Bastian Pastewka – „Morgen hör ich auf“ (Miniserie, 2018)

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Das Debüt eines Charakterdarstellers, der mit dem gleichnamigen Komödianten nur den Namen, das Gesicht und einige Manierismen teilt. Großartige Transformierung eines Handlungsfadens von Albuquerque, Arizona (Breaking Bad) nach Bad Nauheim, Hessen. Allerding mit weitaus weniger Naturwissenschaften (Chemie hab ich nur geschafft, weil ich abschreiben konnte). Und auch nur 5 Folgen! Fünf! Ich mein‘, was soll das denn, ZDF???

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Für die jüngeren unter uns müsste ich wohl erstmal das Phänomen „Breaking Bad“ (2008–2013) erklären, bevor sich ihnen die Relevanz dieser (zu) kleinen Serie des ZDF aus dem Jahr 2018 erschließt. Fragmente einer Einführung können Sie aber auch auf einem obskuren Privatsender finden, denn dort laufen täglich sowohl die Monsterserie „Malcom in the Middle“ (151 Folgen, 2000-2006) mit Bryan Cranston als auch „Pastewka“ (97 Folgen, 2005-2014 & 2018-2020) mit eben dem (und der wunderbaren Sonsee Neu).

Mit dem epischen Meisterwerk von Vince Gilligan stehen diese beiden Serien nämlich in mehr als nur einem Dreiecksverhältnis.

So wie Bryan Cranston sich seinen Lebensunterhalt vor „Breaking Bad“ in 151 Episoden einer Familien-Sitcom hart verdienen musste, war auch von dem Komödianten Bastian Pastewka nicht wirklich abzusehen, dass er eines Tages quasi die deutsche Provinzausgabe eben jenes „Walter White“ spielen sollte, mit welcher der andere zu einer kulturellen Ikone des frühen 21. Jahrhunderts wurde.

Auf einmal war sie in der Welt, die Rede vom „deutschen Breaking Bad“: ZDF-Programmchef Norbert Himmler hatte 2014 in einem Interview die preisgekrönte US-Serie als Vergleich gewählt, um „Morgen höre ich auf“ anzukündigen. Damit hat er den Machern des ZDF-Mehrteilers keinen Gefallen getan. Denn mit nichts schadet man einer ambitionierten Produktion mehr, als sie mit unhaltbaren Erwartungen zu überfrachten. Denn natürlich schaffen es weltweit nur ganz wenige Serien, dem Vergleich mit „Breaking Bad“ standzuhalten.

Carsten Heidböhmer, Stern.de, 18.12.2015

Erst habe ich gedacht, das ZDF wolle ernsthaft „Breaking Bad“ persiflieren. Doch dieser Gedanke fand nicht wirklich Bestätigung, in dem, was wir dann zu sehen bekamen. Das Gegenteil war der Fall. Denn das war alles andere als Persiflage!

Pastewka war wohl, und wenn sie mich fragen, zu Recht, ziemlich sauer.

(…) Wir sind nicht das deutsche Irgendwas, sondern erzählen eine eigene, sehr deutsche Geschichte. Also haben wir munter drauflosgedreht.

Bastian Pastewka im Interview, Spiegel, 18.12.2015

Aus dem Komiker aus der Sat1-Wochenshow“, der mit seiner halb-biografischen Serie „Pastewka“ für denselben Privatsender damals gerade äußerst erfolgreich den deutschen Larry David gegeben hat – und dafür mit Comedy- und Fernsehpreisen belohnt wurde, wurde in „Morgen hör ich auf“ ein tatsächlich tragischer Held einer dramatischen und durch und durch bodenständigen Familiengeschichte.

Getraut haben sie sich beim ZDF, das Experiment aufzubauen, vertraut haben sie sich aber nicht wirklich. Denn mit ihrem total vermurksten Marketing und äußerst suboptimalen Sendezeiten, konnte ein solcher Versuch eigentlich kaum nachhaltig funktionieren.

Es war, am Ende, wohl alles ein furchtbares Missverständnis. Denn mit „Walter White“ hat „Jochen Lehmann“ tatsächlich nicht mehr gemeinsam, als etwa Albuquerque mit Bad Nauheim.

Und obwohl die Serie schon nach nur fünf Folgen ihr Ende gefunden hat, steht sie bis heute noch ziemlich beispielhaft, für einen – unter deutschen, öffentlich-rechtlichen Verhältnissen – mutigen Versuch einmal die klassischen Pfade von Serien und Filmen zu verlassen, und einen – aus fast nachvollziehbaren Gründen – Kriminellen in den Mittelpunkt der Handlung zu stellen.

Seitdem ist auch in Mainz viel Wasser den Rhein runtergeflossen. Pastewkas Ruf hat, auch beim ZDF, nicht gelitten. Die Serie ist eine Mediathekperle. Und ich warte eigentlich noch immer auf eine Fortsetzung. Denn das ZDF hat hier noch immer etwas gutzumachen!

Wie wär’s, Herr Himmler?



TV-Serie, Deutschland, 2015, FSK: ab 0, Idee: Martin Eigler, Sönke Lars Neuwöhner, Sven S. Poser, Regie: Martin Eigler, Produktion: Wolfgang Cimera, Bettina Wente, Musik: Manu Kurz, Alexander Maschke, Kamera: Christoph Chassée, Mit: Bastian Pastewka, Susanne Wolff, Janina Fautz, Moritz Jahn, Katharina Kron, André Jung, Jan Pohl, Margarita Broich, Wolfgang Rüter, Georg Friedrich, Dennis Mojen, Stephan Grossmann, Uwe Preuss, Torben Liebrecht, Alexander Scheer, Simon Schwarz @3sat


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