Ein Film aus einer anderen Zeit. Ein Märchen. Über einen Öl-Tycoon, dem es noch genug war, die Sterne nur zu beobachten – statt Raketen zum Mars zu schicken. In Schottland. Vielleicht der schönste Film, den Sie dieses Jahr gesehen haben werden. Mit Sicherheit ein lebenslänglicher Lieblingsfilm.
Mehr als 40 Jahre sind vergangen, seit Bill Forsyth diese Geschichte auf die Leinwände gebracht hat. Ronald Reagan war der 40. Präsident der USA, Margaret Thatcher Premierministerin in Großbritannien und Helmut Kohl hat gerade die Bundestagswahlen gewonnen, in welcher auch Die Grünen mit Petra Kelly, Marieluise Beck-Oberdorf und Otto Schily als Fraktionssprecher:innen erstmals in den Deutschen Bundestag eingezogen sind.
Die Ölindustrie, die Schottland seinerzeit reich gemacht hat, wird inzwischen schon wieder abgewickelt. Ich bin grau geworden. Habe an Erfahrung gewonnen und bin in vielfacher Hinsicht inzwischen mehr Realist als Träumer. Und doch ist „Local Hero“ noch immer ein Film, der mich zutiefst zu berühren vermag.
Darauf war ich nicht vorbereitet, als ich ihn heute Morgen zum ungezählt wiederholten Mal wiedergesehen habe. Denn 40 Jahre sind eine lange Zeit. Ein Mensch vergisst. Und die Wirklichkeit entwickelt sich mit zunehmender Geschwindigkeit. Da mag ich gar nicht zu schätzen versuchen wollen, wie diese Geschichte auf junge Menschen wirken mag, die heute erst 18 Jahre alt sind.
Das, was 1983 schon ein Märchen war, ist heute eines aus längst vergangener Zeit. Buchstäblich ein Film aus einem fernen Zeitalter, in welchem Telefone noch Kabel hatten und globale Geschäfte noch über Fernschreiber abgewickelt wurden. Das Geschäft mit fossilen Rohstoffen ist damals exponentiell auf seinen Höhepunkt zugelaufen.
Doch haben wir alle auch damals auch schon gewusst, dass unsere Umwelt mehr als nur einen ökonomischen Wert hat. Dass sie nicht nur Lebensraum begründet, sondern auch Identität stiftet. Dass ein paar Millionen Dollar für die Menschen nicht genug sind, um ihren Verlust auf Ewigkeit zu kompensieren.
Ich liebe diesen kauzigen Kapitalisten aus Texas, im Film gespielt von niemand geringerem als dem großen Burt Lancaster. Stellen wir uns an seiner Stelle einen X-beliebigen Oligarchen heutiger Zeit vor. (Und ich weiß, mit relativer Sicherheit, an wen Sie gerade denken.) – Dann wird klar, was für ein Geschenk es eigentlich war, damals jung gewesen zu sein. Wir haben noch (fast) daran glauben können.
Und wenn ein Film je von seinem Soundtrack getragen wurde, dann hat Mark Knopfler (Dire Straits) diese große Kunst hier perfektioniert. Denn seine Musik (YouTube) ist derart in unser kollektives musikalisches Gedächtnis eingegangen, dass sie die Melodien mitsummen werden können, selbst wenn Sie den Film nie gesehen haben.
Schauen Sie dabei doch mal wieder in den Himmel.
Öko-Komödie, Schottland, 1983, FSK: ab 12, Regie: Bill Forsyth, Drehbuch: Bill Forsyth, Produktion: David Puttnam, Musik: Mark Knopfler, Kamera: Chris Menges, Schnitt: Michael Bradsell, Mit: Peter Riegert, Burt Lancaster, Denis Lawson, Peter Capaldi, Jenny Seagrove, Fulton Mackay, Norman Chancer
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