Ein wunderbarer Themenabend über das Leben und den Tod an sich…
Wenn es nach mir geht, dann nehmt meine Asche und verstreut sie irgendwo vor Cuxhaven in der Mündung der Elbe. Soweit habe ich immerhin schon vorausgeplant. Aber wann das denn dann soweit wäre, will ich nicht wissen. Denn mit dieser Erkenntnis, wäre ihr Einfluss auf mein tägliches Handeln, und überhaupt der Fähigkeit dazu vermutlich erheblich. Doch, was wäre eigentlich falsch daran? Unter Umständen wäre das ja auch eine Chance.
ARTE und die ARD widmen sich dem Sujet auf ganz unterschiedlich und gleichsam verblüffend ähnliche Weise. Das eine ist eine noch recht junge Wiederholung einer WDR Produktion, das andere eine echte Premiere und Entdeckung aus Island. Beides kam gestern nahezu zeitgleich in die Mediatheken. Zufälle gibt es!
– Mein eigenes Begräbnis (2020) –
Ich vermute, die Anzahl der Extradienst-Leser:innen mit Konversationskentnissen der isländischen Sprache ist im kaum messbaren Bereich. Ausschließen, dass es sie gibt, kann ich aber nicht. Ebenso ausschließen würde ich aber, dass sie, wenn sie, wie ich, dieser Sprache nicht mächtig sind, diesen kleinen isländischen Sechsteiler nicht zu schätzen wüssten, wenn sie ihn sehen würden. Dafür gibt es ja Untertitel!
Leben und Tod, also die wirklich großen Fragen werden in diesem 6-Teiler (à +/-30min) verhandelt. Selbsterkenntnis und Familie, Väter und Söhne, verkackte Beziehungen, Liebe und (späte) Einsicht. Dennoch werden sie wohl aus vollem Herzen darüber lachen, oder wenigstens lächeln oder weinen! Und das ist dann echt und die wahre Kunst in diesem Werk. Weil Komik ohnehin immer nahe der Tragik und Tränen stattfindet. Jedenfalls bei großen Künstler:innen dieses Fachs. Und daran mangelt es in Kristofer Dignus Mini-Serie nun wirklich nicht. Deshalb lassen sie auch die Finger von der Vorlauf-Taste. Sie sind es wert! Auch und besonders weil wir diese tollen Künstler:innen „bei uns“ sonst nicht sehen können.
Es könnte tatsächlich sein, dass diese knapp drei Stunden TV sich für sie sogar lebensverlängernd auswirken.
Für mich, das beste aus Skandinavien, seit Lilyhammer!
„Mein eigenes Begräbnis“ – in der ARTE Mediathek verfügbar bis 14.07.2023
– Ruhe! Hier stirbt Lothar (2021) –
Um Leben und Tod geht es auch hier – und eine verblüffend ähnliche Geschichte in einem Film, der wenigstens wenige Wochen auf der großen Leinwand verdient gehabt hätte, weil er eigentlich so viel größer ist, als das Fernsehen. So groß wie das Leben, eben. Und doch wurde er vom WDR für das Fernsehen produziert. Erstaunlich! Die können das, wenn sie wollen dürfen!
Obwohl die TV-Erstausstrahlung erst im Januar diesen Jahres stattfand, freue ich mich über jede Wiederholung. Weil das dem Film von Hermine Huntgeburth (Buch: Ruth Thoma) nun auch wieder ein neues Leben in der Mediathek beschert – und mir Gelegenheit darauf hinzuweisen.
Jens Harzer ist ein Gigant auf deutschsprachigen Bühnen. Im deutschsprachigen Fernsehen macht er sich rar. Das erhöht den Wert ihn dort sehen zu können. Und dieser Film ist gleich noch viel wertvoller, weil ihm mit Corinna Harfouch eine absolut ebenbürtige Partnerin geschenkt wurde und ein Buch, welches mensch ob seiner wunderbaren Dialoge gleich nochmal nachlesen möchte.
Stell dir vor, du bekommst die Nachricht dass du bald stirbst. Krebs, das erbärmliche Arschloch. Und dann erfährst du, dass du weiterleben wirst.
Dieser Film erzählt das davor, dazwischen und danach. In einem ganz kleinen Leben.
Ganz wunderbar!
„Ruhe! Hier stirbt Lothar“ – in der ARD Mediathek verfügbar bis zum 20.09.2021
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