So sehr wie amerikanische Filme nach dem II. Weltkrieg das (westliche) Kino dominierten, so sehr wurde Hollywood vor allem durch ein Genre dominiert: Western. Wenn Sie nach dem Krieg geboren wurden, dann sind die Codes dieser Filme wahrscheinlich ein Teil ihrer DNA. Ob Sie die Filme nun lieben oder nicht, spielt dabei eigentlich gar keine Rolle.
Nicht, dass es neben Western keine andere Filme gab. Doch gegen den Mythos des Wilden Westens hatten sie es an der Kinokasse schon damals unter Umständen so schwer, wie es heute ein Arthaus-Film hätte, der etwa gegen „Iron Man“ antreten müsste. Und hier bekommen wir nicht nur einen Superhelden, sondern gleich sieben davon. Eben!
Dass dieser Über-Western allerdings einmal so tief in unser kulturelles Bewusstsein eindringen sollte, war 1960 noch nicht wirklich abzusehen. Doch selbst, wenn Sie ihn, in all der Zeit, aufgrund entschuldbarer Umstände, tatsächlich noch nie gesehen haben sollten, wird ihnen vermutlich schon bei den ersten Takten der Filmmusik (Elmer Bernstein) im Vorspann auffallen, wie vertraut er ihnen tatsächlich ist.
Tatsächlich sind ja die Helden von Marvel’s Avengers oder auch von Hannibal Smith und seinem A-Team nichts anderes als modernisierte Varianten dieser Geschichte, die selbst ein Remake des damals teuersten japanischen Films aller Zeiten (1954) des Kinogenies Akira Kurosawa war, der wiederum auf einer mittelalterlichen Legende eines kaiserlichen Schwertkämpfers basiert.
Diese Geschichte ist eine von Outcasts. Revolver- und Messerhelden am Rande der Gesellschaft, die von den modernen Zeiten quasi zurückgelassen wurden und sich für wenig Geld, aber einen höheren Sinn, in einen eigentlich nicht zu gewinnenden Kampf mit den Bösen werfen. Bereit, einen hohen, gegebenenfalls auch den letzten Preis zu bezahlen, damit unterdrückte und ausgebeutete Menschen ein besseres Leben in Freiheit leben können.
Vor Jahren habe ich eine faszinierende Kritik gelesen, die John Sturges Film u.a. als Kronzeugen für die amerikanische Identität herangezogen hat, und ihn in einen Kontext gesetzt hat, mit den zahllosen Kriegen, welche die USA seit den 50ern bis in die jüngste Gegenwart geführt haben. Dabei ging es weniger um die dramatischen Fehlschläge und die mörderische Realität des US-Imperialismus, sondern um die (ziemlich irre) Selbstwahrnehmung der Nation. Ich finde den Link zu besagtem Beitrag nicht mehr – wenn Sie mir da vielleicht helfen können, wäre ich dankbar bis in die Unendlichkeit!
Ein kulturelles Erbe ist der Mythos des „Westens“ sicherlich und „Die glorreichen Sieben“ sind ein Werk des globalen Gedächtnisses, in jedem Fall aber ein Film, von dem ich, seit ich ein Kind war, wohl keine Ausstrahlung im TV verpasst habe.
Es ist für mich eben auch eine Geschichte von Solidarität und einem selbstlosen Kampf gegen Ausbeutung, Unterdrückung und Gewalt.
Das Ende ist, etwas überraschend vielleicht, kein umfassend glückliches. Kein glorioser Triumph. Das macht den Film schon fast realistisch. Denn der Sieg ist nur temporär errungen. Bis dass der nächste kommt, der stärker, besser bewaffnet, skrupelloser oder einfach geschickter daher kommt als der letzte Unterdrücker.
Ein Film für das Leben. Eben.
Western, USA, 1960, FSK: ab 16, Regie: John Sturges, Drehbuch: William Roberts, Produktion: John Sturges, Walter Mirisch, Musik: Elmer Bernstein, Kamera, Charles Lang, Schnitt: Ferris Webster, Mit: Yul Brynner, Steve McQueen, Charles Bronson, Horst Buchholz, Robert Vaughn, Brad Dexter, James Coburn, Bing Russell, Eli Wallach, Wladimir Sokoloff, Rosenda Monteros, Jorge Martínez de Hoyos, Valentin de Vargas, Rico Alaniz, Natividad Vacío, Robert J. Wilke, Whit Bissell, Val Avery
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