Es gibt zu wenige deutsche Komödien, die ihre Figuren mit soviel Respekt behandeln, wie diese. So selten sie sind, so wertvoll sind sie. Wenn Armin Rohde mitspielen darf, dann ist es fast schon eine Garantie dafür, dass es authentisch zugeht. Seine Figuren enden (selten) als Clowns, sondern bleiben (meistens) echte Menschen.
Ich weiß nicht, wo der Gladbecker das herholt. Ich glaube, das kann ein Schauspieler nicht lernen. Das muss etwas mit seinem ganz eigenen Ethos des Berufes zu tun haben. Auch eigentlich tragischen Geschichten eine humane Tiefe und ehrliche Komik zu verleihen – nur um das Publikum tatsächlich glücklich zu machen – das ist nicht vielen so gegeben.
Und dabei kann er auch anders. Denn so sehr ich ihn etwa als „Guter Bulle“ schätze, so sehr er eine Komödie wie „Werkstatthelden“ in der Wirklichkeit verankern kann, mit seinen Figuren auf der anderen Seite der Menschlichkeit, kann er mich regelrecht fertig machen. Mein ultimativer Beweis dafür wäre zum Beispiel die letzte Folge von Kriminalhauptkommissar Steier im Frankfurter Tatort, „Das Haus am Ende der Straße“, aus 2015. Wie Joachim Król und Rohde sich dort gegenseitig in einen Rausch gespielt haben, ist auf jeden Fall Legende und für alle Ewigkeit sehenswert.
Die kleine Komödie, um die es hier geht, hätte auch als ein großes Sozialdrama inszeniert werden können. Schließlich geht es um Existenzen, die gerade so ein Auskommen finden und tief verschuldet, von Immobilienspekulation und Gentrifizierung in ihren elementaren ökonomischen und sozialen Lebensgrundlagen bedroht werden. Für eine Freitagabendkomödie der ARD eigentlich ein ungewöhnlich reales Setting. Doch wir wissen auch: Am Freitagabend gibt es im Ersten eine Happy-End-Garantie.
Das kann ich nun furchtbar finden und kritisieren, oder ich finde mich damit ab und schalte einfach nicht ein. Doch das wäre eine Borniertheit gewesen, die – typisch für mich – mir all die Freude vorenthalten hätte, die diese Werkstattcrew zu mobilisieren in der Lage war. Für Rohde habe ich eingeschaltet. Und was dieser im Ensemble mit Mielke, Boateng, Kalkhof, Pinkowski und Mete abgeliefert hat, das war so gut, da frage ich mich schon seit der Erstausstrahlung, warum es nie etwa einen zweiten Teil gegeben hat.
Wenn ein Film über so reiche Figuren verfügt, dann macht er auch mit einer etwas unterkomplexen Geschichte einfach Laune. Von diesen Geschichten haben wir eigentlich und tatsächlich ja längst zu viele gesehen. Aber eben nicht so und nicht diese.
You’ll never walk alone!
Spielfilm, Deutschland, 2020, FSK: 0, Regie: Lars Montag, Drehbuch: Sathyan Ramesh, Produktion: Arno Ortmair, Musik: Stephan Massimo, Kamera: Holly Fink, Schnitt: Marc Schubert, Mit: Armin Rohde, Heiko Pinkowski, Tim Kalkhof, Karsten Antonio Mielke, Eugene Boateng, Axel Schreiber, Jule Böwe, Hildegard Schroedter, Cristina do Rego, Johanna Ingelfinger, Ulrike Hübschmann, Hasan Ali Mete, Sascha Pederiva, Harald Polzin, Anjorka Strechel, Yuri Völsch, Zoë Valks
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