Rabbit-Holes sind Tik-Tok, YouTube und die ARTE-Mediathek gleichermaßen. Während ich erst gestern dem Verweis einer sehr vertrauenswürdigen Quelle nachgegangen bin, bin ich auch gleich mitten hineingestürzt. Und dieses Mal konnte ich tatsächlich sehr viel lernen. Denn TikTok kannte ich vorher nur als Thema der Schlagzeilen. Und auf eine eventuelle Nutzung kann ich nun wirklich auf alle Zeiten verzichten.
2-teiliger Dokumentarfilm, verfügbar auch auf ARTE.TV.
Ich bin wirklich froh, dass es diese Menschen gibt, die sich nicht nur um die Phänomene, die Technik und die sozialen Auswirkungen (a)sozialer Netzwerke kümmern, sondern auch in der Lage sind, diese so aufzubereiten, dass ihre Analysen und Reportagen meine Neugierde triggern. Ganz gleich, ob es netzpolitische Blogs sind, oder öffentlich-rechtliche TV-Anstalten. Im Fediverse bekomme ich eine fein kuratierte Auswahl davon in meinen Feed gespült. Immer chronologisch, immer ohne Algorithmus, ungefiltert, direkt.
YouTube schafft das auch. Obwohl ich dort gar kein Konto habe. Die Plattform kennt mich also nicht. Außer meiner IP-Adresse (hinter VPN) und meinem Browser-Fingerprint gebe ich freiwillig keine Informationen über mich preis. Dennoch genügt die wenige Information dem Algorithmus schon hinreichend präzise zu erraten, mit welchem Video ich in Folge wahrscheinlich noch mehr Zeit auf der Plattform verbringen würde.
Selten, ganz selten, verfolge ich diese Empfehlungen.
Auch aus diesem Grund gibt es ja diesen Blog. Damit Sie einer Quelle trauen können, die vielleicht nicht immer Ihrer Meinung ist, oder ihren Geschmack trifft – die aber garantiert keine Maschine ist. Im Grunde ist es das, was mich mit den vielen Blogger:innen da draußen verbindet. Unsere Idee menschlicher Kommunikation.
TikTok ist dagegen die Antithese menschlicher Kommunikation. Das Ziel dieser App ist es, jedwede Kommunikation zu unterdrücken, die nicht in ihrem unmittelbaren Ökosystem stattfindet. Diese App beutet ihre User aus und lässt sie zurück als kaputte Hüllen ihrer einstigen sozialen und humanen Existenz.
Preisen müssen wir die Filmemacher Arnaud Lievin, Benjamin Teil und Vincent De Cointet für ihre spezifische Themen-Kompetenz und ebenso – und das ist mindestens so wichtig – für ihre interkulturelle Kompetenz dabei, sich der chinesischen Kultur, Politik, der sozialen und gesellschaftlichen Realität zu nähern, in welcher diese Technologie entstanden ist.
So bekommen wir 95 Minuten Fernsehaufklärung, die uns zurück zu den Wurzeln des öffentlich-rechtlichen Auftrags führen: Dem Publikum zum Nutzen zu sein. Keine Frage, hier haben sie damit einmal mehr ins Schwarze getroffen.
In den Kaninchenbau des ARTE-Archivs zu fallen, kostet vielleicht einige Stunden Lebenszeit. Doch mehr eben nicht. Und dafür bekommen wir einfach immer eine Entschädigung. Hier ist es das Geschenk einer signifikant gewachsenen Medienkompetenz. Und deshalb muss das tatsächlich auch auf YouTube verfügbar sein. Wo denn sonst, sind die Menschen unterwegs, die davon am meisten profitieren würden?
Diesen Blog würden sie wahrscheinlich alleine niemals finden… 😞
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