Hübsch, aber zu kurz angebunden – Mit ein paar Monaten Verspätung würdigt der regional „zuständige“ SWR das 60. Jubiläum des Burg-Waldeck-Festivals. Für mich ist das Legende geblieben – in den Hochzeiten des Festivals in den 60ern war ich noch zu jung und zu doof, um seine künstlerische und politische Bedeutung zu verstehen. Heute dagegen bin ich verständnislos, wie lieblos und pflichtschuldig es abgefeiert und abgeschoben wird.
Das 30-Minuten-Filmchen von SWR-Autorin Maja Hattesen ist durchaus liebevoll. Die Autorin weiß, wovon sie filmt und seiner Bedeutung.
30 Minuten können aber weder die damaligen Debatten noch die Langzeitwirkungen in Kunst, Musik und Politik auch nur ansatzweise ausleuchten. Es mag ja sein, dass im langweilig schematisierten und formatierten linearen TV-Programm für mehr Minuten keine Zeit bleibt. In unseren Mediathek-Zeiten wäre da aber mehr Qualität und Quantität möglich.
Auf mich wirkt das Werk so ehrlich bemüht – vom Sender aber auch entsetzlich arm. Das müffelt nach der in „unseren“ Anstalten herrschenden Direktor*inn*enmeinung, dem Publikum nicht mehr „zumuten“ zu können, uns also für intellektuell wenig belastbar, dumm und debil zu halten. Diese Damen und Herren ahnen gar nicht, wie sie uns damit gegen sie aufbringen.
Das hat die Geschichte von Waldeck nicht verdient.
Dieser Beitrag von Martin Böttger, hier geringfügig gekürzt, erschien zuerst am 13.08.2024 im Beueler-Extradienst. Übernahme mit freundlicher Genehmigung des Autors. Alle Rechte vorbehalten.
Dokumentarfilm, Deutschland, 2024, Buch und Regie: Maja Hattesen, Kamera: Till Talmann, Tristan Saul, Schnitt: Anja Field, Ton: Tillman Lunau, Hartmut Volp, Redaktion: Alexander Wasner
Schreiben Sie einen Kommentar