Essen / Köln – Es gibt Menschen, die verändern den Verlauf des Lebens anderer Menschen nachhaltig. Peter Rüchel ist so einer. Der ehemalige Leiter des WDR Jugendprogramms hat auf meines einen Einfluß gehabt, der wahrscheinlich nur von dem meiner Eltern noch übertroffen wurde. Er war tatsächlich der einzige Erziehungsberechtigte, den ich mir selber ausgesucht habe.
We lived in a time and a world of our own
Makin‘ up the rules as we went along
Just one coat between us and we never felt cold
We were never gonna get old
Ohne Peter Rüchels größter Erfindung, der (Live-)Musiksendung Rockpalast im WDR Fernsehen, hätte es die Rocknächte in der Grugahalle in meiner Heimatstadt Essen nie gegeben. Und ich hätte von meinen Eltern wohl nie die Erlaubnis bekommen, nach einer durchgerockten Samstagnacht, am Sonntagmorgen erst mit der ersten Straßenbahn nach Hause zu kommen. „Das Fernsehen“ war ja dort – da konnte ja nichts „schlimmes“ passieren. So dachten die. Was wussten die schon? 😉
So habe ich sie alle gesehen – das war meine Jugend:
In der Grugahalle: The Blues Band, Joan Armatrading, Ian Hunter, ZZ Top, Graham Parker, The Police, Jack Bruce, The Who, The Grateful Dead, The Undertones, Mink De Ville, Black Uhuru, Roger Chapman, Rick James, Van Morrison, The Kinks, Little Steven, Gianna Nannini, Kid Creole, Kevin Rowland & Dexy’s Midnight Runners, Joe Jackson, King Sunny Ade, Bryan Adams, Elvis Costello & The Attractions, Cheap Trick, Huey Lewis & The News, Chalice, Level 42, John Cale, Wolf Maahn, Paul Young, Al Jarreau, Prince, The Armoury Show, Squeeze, Rodgau Monotones, Ruben Blades, Big Country, Jackson Browne, BAP
Und auf dem Festival an der Lorelei: Frankie Miller, Eric Burdon, David Lindley, Rory Gallagher, Dave Edmund, U2, Stray Cats, Joe Cocker, Steve Miller Band, Greg Khin, Paul Brady, Stevie Ray Vaughan, The Alarm und natürlich Little Steven & The Disciples of Soul…
Playing cards ‚til the sun came up, rollin‘ dice
Down in the club and listen to the blues all night
Girls, out on the corner got lonely now and then
We’d never be that free again
Und das wichtigste: Ohne diese Rocknächte hätte ich vermutlich nie von Southside Johnny & the Asbury Jukes erfahren, einer kleinen, etwas obskuren Band aus New Jersey, deren Konzert in der Grugahalle im Oktober 1979 (weitere Acts waren der wunderbare Nils Lofgren und der manisch-magische Mitch Ryder) dann erst zu der Kette von Ereignissen geführt hat, die einige Jahrzehnte später dazu führen sollte, dass die Band und ich gute Freunde werden würden und, vor allem, dass ich meine Frau kennenlernen würde – während einer Fan-Convention, die ich für eben diese Band und ihr 25(!) jähriges Jubiläum der Rockpalastnacht, gemeinsam mit einem guten Freund und vielen Gästen aus dem In- und Ausland in einer Kellerbar in Osnabrück veranstaltet habe.
Southside und die Band waren natürlich auch dort. Und Peter!
Als ich ihn eingeladen hatte, war eigentlich nicht wirklich daran zu denken, dass er tatsächlich kommen würde. Doch seine Zusage war schon wenige Minuten nachdem ich ihm die Einladung geschickt hatte in meiner Mailbox. Es war fast, als hätte er darauf gewartet. Sehr cool! Es ergab sich eine wunderbare Konversation in dieser Mail, die noch einige Male zwischen uns hin und her geschickt wurde.
It’s been a long time since we’ve laughed together
It’s been a long time since we’ve cried
Raise your glass for the comrades we’ve lost
My friend it’s been a long, long time
Ihn dann im Uni Keller zu begrüßen, war, wie einen alten Freund nach Jahrzehnten wieder zu sehen. Man spürt, man „tickt“ noch auf die selbe Art und Weise. Eine „Verwandtschaft“, die nicht genetisch, aber nicht weniger intensiv und offensichtlich ist.
Aus dieser Begegnung ergaben sich dann noch viele andere. Immer bei Southside Johnny & den Jukes. Zuletzt im letzten Sommer in der Kantine, dem Club in Köln, einem Vorort von Peters Heimatstadt Leverkusen. Und wieder hatte er persönlich entscheidenden Anteil daran, dass die Band überhaupt dort spielen durfte.
So war es mir wirklich mehr als eine große Freude, ihm dort wieder einmal „Hallo“ sagen und die Hand schütteln zu dürfen.
We never quite fit, baby, we never played the game
Came out explodin‘ like a runaway train
Up all night talkin‘ about dreams of better days
Ain’t it funny how some things don’t change?
Ein alter Rock-&-Roller, der in all den Jahren nichts von seiner Leidenschaft und seiner Loyalität für das was er und für die, die er liebt verloren hat.
Vermutlich ist Peter Rüchel der einzige ehemalige WDR Redakteur mit einem eigenen „Fan-Club“?
Ich bin jedenfalls ein großer Fan!
Und gratuliere in Dankbarkeit und mit Freude zum 80. Geburtstag in dieser Woche!
PS: Viele Grüße auch von meiner Frau und den ASBURY JUKES!
Alle Lyrics: Steven Van Zandt („It’s been a long time“ by Southside Johnny & The Asbury Jukes, 1991)
Ein weiterführender Link: http://rockpalastarchiv.de/rn.html