Ich glaube, ich befinde mich, auch unter Hardcore-Springsteen-Fans, auf einem sicheren Territorium, wenn ich das Album „Human Touch“ (1992) als eines der unterdurchschnittlichsten der 50 jährigen und weit überdurchschnittlichen Karriere des Mannes aus New Jersey bezeichne.
Kreativ wie persönlich war das Album ein Dokument aus der Sackgasse, in welcher der in Los-Angeles lebende Superstar sein Leben vorfand. Und es sollte noch bis zum Ende der 90er Jahre dauern, bis dass er dieses Tief privat wie beruflich wieder endgültig und nachhaltig überwinden sollte.
Trotzdem sind bei mir natürlich Erinnerungen hängengeblieben. Die Show 1993 in der Westfalenhalle war ja auch keine schlechte. Im Gegenteil. Nur halt mit der völlig falschen Band. Und Jon Bon Jovi und Richie Sambora hatten, genau wie wir Fans, ihren Spass während der extended Jam-Session gegen Ende des Konzerts.
Was aber hängen geblieben ist, seit 30 Jahren, das sind „57 Channels“. Ein Lied, eigentlich untypisch für Springsteen. Eingängig und mit einem, in die hinteren Ecken des Unterbewußtseins kriechenden Refain, einem Hook der sich selbst quasi in das musikalische Gedächtnis implantiert und einem Text der… na ja… unterkomplex aber um so mehr erinnerbar war.
Video: 57 Channels (And Nothin‘ On) – Bruce Springsteen
Ich habe keine Ahnung, was wir mit diesem Video bezwecken wollten, abgesehen von einem vagen Gefühl der „Hipness“ und einem Versuch der Ironie, der in der Zeit von nur 57 Kanälen und noch ohne Flachbildfernseher entstand. Das war noch nie meine Stärke, und ich empfinde es heute als eine Abkehr von unserem üblichen Ansatz und als eine Art spielerische Fehlleistung. –
Bruce Springsteen am 06.09.2014 auf Facebook.
Für mich ist das Lied ein Teil des Soundtracks meines Lebens. Ein Dokument aus einer Zeit, in der wir vom Internet noch nichts wussten. Aus einer Zeit seit der nicht alles besser geworden ist. Und das TV-Programm es in vielen Nächten einfach zur Notwehr macht, den Fernseher zu erschießen. Ich neige nicht zur Gewalt und hege für den Täter doch viel mehr als nur klammheimliche Sympathie.
Aber eine spielerische Fehlleistung? Das war es nicht!
Von Mediatheken konnte der Mann ja einfach noch nichts ahnen.
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