos“ kurz zuvor gleich viermal einen Oscar gewann, überließ dem Deutschen Wolfgang Petersen die Regie. Für den einen war es eine seiner letzten Action-Rollen, für den anderen sein Durchbruch in Hollywood. (ZDF, Wh)
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Gurinder Chadha – „Kick It Like Beckham“ (2002)
3 Antworten
Dass dieser Film pünktlich zur Fußball-Europameisterschaft in der ARD wieder auftaucht, ist eine kleine Sensation. Nein, wirklich: Dass ausgerechnet die öffentlich-rechtliche Bürokratiemühle so etwas hinbekommt – Herz, Timing und Kontext – hätte ich fast nicht mehr für möglich gehalten. Siehe da: In dem Apparat sitzen offenbar doch Menschen. (ARD)
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Bill Forsyth — „Local Hero“ (1983)
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Ein Film aus einer anderen Zeit. Ein Märchen. Über einen Oligarchen, dem es noch genügt hat, die Sterne nur zu beobachten – statt Raketen zum Mars zu schicken. In Schottland. Vielleicht der schönste Film, den Sie dieses Jahr gesehen haben werden. Mit Sicherheit ein lebenslänglicher Lieblingsfilm. (ARD, Wh)
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Walter Hill, Christoph Waltz, Willem Dafoe – „Dead for a Dollar“ (2022)
Der Western ist ein Genre voller Geister, Mythen und überlieferter Männlichkeitsfantasien. Oft sind das auch noch koloniale Gewaltgeschichten, die nie wirklich vergangen sind. Wenn dann ein Regisseur wie Walter Hill, der das Genre über Jahrzehnte hinweg mit geprägt hat, im hohen Alter noch einmal zum Revolver greift, können wir fast sicher sein, dass diese Geister…
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Re: Wim Wenders (ARTE)
3 Antworten
ARTE ist aus vielen, vielen Gründen mein Lieblingssender. Und das längst nicht nur wegen seines exzeptionellen Programms, sondern auch, weil die Straßburger:innen dieses Programm mit Liebe und Weitsicht kuratieren. Für den @mediathekperlen@nexxtpress.de Blog ist das geradezu unbezahlbar… tatsächlich wäre es mir glatt einen Euro Aufschlag auf meine Haushaltsabgabe für die TV-Gebühren wert, würden es all…
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Rockpalast – „James Brown: Say It Loud!“ (2024)
Eine Antwort
Eine Geschichte von Sound, Stolz und Selbstermächtigung. Ihr Rhythmus beginnt lange, bevor der erste Ton erklingt. Er liegt in den Blicken, in der Geschichte, im politischen Körper des Mannes, um den es in diesem Vierteiler geht. Kein Heldenporträt einer Musikikone, sondern eine visuelle und akustische Rekonstruktion von Geschichte – die so sehr von Gewalt, Ausschluss…
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Terry Gilliam – „Time Bandits“ (1981)
7 Antworten
Die Kritik hat mit diesem Meisterwerk der Phantasie damals nicht viel anfangen können. Doch das hat niemanden von uns davon abgehalten, diesen Film lebenslänglich zu lieben. Und jede:r von uns hat eine andere Geschichte darüber. Für mich ist er vermutlich eines der größten Geschenke, das ARTE uns überhaupt machen konnte… (ARTE, Wh)
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Kevin Bacon – „Footloose“ (1984)
Es gibt Filme, die mit einem kulturellen Erdbeben verwechselt werden könnten, dabei sind sie bloß Jugendgeschichten – bloß Musik, bloß Tanz, bloß erste Liebe. Und doch hallen sie nach, gerade weil sie mit so viel Naivität gegen die starre Welt anrennen. „Footloose“ von Herbert Ross, erschienen 1984, ist genau so ein Film. (3Sat)
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Die kulturelle Rückeroberung eines nordischen Gottes – „Mortal“ (2020)
„Nimm das, Marvel!“, war meine spontane Reaktion auf diese grandiose Rückeroberung der nordischen Mythologie durch den Norweger André Øvredal. Wäre ja auch schlimm, wenn alles, was davon noch an folgende Generationen zu überliefern übrig wäre, vom kulturimperialistischen Micky-Maus-Konzern und seinen „Avengers“ kontrolliert würde. „Thor“ ist nicht nur ein Kind der Götter, sondern auch ein freier…
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Robert Redford – „Die drei Tage des Condors“ (1975)
17 Antworten
Eine Zeitreise, 50 Jahre zurück in der Geschichte. Zurück in das letzte Jahrhundert, als Filme noch Handwerk von echten Menschen waren. Sydney Pollack war einer der großen Handwerksmeister des 70er Jahre Kinos und Robert Redford war sein Star. Dieser Film steht exemplarisch für ihre grandiose Zusammenarbeit und eine andere Zeit… (ARD, Wh)
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Bryan Singer – „Die üblichen Verdächtigen“ (1995)
9 Antworten
Trauen Sie der Geschichte nicht eine Sekunde. Konzentrieren Sie sich auf die Kleinigkeiten. Warten Sie mit ihrem Urteil über „Gut und Böse“! Wenn Sie dazu nicht bereit sind, dann schauen Sie diesen Film besser nicht. Wenn Sie sich aber darauf einlassen, dann belohnen Sie sich selbst. (ARD, Wh)
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Julia von Heinz – „Und morgen die ganze Welt“ (2020)
Keine drei Minuten, und schon mittendrin: Antifa-Aktivismus, eine WG voller Diskurse, Zweifel, Gewaltfantasien und Utopien. Julia von Heinz fordert Aufmerksamkeit. Ein deutsches Gegenwartskino, das nicht rückblickt oder Schuld verwaltet, sondern in der Jetztzeit handelt – das ist selten genug. Und dieses „Jetzt“ ist laut, wütend, komplex und unbequem. Was dieser Film riskiert, ist beachtlich! (ARD,…
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Franz Rogowski, Ben Whishaw, Adèle Exarchopoulos – „Passages“ (2023)
In Ira Sachs’ Film verfolgt die Kamera das Zerfallen einer Beziehung mit einer solchen Intimität, dass es beinahe unangenehm wird – wie bei einem Streit am Nebentisch, bei dem wir nicht weghören können. Was wie ein klassisches Liebesdreieck anmutet, wird hier zu einem komplexen Porträt emotionaler Abhängigkeit, toxischer Dynamiken und queerer Beziehungsmodelle, in denen jede…
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Moritz Krüger – „Die feige Schönheit“ (2025)
Ein Film, der sich leise entfaltet. Wie ein Gespräch, das erst nach dem dritten Satz beginnt. „Die feige Schönheit“ von Moritz Krämer, geschrieben mit Saskia Benter Ortega, ist zurückhaltend, schüchtern fast, mit einer zarten Emotionalität, die sich dem direkten Zugriff entzieht und doch berührt. Vielleicht ist es dieser sanfte Widerstand gegen einfache Kategorisierung, die mich…
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Gus van Sant, Sean Penn – „Milk“ (2008)
3 Antworten
Ein Film, der über seine historische Vorlage hinauswächst und der sich heute, fast zwei Jahrzehnte nach seinem Erscheinen, wie ein queeres politisches Manifest anfühlt – und eine Mahnung ist. Und das nicht nur wegen der tragischen Geschichte, die der Film erzählt. In Sean Penns Darstellung von Harvey Milk liegt eine Verletzlichkeit und Würde, die selbst…
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Christophe Gans – „Pakt der Wölfe“ (2001)
9 Antworten
„In dem Film geht es um Wölfe, französische Aristokraten, Geheimgesellschaften, Irokesen-Indianer, Kampfkünste, okkulte Zeremonien, heilige Pilze, Prahlhänse, inzestuöses Verlangen, politische Unterwanderung, tierische Geister, blutige Schlachtszenen und Bordelle. Das Einzige, was man nicht tun sollte, ist, diesen Film ernst zu nehmen. Seine Wurzeln liegen in traditionellen Monster-Sex-Fantasy-Filmen mit Spezialeffekten.“, schrieb Roger Ebert. (ARD, Wh)
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John le Carré – „Verräter wie wir“ (2016)
7 Antworten
Alles, was ich über Geheimdienste weiß, habe ich von John Le Carré gelernt. Also, das meiste. Der Richard Burton Film „Der Spion der aus der Kälte kam“ (1965) war sozusagen der Schlüssel und die BBC Serie „Smiley’s Leute“ (1982), mit Sir Alec Guinness, vollendete meine Grundausbildung. (ZDF, Wh)
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Carolina Hellsgård – „Sunburned“ (2018)
Ein Film, der geradezu absurd gut in die Jahreszeit passt. Und in die Gegenwart. Denn wenn wir als deutsche und internationale Tourist:innen nun wieder aufbrechen, um in fremden Ländern unseren individualistischen Urlaubsträumen hinterher zureisen, dann sind kleine Geschichten wie diese vielleicht ein geeignetes Mittel, ein paar von unseren neokolonialistischen Selbsttäuschungen zu hinterfragen. (ARD, Wh)
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Mike Mills – „Jahrhundertfrauen“ (2016)
Mike Mills erzählt von seiner Kindheit in Kalifornien, aber eigentlich von viel mehr: Von Müttern, die keine klassischen Mütter sind. Von den Frauen, die ihn geprägt haben. Und von einer Zeit, die sich nicht entscheiden konnte, ob sie schon modern ist oder doch noch ein Echo der Vergangenheit… (ARD, Neu)
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David Fincher – „Verblendung“ (2011)
2 Antworten
Ein harter Film. Nicht hart im Sinne eines Thrillers mit Hochspannung und Schockmomenten – sondern in seiner Haltung, seinem Blick, seiner Konsequenz. Es ist ein Film über patriarchale Gewalt, über institutionelles Wegschauen, über das Funktionieren von Macht in scheinbar modernen Gesellschaften. Und er scheut sich nicht, genau dorthin zu schauen, wo viele Filme ausweichen: in…
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Quentin Tarantino – „Once Upon a Time in… Hollywood“ (2019)
2 Antworten
Ein Märchen, das mit den Mythen der amerikanischen Filmgeschichte spielt, dabei aber nie ganz vergisst, wer am Erzählpult sitzt: Quentin Tarantino, Regisseur mit Stil, cineastischer Besessenheit und einem Hang zur Selbstinszenierung. Der Film ist nicht nur eine Hommage an das Hollywood der späten 1960er Jahre, sondern auch ein Abgesang auf eine Ära, die ihre Machtstrukturen…
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Quentin Tarantino – „Death Proof“ (2007)
Vielleicht der am meisten unterschätzte Film in Quentin Tarantinos Filmografie – und einer der unbequemsten. Ich habe ihn lange ignoriert, abgetan als stilisierte Gewaltorgie ohne Tiefgang. Doch beim Wiedersehen hat er sich mir ganz anders gezeigt: als wütender, feministischer Rachefilm, der den männlichen Blick nicht einfach nur spiegelt, sondern seziert – und schließlich vernichtet… (ARTE)
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Quentin Tarantino – „Kill Bill I. & II.“ (2003-2004)
Quentin Tarantinos Werk ist so durchdrungen von Zitaten, Referenzen und Gewalt, dass ich mich oft frage, ob ich dabei eigentlich noch wirklich etwas fühle – oder nur Teil eines intellektuellen Spiels bin, das mehr über Filmgeschichte als über Menschen erzählt. Und dann stand ich doch irgendwann vor dieser ikonischen Braut in gelbem Anzug, mit blutverschmierter…
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Quentin Tarantino – „Jackie Brown“ (1997)
Eine Antwort
Mit „Jackie Brown“ lieferte Quentin Tarantino 1997 einen Film ab, der in seiner Filmografie inzwischen wirkt wie ein zurückgehaltenes, geheimes Juwel. Nach dem riesigen Erfolg von „Pulp Fiction“ (1994) entschied er sich bewusst dafür, keinen weiteren selbstgeschriebenen Pulp-Thriller zu drehen, sondern Elmore Leonards Roman „Rum Punch“ zu adaptieren. Das Ergebnis ist ein faszinierendes, fast elegisches…
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Quentin Tarantino – „Reservoir Dogs“ (1993)
3 Antworten
Als ich „Reservoir Dogs“ vor über 30 Jahren zum ersten Mal gesehen habe, war ich Ende 20 – Tarrantino ist also einer meiner Generation – und hat mich völlig überwältigt. Dieser Film hatte eine Energie, eine Coolness, die ich so noch nie zuvor erlebt hatte. Die Gewalt war roh, die Dialoge pointiert, und der Soundtrack?…
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Scott Mann – „Fall“ (2022)
8 Antworten
Eigentlich ist dieses ein Film aus einem Genre, das mich oft ziemlich schnell furchtbar langweilt. Der Thrill aus Grenzsituationen, in welche Menschen geraten, weil sie Dinge tun, die ich niemals tun würde, packt mich nur selten. Ganz so wie hier. Doch tatsächlich ist dieser Film ein Fest für alle Sinne. Oder hatten Sie etwa schon…
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Rolf Lassgård – „Ein Mann namens Ove“ (2015)
Eine bemerkenswerte, ja wunderbare schwedische Tragikomödie, die auf dem gleichnamigen Bestsellerroman von Fredrik Backman basiert. Die Geschichte eines pedantischen, grantigen Rentners namens Ove, der seine Nachbarschaft mit strenger Hand kontrolliert und eigentlich genug vom Leben hat… (3Sat)
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Thomas Vinterberg – „Kursk“ (2018)
2 Antworten
Ein stiller, aber wahnsinnig eindringlicher Beitrag zum Genre des Katastrophen- und U-Boot-Films. Basierend auf dem realen Unglück der russischen K-141 Kursk, die im August 2000 nach einer Explosion während eines Manövers in der Barentssee sank, erzählt der Film nicht von heroischen Rettungsaktionen, sondern von systemischem Versagen, politischer Sturheit und dem Preis menschlicher Leben im Schatten…
2 Antworten