Lena Urzendowsky – „Franky Five Star“ (2023)

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Jetzt mal ehrlich: Wissen Sie eigentlich so genau, wer da alles in Ihrem Oberstübchen wohnt? Und, wollen Sie das wirklich wissen? Dann hilft Ihnen vermutlich nur eine Therapie. Bei mir ist da manchmal gleich gar keine:r zu Hause, wie es scheint. Besonders dann kommen mir meine besten Gedanken beim Fernsehen, doch hätte ich mir so einen Film wohl nie ausdenken können. Ein Geschenk von Birgit Möller.

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Filmtrailer zu „Franky Five Star“ / BIFFF / YouTube

Was mir beim Zusehen zuerst in den Sinn kam, das war die Assoziation mit Wes Andersons genialem „Grand Budapest Hotel“ (2014), einem Film, den ich über alles liebe und den das deutsche Fernsehen leider sträflich vernachlässigt… Birgit Möllers kleines Meisterwerk dagegen, bekommt an Silvester 2024 endlich seine Free-TV-Premiere. Und wenn Ihnen an dem Tag eher nach Fernsehen ist, statt Party, dann bleiben Sie einfach auf der Couch und ignorieren den Film in der Mediathek bis dahin. Einen guten Grund dafür haben Sie nun!

Für mich ist „Franky“ ein überaus niedlicher Film. Ein „Coming-of-Age-Film“, der auch einem Mann, der schon kurz vor der 60 steht, noch etwas mitgibt. Denn er beschreibt im Grunde eine, unter Umständen sehr ernst zu nehmende psychologische Symptomatik in der Person einer jungen Frau, doch löst er eben diese Diagnose überaus spielerisch und so komödiantisch auf, dass es eine Freude ist, dabei zuzusehen.

Die junge Lena Urzendowsky lädt als „Franky“ ja wirklich jede:n ein, bei ihr einzuziehen. In das Hotel in ihrem Kopf. Da können wir sie als temporäre kleine Schwester, Freundin, Tochter oder Enkelin für einen Filmabend lang auch gleich adoptieren. Auch, weil wir wohl alle, wenn wir ehrlich sind – und uns erinnern wollen – mal in der etwas angeranzten Hotel-Bude gewohnt haben. (Fünf Sterne hat die Hütte doch nie im Leben!)

„Warum fühlen wir uns manchmal nicht wie „wir selbst“? Und wer sind wir, wenn wir nicht „wir selbst“ sind? Wer sind diese Stimmen, die so oft dazwischen funken? Bin das alles ich? Diesen Fragen möchte ich auf humorvolle Art nachgehen. In meinem Film dürfen wir in Frankys Kopf schauen, wo die Stimmen plötzlich als wunderbar schräge und liebenswerte Bewohner eines alten Hotels lebendig sind und sich dann auch noch aktiv in ihr Leben einmischen. Es hat uns allen wahnsinnig Spaß gemacht, diese verrückte Welt in ihrem Kopf zu erschaffen. Ein magischer Ort, mit einem quietschenden Fahrstuhl als Verbindung zur realen Welt und ein echtes Huhn als Bote der Liebe. Lena Urzendowsky spielt alle fünf Facetten von Franky als eigenständige Charaktere mit so viel Tiefe und so viel Humor – ich könnte mir keine bessere Besetzung vorstellen.“

Birgit Möller, ZDF, 2024

„Franky“ ist eigentlich viel zu toll, um im Fach „Deutsche Komödie“ abgelegt zu werden. Weil das Thema viel zu ernst ist, um einfach nur darüber zu lachen, und viel zu lustig, um tatsächlich aus Deutschland zu stammen. Diesen Widerspruch aufzulösen, schaffen nur ganz wenige. Wie Frau Möller das – in ihrer erst zweiten Spielfilm-Arbeit als Regisseurin – auf die Reihe bekommen hat, verdient stehenden Applaus!

Eine tolle Idee, grandioser Cast, wahnsinnig liebevolle Ausstattung (aus welchem Museum haben sie bloß den alten Matra-Murena hergeschafft?), wenn das alles zusammenkommt, dann darf man(n) sich da ehrlich drüber freuen!

In der ZDF-Mediathek steht der Film unter der Rubrik „Mental Health“. Selten hat das besser zu einem Spielfilm gepasst.

Dieser Film ist rezeptfrei und gut für ihre seelische Gesundheit!

Dieser Beitrag erschien zuerst am 29.11.2024.



Spielfilm, Deutschland, Finnland, 2023, FSK: ab 12, Regie: Birgit Möller, Drehbuch: Knut Mierswe, Birgit Möller, Kamera: Jani-Petteri Passi, Ton: Ingo Voelker, Urs Krüger, Schnitt: Anna Kappelmann, Produktion: Jamila Wenske, Emilia Haukka, Jussi Rantamäki, Mit: Lena Urzendowsky, Cino Djavid, Paul Pötsch, Sven Hönig, Sophie Killer, Gerti Drassl, Meryem Ebru Öz, Cito Andresen


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