Christian Klandt – „Sterben für Beginner“ (2025)

Trauerarbeit mit Rock’n’Roll: In „Sterben für Beginner“ schickt Regisseur Christian Klandt Musikmanager Eric (Edin Hasanović) in ein Bestattungsunternehmen – und zeigt, dass der Tod manchmal gar nicht so grau sein muss. Zwischen makabrem Humor, zarten Momenten und einem grantigen Bestattungsunternehmer (Peter Kurth) entstand ein Film, der das schwere Thema Abschied mit Herz, Witz und einer Prise Punkrock würzt.



Hier wurde ein Video von Youtube, einer Plattform von Alphabet (Google) eingebunden. Der Inhalt wird nur geladen, wenn sie zuvor einer Übertragung ihrer persönlichen Daten (ua. ihrer IP-Adresse) an die Plattform zustimmen. Klicken Sie auf dieses Cover, um den Inhalt anzuzeigen.

Erfahren Sie mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

Krebs ist ein Arschloch! Aber hätten wir gedacht, dass Sterben auch charmant sein kann? Dieser Film versucht so etwas wie eine Coming-of-Age-Komödie für alle, die am liebsten auf Trauerfeiern tanzen würden. Die Geschichte von Eric – gespielt von Edin Hasanović, der hier nicht nur Trauerarbeit, sondern auch die Kunst seines Rock’n’Roll‑Lächelns perfektioniert.

Eric, eigentlich Musikmanager, landet als Praktikant in einem Bestattungsunternehmen, weil sein bester Kumpel Alex (Max Hubacher, mit ganz starken Peter Maffay Vibes, ca. 1978) einen Hirntumor hat, der sich leider nicht einfach wegtherapieren lässt. Und plötzlich wird der Tod zum besten Kumpel, der einem alles über das Leben beibringt.

Machen wir uns nix vor. Er kriegt uns alle. Manche fallen einfach um, für andere ist es etwas komplizierter. Aussuchen können wir uns da kaum etwas. Höchstens, wenn wir wirklich Glück haben, die Menschen, mit denen wir den Rest unseres Lebens verbringen wollen. Den Fakt, wenn er klar ist, anzunehmen, damit umzugehen, sich gar vorzubereiten… rational sicher nicht falsch. Aber gelernt hat das kaum eine:r von uns. Ich bin immer noch dabei, und dabei hab‘ ich die Nummer mit dem Dreckstumor auch schon durch.

Was der Film erreichen wollte, ist, eine menschliche Geschichte vom Sterben zu erzählen. Und so wird es auch eine Geschichte vom Überleben und von den unerwartet komischen Momenten auf dieser Reise. „Sterben für Beginner“ verschweigt den Schmerz nicht, erzählt aber auch von großer Innigkeit und macht Mut.

Solveig Cornelisen, ZDF Redaktion Fernsehfilm

Christian Klandt trifft hier einen erstaunlich lässigen Ton zum Thema. Zwischen Särgen, Blumensträußen und Kreuz wird gelacht, geweint – und manchmal auch einfach nur gestaunt, wie schön morbide das alles ist. Der Film wirft das Schwarz‑auf‑Schwarz der deutschen Bestattungskultur über Bord und lässt Eric mit einer Mischung aus Punk und Poesie neue Wege finden, sich von seinem Freund zu verabschieden.

Natürlich ist das sehr zum Missfallen seines grummeligen Chefs. Peter Kurth spielt den so herrlich grantelig, dass ich mir wünschte, er möge eines Tages auch meine Totenruhe überwachen. Mit verschränkten Armen und brummiger Stimme – ein perfektes Gegengewicht zu Erics unorthodoxer Begeisterung – und verpasst dem Film eine satte Portion Bodenhaftung.

Sicher, manchmal wirken andere Nebenfiguren eher wie freundliche Komparsen aus dem Castingkatalog – aber das verzeihe ich gern, weil Klandt so ein feines Gespür für Timing und Stimmung hat. Svenja Jung und besonders die stille Luna Jordan als Co-Protagonistinnen passen dafür sehr gut zu den Männern.

Ich mag das. Diese Mischung aus Lebensnähe, echter, drastischer Tragik, Angst und Abschied, bei purer, authentischer Liebe zum Leben und totaler Abwesenheit von Kitsch. Das ist – Verzeihung – ganz und gar nicht das übliche TV-Arrangement. Mir fällt da kaum ein Vergleich ein, außer einem ganz großen: „Harold & Maude“ (1971) – was natürlich ein ganz anderer Film war. Doch wenn Sie den so sehr lieben, wie ich, dann gibt es eine Chance, dass Sie auch diesem kleinen braven ZDF-Fernsehfilm etwas abgewinnen können.

Visuell ist der Film ein kleines Gedicht: Kameramann René Gorski findet immer wieder intime Bilder, die zeigen, dass auch der Tod Licht und Weite kennt. Johannes Repkas Soundtrack hat dazu einen perfekten Beat, irgendwo zwischen melancholisch und rockig, wie ein stiller Refrain, der immer wieder Hoffnung aufleuchten lässt.

Was „Sterben für Beginner“ aber besonders macht, ist seine Gratwanderung zwischen Humor und Tiefe. Das müssten wir im deutschen Fernsehfilmarchiv wirklich lange suchen. Der Film wirft keine billigen Pointen ab, sondern nimmt sich Zeit, um Trauer als das zu zeigen, was sie wirklich ist: ein langsamer, manchmal widersprüchlicher Tanz zwischen Abschied und etwas Neuem.

Es ist nicht nur eine launige schwarze Tragikomödie, sondern ein kleines Plädoyer dafür, dass auch im letzten Kapitel des Lebens noch Platz ist, für ein bisschen Rock’n’Roll. Ein unkonventionelles, ehrliches, sehr trauriges und manchmal echt urkomisches Highlight, das mein Herz getroffen und Gevatter Tod noch ein Stück weiter entzaubert hat.

Feiert das Leben, so laut wie ihr könnt!

„Send me an Angel!“

Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht am 06.06.2025.



Tragikomödie, Fernsehfilm, Deutschland, 2025, FSK: ?, Regie: Christian Klandt, Drehbuch: Benedikt Gollhardt, Kamera: René Gorski, Schnitt: Julia Steinke, Musik: Johannes Repka, Mit: Edin Hasanović, Max Hubacher, Svenja Jung, Peter Kurth Luna Jordan, Steffi Kühnert, Wolfram Koch, Rike Eckermann, Martina Schöne-Radunski, Mélanie Fouché, Mex Schlüpfer, Maya Morgeneyer, Roland Wolf, Adolfo Assor, Gerdy Zint, Fediverse: @filmeundserien, @ZDF



Reaktionen:

Wie bewerten Sie diesen Film / diese Serie?

Dieser Film / diese Serie wurde 1x im Durchschnitt mit 4 bewertet.

Bisher keine Bewertungen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Sie können diesen Beitrag auch über das Fediverse (zum Beispiel mit einem Konto auf einem Mastodon-Server) kommentieren.