Pete Davidson – „Bupkis“ (2023)

Eine Serie von, mit und über Pete Davidson. Oder besser: über die Sehnsucht, nicht länger Pete Davidson sein zu müssen. Über das Wissen, dass jeder Gag ein Placebo ist. Und darüber, wie ein Mann sich selbst verliert, wenn alle Welt von ihm erwartet, sich preiszugeben. Ich empfinde Fremdscham wie lange nicht – und bleibe dann doch, weil sich etwas entblößt, das selten geworden ist im Comedyland: ehrliches, echtes Unbehagen, verpackt als Witz.



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Die Show tut so, als sei sie eine biografische Satire – in Wirklichkeit zeigt sie das offenliegende Nervensystem von Pete Davidson. Denn der spielt eine überzeichnete Version seiner selbst, umringt von fiktivisierten Verwandten, Freund:innen, Manager:innen, Drogendealer:innen und Dämon:innen. Der Titel „Bupkis“, jiddisch für „nichts“, ist ein Anti-Statement – eine Weigerung, sich wichtig zu nehmen, während das eigene Gesicht auf Linienbussen und Plakatwänden hängt.

Die Comedy-Serie „Bupkis“ begleitet Pete Davidson bei dem Versuch, sich durch die einzigartige Dynamik in seiner Familie zu arbeiten und sich mit den Höhen und Tiefen des Ruhms auseinanderzusetzen, um sinnvolle Beziehungen aufzubauen. In der halb-autobiografischen Serie spielen Davidson, Edie Falco und Joe Pesci zusammen die Hauptrollen in einer Show, die zwischen Realität und Absurdität schwankt, um das, was es bedeutet, Pete Davidson zu sein, bestmöglich darzustellen.

ZDF Pressemappe

Natürlich ist das ein Projekt männlicher Selbstverklärung. Aber „Bupkis“ kennt diese Gefahr. Die Serie seziert genau das: die toxische Sogwirkung der Aufmerksamkeit, die Verwechslung von Trauma und Persona, die Geldmaschine, die um den kaputten Körper eines Jungen kreist, dessen Vater, ein Feuerwehrmann, am 11. September gestorben ist. Davidson ist ein Kind dieser New Yorker Apokalypse, das in der popkulturellen Verwertungsschleife erwachsen werden musste. Die Serie arbeitet sich an genau dieser Matrix ab – mit Witz, Übertreibung und bitterer, manchmal unerträglicher Ehrlichkeit.

Die Tonlage ist unruhig, die Struktur völlig kaputt – das gehört zum Konzept. Manche Folgen kippen in surreale Trip-Montagen, andere brechen ins Melodram oder in archaisch maskuline Showbiz-Rituale aus. Was „Bupkis“ dabei auffängt, ist sein Ensemble: Die großartige Edie Falco („The Sopranos“) als überforderte Mutter und die Legende Joe Pesci („Goodfellas“) als sturer Großvater bringen biografisches Gewicht und Wärme in das kaleidoskopartige Chaos. Sie zeigen, wie schwer es ist, jemanden zu lieben, der sich selbst nicht aushält.

Bupkis also reminds the viewer constantly that there’s a human being at the center of all the paparazzi shots and tabloid stories – even if he’s a guy with terrible impulse control, a mountainous drug tolerance and a talent for surrounding himself with even worse knuckleheads.

Eric Deggans, NPR, 2023

Trotzdem bleibt die Serie ein Narzissmus-Experiment. Wer sich daran stört, wird Gründe genug finden, sie als selbstmitleidiges Post-SNL-Projekt eines weißen Typen mit Daddy Issues abzutun. Doch „Bupkis“ ist eines nicht: ein Heldenporträt. Es ist der Versuch Davidsons, aus dem Dauerironie-Modus auszubrechen, ohne gleich in bedeutungsschwere Therapieprosa zu verfallen. Es ist sehr roh, oft sehr unangenehm und ebenso seltsam, sehr berührend in seiner sehr offenen Verwundbarkeit.

Davidson hätte sich ein sehr viel gefälligeres Projekt schreiben (lassen) können. Das wäre einfacher zu konsumieren und darum natürlich auch besser zu vermarkten gewesen. Er wollte es aber anspruchsvoller, eckiger, dreckiger und wahrer. Und nur eine Staffel, obwohl der Sender gerne verlängert hätte. Für Davidson war das genug. Das ist selten.

Ich mag „Bupkis“ schon alleine dafür.

Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht am 09.07.2025.


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Die Serie enthält Darstellungen von Drogenkonsum, psychischen Krisen, Suizidgedanken, Trauer und familiären Konflikten. Die Serie thematisiert außerdem die Folgen von öffentlicher Stigmatisierung, chronischem Kontrollverlust und Kindheitstraumata im Kontext von Berühmtheit. Einzelne Szenen können emotional belastend wirken, insbesondere bei Erfahrungen mit Sucht, Depression oder Verlust.



Serie, USA, Deutsch/Englisch, 2023, FSK: ab 16, Regie: Jason Orley, Drehbuch: Pete Davidson, Judah Miller, Dave Sirus, Produktion: Pete Davidson, Judah Miller, Dave Sirus, Lorne Michaels, Andrew Singer, Erin David, Musik: James David, Kamera: Andrew Droz Palermo, Schnitt: Daniel Haworth, Mit: Pete Davidson, Edie Falco, Joe Pesci, Ray Romano, Charlie Day, Kenan Thompson, Sebastian Stan, Rob O’Malley, Steve Buscemi, Jon Stewart, Al Gore, Cam’ron, J. J. Abrams, Paul Walter Hauser, Jane Curtin, Machine Gun Kelly, Delaney Quinn, Chris O’Donnell, La La Anthony, John Mulaney, Simon Rex, John Pollono, Ricky Velez, Carly Aquilino, Dave Attell, Nathan Fillion, Kevin Corrigan, Giulio Gallarotti, Lynne Koplitz, Stacy Keach, Jadakiss, Eli Manning, Charlamagne tha God, Sunita Mani, David Howard Thornton, Fediverse: @filmeundserien, @ZDF



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