Blake Edwards, Peter Sellers – Der rosarote Panther (1963)

4.8
(5)
Liebe GenX-Y-Z, ihr müsst jetzt stark sein. Denn über diesen Film, auch weil er noch älter ist, als ich selbst, haben viele Boomer:innen schon ihr ganzes Leben lachen können. Das erschließt sich heute nicht mehr allen. Ist der Film deshalb schlecht gealtert, oder haben wir einfach nur vergessen, wie und wo das, was wir heute modern „Comedy“ nennen, eigentlich mal entstanden ist?

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Es kann durchaus sein, dass ich diesen Film schon sehen durfte, als er 12 Jahre nach seiner Premiere endlich auch im „Zweiten Deutschen Fernsehen“ seine TV-Uraufführung gefeiert hat. Meine Eltern waren da in ihrer Vorauswahl sehr streng, und 20:15 war für mich als damals 10-Jähriger vermutlich auch zu spät, um noch fernzusehen. Doch dann und wann, wenn am nächsten Tag keine Schule war, haben sie es mir und meiner kleinen Schwester durchgehen lassen.

Vermutlich war aber das Fernsehbild bei uns zu Hause 1975 noch schwarz/weiß, obschon ich mich daran nicht mehr erinnern kann. Doch meine erste Erinnerung an „Paulchen Panther“ war eben schwarz/weiß, und wer kann das, nach so langer Zeit noch auseinander halten?

Jedenfalls lief seine Trickfilmserie schon von 1973 an im Nachmittags/Vorabendprogramm des ZDF. Meinem damals bevorzugten TV Programm überhaupt (und davon gab es zu der Zeit auch nur drei!). Dort liefen auch „Raumschiff Enterprise“, „Daktari“, „Rauchende Colts“, „Bonanza“ und, immer Freitags, jede Menge Slapstick-Comedy von den Kleinen Strolchen“, über Charlie Chaplin, Harold Lloyd, Buster Keaton bis zu „Dick und Doof“.

Das war, ganz ohne Frage, eine wahrhaftig hervorragende Ausbildung für mein späteres Leben. Jedenfalls so weit es meine Liebe für das Kino betreffen würde.

Da habe ich auch, nach anfänglicher Verwirrung, recht schnell gelernt, dass meine geliebte Zeichentrickfigur tatsächlich eigentlich nur für den Vorspann eines „richtigen“ Spielfilms erfunden wurde. Natürlich wollte ich diesen Film dann auch unbedingt sehen. Schon möglich, dass meine Eltern diesem Wunsch einfach nachgeben mussten… denn ich war schon eine großartige Nervensäge, wenn ich es darauf angelegt habe.

Und so wurde auch „Inspektor Jacques Clouseau“ zu einem meiner frühesten Helden und sein viel zu früh verstorbener Darsteller Peter Sellers zu meinem lebenslangen Idol.

Gar keine Frage, der Film ist ein Zeugnis seiner Zeit. Es waren schließlich die 60er Jahre. Hollywood war das Zentrum der Welt und seine Filme repräsentierten alles, was ich darüber wusste. Und das hat sich in den über 60 Jahren, die seither vergangen sind, natürlich dramatisch verändert.

Blake Edwards, der auf eine 50-jährige Karriere als Regisseur mit unzähligen Blockbustern zurückschauen konnte, hat mit dem „Panther“ wohl sein Schicksal gefunden. Seine Zusammenarbeit mit dem Genie Peter Sellers hat vermutlich mehr Tickets verkauft, als sein gesamtes anderes Werk. Und da waren unter anderem auch Ewigkeitshits wie „Frühstück bei Tiffany“ mit der unsterblichen Audrey Hepburn und John-Hannibal Smith, Verzeihung… George Peppard.

Denn die Panther Filmreihe entwickelte ihr eigenes Leben. Heute würden wir bei einer solchen Reihe wohl von einem „Franchise“ sprechen. Und heute wäre ein solches Projekt wohl von Anfang bis zum Ende durchkalkuliert, designt und geplant. Doch bei Edwards und seinem kongenialen Partner Sellers war es nur eine komische Nebenrolle in einem Ensemblefilm, der neben Sellers eigentlich sehr viel größere Stars präsentierte, die durch den großen Publikumserfolg außer Kontrolle geraten ist.

Dieses Unkalkulierbare, diesen Anarchismus habe ich sehr geliebt. Und er hat sich eigentlich auch erst im dann zweiten Film „Ein Schuß im Dunkeln“ (1964) der aus dem Zufall entstandenen Inspektor-Clouseau-Reihe voll entfaltet.

Ich liebe wirklich alle Teile, solang Peter Sellers dabei gewesen ist. Leider hat Edwards es nach dem viel zu frühen Tod seines Freundes nicht dabei belassen und gab der Verlockung nach, den Erfolg der Figur noch für weitere Filme, heute würden wir das wohl „Spin-Offs“ nennen, zu benutzen. Und was dann vielleicht bei dem Experiment „Der rosarote Panther wird gejagt“ (1982) noch als Nachruf auf Sellers akzeptabel und komisch, aber wirklich nicht mehr genial war, wurde mit Roger Moore in „Der Fluch des rosaroten Panthers“ (1983) zu einem verdienten Misserfolg und mit Son of the Pink Panther (1993), Blake Edwards letztem Film überhaupt, zu seinem tragischen Vermächtnis.

Um so mehr weiß ich dieses Geschenk der ARD zu schätzen, das ich ganz und gar nicht auf dem Plan hatte, weil es erst heute Morgen um 02:50 auf dem Sender gewesen ist. Denn um so schöner war auch meine Überraschung, sonntagmorgens diesen Edelstein in der Mediathek vorzufinden.

Und wenn sie mich in der nächsten Woche irgendwo auf der Straße treffen, wie ich die geniale Filmmusik von Henry Mancini etwas schräg vor mich her pfeife, sehen sie es mir bitte nach!



Komödie, USA, 1963, FSK: ab 12, Regie: Blake Edwards, Drehbuch: Maurice Richlin, Blake Edwards, Produktion: Dick Crockett, Martin Jurow, Musik: Henry Mancini, Kamera: Philip H. Lathrop, Schnitt: Ralph E. Winters, Mit: David Niven, Peter Sellers, Robert Wagner, Capucine, Claudia Cardinale, Brenda de Banzie, Colin Gordon, John Le Mesurier, Guy Thomajan, James Lanphier, Wael Zuaiter, Philip H. Lathrop 


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