Ethan Hawke, Uma Thurman – Gattaca (1997)

4.3
(3)
Science-Fiction als Dystopie ist ein klassisches Motiv des Genres. In diesem Gen-Technik-Thriller wird die Konsequenz der Wissenschaft zu einem Alptraum, den Individuen durch subversive Anarchie unterwandern und letztlich ad absurdum widerlegen. Ein episches Debüt von Andrew Niccol (Buch & Regie), das bis heute nichts von seiner Bedeutung verloren hat.

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Als „Gattaca“ 1997 in die Kinos kam, war der Film alles andere als ein Blockbuster. Vielleicht lag es daran, dass er als Science-Fiction einfach den Erwartungshaltungen des großen Kinopublikums widersprochen hat. Die vollkommene Abwesenheit von „Action“, auch die wenig spektakuläre Visualisierung der Technologie – viel mehr als ein paar Laborgeräte, medizinische Spritzen, Computerterminals, Retro-Elektroautos und Raketenstarts aus der Ferne, gibt es in dem Film eigentlich nicht zu sehen – haben vermutlich dazu beigetragen.

„Gattaca ist ein intelligenter und vielschichtiger Science-Fiction-Thriller, der sich wohltuend von den lauten, bunten, primär auf Spezialeffekte setzenden Knallbonbons unterscheidet. In kühler Eleganz und düsterer Distanz spielt Niccol in seinem Debütfilm mit Metaphern und Symbolen, inszeniert den Horror des unmenschlichen Perfektionismus perfekt.“

(Margret Köhler, 1997)

Wenn ein Film aber über 25 Jahre lang nichts an seiner Aktualität und Relevanz über sein, wissenschaftlich doch eher abstraktes und komplexes Thema wie die Gentechnik verliert – und heute noch geradezu brandaktuell erscheint, dann hat er ganz viel richtig gemacht.

Ich glaube, entscheidend für diese Wirkung ist – neben seinem Thema eine dystopische Zukunft zu beschreiben, in welcher Menschen nach ihrem Gencode in „gültige“ und „ungültige“ Exemplare ihrer Spezies selektiert werden – das überragend zeitlose Design des Films. Denn es ist nicht wirklich sichtbar, ob er eher aus dem letzten Jahr stammt, oder aus den Achtzigern. Einzig die Darsteller:innen helfen uns, überhaupt eine zeitliche Einsortierung vorzunehmen.

Diese waren mit Ethan Hawke, in der Blüte seiner Jahre, Uma Thurman, in ätherischer Schönheit zwischen „Pulp Fiction“ und „Kill Bill“, der damals noch als Newcomer geltende Jude Law, neben Gore Vidal (!), dem alten Haudegen Ernest Borgnine, Tony Shalhoub und einem herrlich zerknautschten Alan Arkin, der hier als einziger nicht in die Zeit zu passen scheint, sondern einen Schnüffler ganz alter Schule gibt… ein wirklich fantastischer Cast.

„Ich habe diesen Film nicht gemacht, damit ihn sich jemand anschaut und dann denkt, dass man auf keinen Fall die Gene manipulieren darf. Aus der Gen-Forschung sind nämlich bereits viele positive Ergebnisse hervorgegangen und werden in Zukunft noch mehr hervorgehen, wenn man zum Beispiel an bisher unheilbare Krankheiten denkt. Das Problem liegt auf der unklaren Trennungslinie zwischen Gesundheit und Bereicherung des Menschen. Wie weit möchte man gehen? Ist Kurzsichtigkeit zum Beispiel schon eine Krankheit? Wie steht es mit frühzeitigem Haarausfall? Was ist mit schräg stehenden Zähnen? Wo zieht man die Grenzen?“

Regisseur Andrew Niccol – zitiert aus „Gattaca“ auf Kinofenster.de

Diesen Film (wieder-) zu entdecken, lohnt sich heute vielleicht noch mehr, als gegen Ende des letzten Jahrhunderts. Denn auch wenn die Menschheit längst noch nicht auf die Saturn-Monde fliegt, unsere Wissenschaft bleibt nicht stehen – und die moralischen, politischen und gesellschaftlichen Fragen der Gentechnik sind längst noch nicht beantwortet.

Ein Meisterwerk!



Science-Fiction, USA, 1997, FSK: ab 12, Regie: Andrew Niccol, Drehbuch: Andrew Niccol, Produktion: Danny DeVito, Michael Shamberg, Stacey Sher, Musik: Michael Nyman, Kamera: Sławomir Idziak, Schnitt: Lisa Zeno Churgin, Mit: Ethan Hawke, Uma Thurman, Jude Law, Gore Vidal, Xander Berkeley, Loren Dean, Chad Christ, Mason Gamble, William Lee Scott, Vincent Nielson, Jayne Brook, Elias Koteas, Blair Underwood, Ernest Borgnine, Tony Shalhoub, Alan Arkin, Gabrielle Reece, Lindsey Lee Ginter


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