Ich habe in meinem Leben weit mehr Manager:innen professionell überlebt, als ich zählen kann. Darunter gab es auch die eine und den anderen, für die ein Film wie dieser durchaus ein Entwurf für eines ihrer präferierten Teambuilding-Szenarios hätte sein können. Allerdings war bei mir der Arschlochkoeffizient unter meinen Kolleg:innen nicht mal halb so groß.
Augen auf, bei der Berufswahl! Einen besseren Rat kann ich Ihnen auch nicht geben. Philip Koch jedenfalls, hat sich, wenn er denn dieses Rates bedurfte, in jedem Fall richtig entschieden. Als Autor und Regisseur gehören seine Arbeiten in Regelmäßigkeit zu dem, was beim Publikum hängenbleibt. Aus, allerdings, ganz unterschiedlichen Gründen.
„Outside the Box“ ist ziemlich exakt genauso zynisch, wie die ganze Coaching- und Teambuilding-Industrie. Ob Sie sich darin wiederfinden, liegt ganz an Ihren eigenen Erfahrungen. Ich kann Ihnen bestätigen: Alles, was Sie hier sehen, ist wahr – und hätte exakt so passieren können! Außer den Spezialeffekten, also, wahrscheinlich.
Ein gutes Händchen beweist Philip Koch vor allem mit seiner Besetzung: Das Ensemble darf als so etwas wie eine Leistungsschau des deutschen Films gelten. In kleinen Nebenrollen spielen Frederick Lau („Victoria“) und Kida Khodr Ramadan („4 Blocks“), der hier einmal nicht den Gangster geben muss, sondern mit Seitenscheitel als herrlich schmieriger Assi von Bickstein zu sehen ist. Zwei Hauptrollen sind mit Schauspielern besetzt, deren Karrieren nach „Outside the Box“ durch die Decke gingen: Volker Bruch mit „Babylon Berlin“ und Vicky Kriebs mit „Der seidene Faden“.
Oliver Kaever, Spiegel-Online, 17.07.2018,
Sie müssen den Film nicht lieben. Er hält seine Prämisse eines „Survival-Camps“, das in absurde Gewalt umschlägt, nicht ganz auf der Spannungskurve, die ich mir gewünscht hätte. Dafür können wir aber herzlich lachen, über die Armseligkeit der Protagonist:innen. Karikaturen allesamt, natürlich. Der Film ist nicht frauen- oder männerfeindlich, sondern manager:innenfeindlich. Es ist, am Ende, doch nur harmlose Satire. Aber immer in dem Wissen, dass solche Leute tatsächlich in freier Wildbahn umherlaufen. Und obszön gut dafür bezahlt werden.
Für deutsche Fernsehfilmverhältnisse ist der Film von Philip Koch schon ziemlich grandios. Er hätte durchaus etwas mehr Härte, mehr Zynismus und mehr Dunkelheit vertragen. Doch wir haben es hier eben mit „Daylight-Finishern“ zu tun, da ist der Kompromiss für das Fernsehen vertretbar. So kann das schliesslich auch mal vor der 22:00 Uhr Schranke wiederholt werden.
Für meine Verhältnisse habe ich mich bei einem „kleinen Fernsehspiel“ im ZDF wirklich selten so gut amüsiert. Und das liegt hier, vor allem anderen, auch an der Traum-Besetzung, die andere sich nur wünschen können. Dass Sie Kida Kodr Ramadan von all seinen Kolleg:innen, trotz seiner nur sehr kleinen Rolle, vielleicht am allerwenigsten vergessen werden können, liegt dann aber vermutlich und allerdings, einzig und allein an seiner Frisur und Garderobe. Der Mann wäre ein Geschenk, würden ihm nur häufiger komische Filme angeboten.
Die Kritik hat das seinerzeit sowohl gefeiert als auch, na ja… eher weniger geschätzt. Das kommt vielleicht auch auf Ihre jeweilige Tagesform an. Für mich ist er, auch berufsbiografisch bedingt, eine ganz und gar treffende Abrechnung mit der Branche – und vor allem, der Kultur, die dahinter steht.
„Dieser ganze darwinistische Leistungswahn ist eh‘ gegen die Natur…“
Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht am 08.12.2024.
Action-Satire, Deutschland, 2017, FSK: 0, Regie: Philip Koch, Drehbuch: Philip Koch, Anna Katrin Schneider, Produktion: Tobias Walker, Philipp Worm, Musik: Jessica Moss, Sophie Trudeau, Schnitt: Max Fey, Kamera: Markus Eckert, Mit: Volker Bruch, Stefan Konarske, Vicky Krieps, Sascha Alexander Gersak, Lavinia Wilson, Samuel Finzi, Hanns Zischler, Frederick Lau, Kida Khodr Ramadan, Anian Zollner, Fediverse: @filmeundserien@a.gup.pe