Sie können losgehen und den neuen Playboy kaufen, wenn Sie das mit ihrem Gewissen vereinbaren können. Für Steven van Zandt würde ich das sogar möglicherweise erwägen. Doch muss ich das Interview, das er der deutschen Ausgabe gegeben hat, gar nicht lesen, um zu wissen, dass es sich bei ihm schon seit vielen Jahrzehnten um einen der stabilsten Player im Business handelt. Ein Typ mit Haltung.
»Es ist offensichtlich, dass Bruce und ich nicht im Trump-Lager übernachten. In Amerika haben wir deshalb in den letzten Jahren die Hälfte unseres Publikums verloren«, sagte Bandleader Steven Van Zandt, 74, in der deutschen Ausgabe des Magazins »Playboy«. Der »Trumpismus« sei »heute stärker als der Rock’n’Roll«.(…)
Spiegel.de / DPA, 12.05.2025
»Irgendwann im Leben musst du die Entscheidung treffen, ob du ein ehrlicher Künstler sein willst, der auch ein Bürger dieses Landes ist mit all seinen Verantwortlichkeiten, oder du willst ein reicher Entertainer sein und tun, was jeder erfolgreiche Entertainer in der Geschichte getan hat, wenn er Geld verdienen will: Politik und Religion vermeiden.«
Es freut mich natürlich, dass Steve van Zandt und Bruce Springsteen Aufmerksamkeit in den Medien bekommen. Wäre das nicht unmittelbar vor ihren Auftritten in Deutschland, würde ich mich sogar noch sehr viel mehr darüber freuen. Gerade van Zandt, der einen großen Teil seiner Kunst mehr dem Graswurzel-Aktivismus gewidmet hat, als seinem eigenen ökonomischen Erfolg, war damit sicher auch ein nicht zu unterschätzender Einfluss auf Springsteen, sich selbst politisch und gesellschaftlich zu exponieren.
Eine Ansage werde ich nie vergessen. Ich stand selbst im Publikum vor der Bühne. Schauen Sie das Video. Es ist diesen August schon 41 Jahre her (Video oben):
Some wild things going on these days. We got something going on in America that’s, uh, they’re calling „new patriotism,“ you know? But, uh, it don’t look like no new patriotism to me — it looks like blind nationalism, you know? And that ain’t right. That ain’t what patriotism is all about!
Steven van Zandt, WDR-Rockpalast, Loreley, 25.08.1984
It ain’t about accepting everything you hear on television and everything your government tells you — that ain’t being a good patriot.
Being a good patriot means you question — everywhere, every time — to make sure your country stays your country. And it don’t mean you stop being a member of the world community either.
And it ass-sure ain’t about parties — you know, loyalty to the party instead of loyalty to the truth.
But if we don’t like things, it’s up to us to change things.
You know, politics ain’t nothing to be scared of. It’s just freedom, and human rights, and democracy — that’s all it’s about.
That’s righteous politics. And we’re the righteous — right here.
Everybody can sing this song with us.
„In diesen Tagen passieren einige wilde Dinge. In Amerika ist etwas im Gange, das man „neuen Patriotismus“ nennt, wissen Sie? Aber für mich sieht das nicht wie ein neuer Patriotismus aus – es sieht wie blinder Nationalismus aus. Und das ist nicht richtig. Darum geht es beim Patriotismus nicht. Es geht nicht darum, alles zu akzeptieren, was man im Fernsehen hört und was die Regierung einem sagt – das ist kein guter Patriot. Ein guter Patriot zu sein bedeutet, dass man alles in Frage stellt – immer und überall – um sicher zu gehen, dass das eigene Land das eigene Land bleibt. Und es bedeutet auch nicht, dass man aufhört, ein Mitglied der Weltgemeinschaft zu sein. Und es geht ganz sicher nicht um Parteien – Sie wissen schon, Loyalität gegenüber der Partei statt Loyalität gegenüber der Wahrheit. Aber wenn uns die Dinge nicht gefallen, liegt es an uns, sie zu ändern. Vor der Politik braucht man keine Angst zu haben. Es geht nur um Freiheit, Menschenrechte und Demokratie – das ist alles, worum es geht. Das ist rechtschaffene Politik. Und wir sind die Gerechten – genau hier. Jeder kann dieses Lied mit uns singen.“ (Übersetzt mit DeepL.com)
Auch deshalb ist van Zandt vermutlich der wichtigste Musiker meines Lebens. Nächsten Monat ist er mit Bruce Springsteen & the E-Street Band in Frankfurt, Berlin und Gelsenkirchen. Ihre Anwesenheit ist erwünscht!
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