Christopher Walken – The Outlaws (Serie, 2021)

4.3
(3)
Das ZDF greift auf den internationalen Fernsehmessen gerne in den internationalen Serienkorb. Und zwar so tief, dass nicht immer alles funktioniert oder beim Publikum zündet. Selbst beim Mutterschiff aller öffentlich-rechtlichen, der BBC, geht einmal eine Serie schief. „The Outlaws“ ist definitiv mal wieder eine, die dieses Risiko wert war.

BBC iPlayer

Dieses externe Video wird ihnen vom iPlayer der BBC bereitgestellt. Bitte klicken sie hier, wenn sie den Inhalt anzeigen wollen. Die Datenschutzerklärung der BBC gibt ihnen Auskunft über die bei einem Aufruf des Videos übertragenen persönlichen Daten.

Erfahren Sie mehr in der Datenschutzerklärung von BBC iPlayer.

Für mich ist „The Outlaws“ ja irgendwie auch ein Lokalpatriotismus-Ding. Nur weil der Vater eines der aus der Gegend weg ist, aus welcher auch ich und der ganze der rheinisch-westfälische Zweig meiner Familie stammen. Das sind Essen-Karnap und Gelsenkirchen-Horst, wenn sie das kennen sollten. Nicht wirklich die Perlen an der Emscher, aber eben mein Zuhause. Auch für Christopher Walkens Familie. Bei denen haben wir oft die Brötchen geholt. Wenn sie von dort sind, dann kannten sie Wälken.

Wie die BBC und Amazon Studios den 80 Jahre alten Weltstar und Oscar-Preisträger aus Hollywood überreden konnten, nach Bristol umzusiedeln, um eine englische TV-Thriller-Comedy-Serie zu drehen? Vermutlich hat Geld etwas mit der Antwort zu tun.

Ich bin nicht besonders wählerisch. Auch wenn diese Ansicht meine Agenten oft fast zum Wahnsinn getrieben hat. Viele Leute meinten nämlich, ich hätte es als Oscar-Preisträger nicht nötig, kleine Rollen in kleinen Filmen anzunehmen. Ich arbeite aber gerne mit jungen Regisseuren und Kollegen, warum sollte ich mich selbst blockieren? Ich habe im Laufe meiner Karriere in etlichen Filmen mitgespielt, die nie erschienen sind. Manche habe ich selbst nie gesehen, weil das Geld ausging und das Rohmaterial irgendwo vergammelte. Aber was soll’s, ich habe immer das Beste gegeben, das war mir stets wichtig.

(Christopher Walken im Interview mit Spiegel-Online, 24.07.2005)

Der junge Regisseur und Autor war in diesem Fall Stephen Merchant, der für sich selbst auch eine der sieben(!) Hauptrollen dieser Serie geschrieben hat. Ich wüsste gar nicht, wie ich solch eine Konstellation auf das deutsche Fernsehen übertragen würde. Also in etwa wäre das zu vergleichen, wenn Bastian Pastewka einen Thriller für sich und Robert De Niro geschrieben hätte – der in Emden an der Nordsee spielt.

Es geht um sieben Menschen, die statt Gefängnisstrafe Sozialdienst aufgebrummt bekommen und sich dadurch kennenlernen. Die schlaue Schülerin Rani, der alternde Kleinkriminelle Frank (Walken), die koksende Influencerin Lady Gabriella, der seltsam unbeholfene Rechtsanwalt Greg (Merchant), die radikale Aktivistin Myrna, der Unternehmer John und der Gangster Christian. (ZDF)

Die Serie zieht ihren Appeal nicht nur aus der Krimigeschichte, sondern vor allem aus der Vielfalt der Typen die hier zusammenkommen. Ob es eine akkurate Repräsentation Englands ist, was wir hier sehen, müssen die beantworten, die es besser kennen als ich. Doch an Diversität habe ich bei uns – in einer TV-Serie – ehrlich noch nichts Vergleichbares gesehen, dass diesem Cast auch nur nahekommen würde. Und, ja, ein echter Banksy wird im Fernsehen auch nicht jeden Tag übermalt.

Die Autoren scheuten sich definitiv nicht, sprichwörtlich todernste Themen wie Rassismus, Sexismus, Machtmissbrauch durch Polizei und Politik und (weiße) Privilegien zu behandeln. Nicht nur in – nicht immer geschmackssicheren – Witzen, sondern auch in lebensechten und authentischen Dialogen ihrer ebenso authentischen Figuren. Das geht mitunter echt nahe und zu Herzen. Schon dafür lohnt sich die Originalversion der Tonspur.

Merchant hat ein Händchen dafür, seine Figuren menschlich zu gestalten, egal wie krass sie an der Oberfläche erscheinen, und er deutet ihren tieferen Schmerz an, welcher der Serie mehr Herz und Wärme verleiht, als es zunächst den Anschein hat.

(Rebecca Nicholson, The Guardian, 28.10.2021)

Merchant ist mit „The Outlaws“ etwas wirklich Seltenes gelungen: Ein Sozial-Komödien-Thriller. Sehr britisch, understated-humorvoll aber auch sehr universell und spannend. Da überrascht es nicht, dass die zwei Staffeln auch international sehr gut gelaufen sind. Die erste bekommen wir jetzt bei ZDFneo… die zweite hoffentlich auch bald.

Und was eine mögliche deutsche Version angeht? Ja, da wäre so, was eigentlich etwas für Christoph Maria Herbst und Ralf Husmann… mit Stromberg hat so eine Übertragung aus der britischen Humor-Hemisphäre der BBC in das Deutsche schon mal überragend funktioniert. Meine Herren, wie wär’s?

Wer ruft bei De Niro an?

(@ZDF)


Link: „The Outlaws“ – Die Pressemappe zur Serie beim ZDF


TV-Serie, Großbritannien, 2021, Buch: Stephen Merchant, Elgin James, Regie: John Butler, Stephen Merchant, Kamera: Nick Martin, Produktion: Nickie Sault, Luke Alkin, Kenton Allen, u.a. Mit: Stephen Merchant, Christopher WalkenEleanor Tomlinson, Rhianne Barreto, Nina Wadia, Dolly Wells, Darren Boyd,  Richard E. Grant, Claes Bang, Clare Perkins


Bewertung

Wie bewerten Sie diesen Film / diese Serie?

Dieser Film / diese Serie wurde 3x im Durchschnitt mit 4.3 bewertet.

Bisher keine Bewertungen.


Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert