Fahrt zur Hölle, Freaks!

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– Fahr zur Hölle, Liebling (1975) –

Keiner, wirklich keiner, konnte Humphrey Bogart das Wasser reichen. Viele haben es versucht und sind daran gescheitert. Der Prototyp des Privatdetektivs, des Schnüfflers im Trenchcoat, des Mannes, der etwas außerhalb des Gesetzes immer auf seiner Seite, Smarter als jeder tumbe Polizeiapparat und – erst recht – jedweder krimineller Elemente, den Fall löst – und zum Schluß allein bei einer Flasche Whiskey seine Füße wieder auf den Schreibtisch legt. In einem spärlich beleuchteten Büro oder Hotelzimmer. Bei Anbruch des Morgens, am Ende einer Nacht.

Keiner, wirklich keiner, konnte Humphrey Bogart das Wasser reichen.

Ausser Robert Mitchum!

Ja klar, nur ein Jahr zuvor haben Roman Polanski und Jack Nicholson mit „Chinatown“ eine der definitiven Varianten des Themas zu einem Meilenstein des Detektivfilms geschaffen. Vollkommen zurecht seither ein Maßstab für alle folgenden Generationen. Doch Nicholson war zu jung, zu gutaussehend (selbst mit dem Pflaster auf der Nase) und zu sehr „neues Hollywood“. Er war eher der legitime Sohn Bogarts. Die nächste Generation. Mitchum hingegen hätte Bogarts Bruder sein können. Der letzte Dinosaurier.

Wenn sie sich die Freiheit nehmen wollen, dann drehen sie die Farbe weg und genießen diesen Film in schwarz-weiß. Denn so ist er komponiert. So war er gemeint. Eine Hommage an den Film Noir. An die letzten Überlebenden einer Ära.

Ich feiere ARTE heftig dafür, dass es uns den Film nicht nur heute Abend zur Primetime schenkt, sondern ihn sogar 7 Tage lang in die Mediathek stellt.

Mit: Robert Mitchum, Charlotte Rampling, John Ireland, Sylvia Miles, Harry Dean Stanton, Sylvester Stallone.

„Fahr zur Hölle Liebling“ ist in der ARTE-Mediathek verfügbar nur bis zum 26.09.2021


– Freaks – Du bist eine von uns (2020) –

Hier habe ich erst nicht geglaubt, was ich sah: Ein klassischer Superheld:innenfilm produziert von der ZDF-Redaktion „Das kleine Fernsehspiel„. Wobei, das zuvorderst zu erwähnen gebührt die Ehrlichkeit, dieses Werk ohne lizensierte (finanzielle) Unterstützung des Koproduzenten Netflix vermutlich niemals das Licht ihres des TV-Bildschirms erblicken hätte können.

Was für Netflix ein Beleg ihrer Strategie „regionaler Inhalte“ ist, dokumentiert für das ZDF einen schönen Beweis ihrer Bereitschaft zum Experimentellen. Wobei, „experimentell“ ist dieser Film eigentlich ganz und gar nicht. Eher eine ironische Hommage an Marvels „X-Men“ mit den Bordmitteln einer deutschen TV-Produktion.

Cornelia Gröschel gibt Wendy, die prekär beschäftigte Mutter und Ehefrau, die durch Marek, gewissermaßen einem obdachlosen Professor Xavier, gespielt von Wotan Wilke Möhring von ihren Superkräften erfährt. Ein Schicksal welches sie mit ihrem Arbeitskollegen Elmar (Tim Oliver Schultz) teilt. Nina Kunzendorf darf die „Böse“ geben, die durch die Verordnung von Psychopharmaka das Leben ihrer „Schützlinge“ zu kontrollieren versucht.

Der Selbstermächtigung der Heldin zu folgen ist vor allem ein Spaß, eher weniger eine feministische Emanzipationsgeschichte. Aber sie funktioniert soweit überzeugend, wie sie sich auf diese Schnurre von einem Film einlassen wollen.

Eigentlich wäre es ein Setting, welches mensch mit ein wenig Phantasie (und dem vorhandenen Personal) auch in eine der experimentelleren Tatort-Varianten wickeln könnte. Oder, vielleicht weniger experimentell: Gleich Thiel, Börne und Alberich auf die Spuren der Superheld:innen zu setzen. Aber das wäre dann ARD und vor allem: Wäre das denn auch wieder zu „deutsch“ gedacht? 😉

Ein überaus gelungener Spaß! Wenn sie in der Lage sind, sich von Hollywoodmaßstäben bei Spezialeffekten und Kulisse freizumachen, dann können sie „Freaks“ einfach so weggucken und sich dabei wirklich sehr gut unterhalten fühlen.

„Freaks – Du bist eine von uns“ – in der ZDF-Mediathek verfügbar bis zum 20.10.2021


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