Robert De Niro, Jeremy Irons – The Mission (1986)

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Auch wenn Sie ganz und gar nicht katholisch sind, ist dieser Film von Roland Joffé ein sehenswertes Stück Monumentalkino aus den 80er Jahren. Eine brutale Geschichte über den im Windschatten des Kolonialismus entstehenden globalen Kapitalismus, Realpolitik und das gewaltsame Ende einer Utopie – mit Ennio Morricones Soundtrack für die Ewigkeit.

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Wahrscheinlich sind in der gesamten Menschheitsgeschichte im Namen keiner anderen Organisation, über so viele Jahrhunderte mehr Verbrechen geschehen, als im Namen der katholischen Kirche.

Was Roland Joffé hier verfilmt hat, war ein besonders dunkles Kapitel ihrer Geschichte. Die Aufteilung der Welt durch die europäischen Großmächte, ihr Kampf um Ressourcen und Macht – mit und ohne dem Segen der Kirche. Wobei die wahrhaft „Gottlosen“ oft die Repräsentanten (wirklich ausschließlich Männer) der Kirche höchstselbst gewesen sind.

In seinem Film gerät eine – auf einer urchristlichen Utopie der universellen Gleichheit aller Menschen basierende – Kommune von Missionaren des Jesuitenordens und eines indigenen Stammes im Jahr 1750 zwischen die Fronten der Supermächte Portugal und Spanien. Das Profitinteresse der einen (Portugal), lag in der Versklavung der indigenen Bevölkerung und der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, während die anderen (Spanien) bereit waren, die Außenstellen ihrer Zivilisation (die Missionsstationen der Jesuiten) zu Gunsten realpolitischer Macht in Europa zu tauschen.

Robert De Niro und Jeremy Irons geben hier, als Mitglieder des katholischen Ordens, zwei von den „guten“. Die sich, auf derselben Seite stehend, dem Kampf gegen die Sklaverei höchst unterschiedlich entgegenstellen. Es ist sicher nicht zu viel verraten, dass diese zweistündige Meditation über aktive, gewaltsame und passive, gewaltfreie Formen des Widerstands gegen einen übermächtigen Gegner für beide in einer Katastrophe endet. Letztlich ist diese mehrfach historisch verbürgt.

Sie müssen kein History-Nerd sein, um Interesse an diesem Film zu finden. Wenn Sie katholisch sind (oder waren), werden Sie mit dem reichhaltigen Symbolismus wahrscheinlich vertrauter sein, doch erschließt sich der Film sicher auch Menschen jeder anderen – oder gar keiner – Konfession.

Sogar Atheistinnen finden hier Anlass zur Reflexion über Sklaverei, unterdrückte und ausgebeutete Völker, Realpolitik auf dem Rücken vollkommen wehrloser Menschen, willkürliche Grenzziehungen durch Weltmächte, die damit ihre Markt-, Macht- und Einflusssphären definieren. Ökonomische Interessen, für die „Humanität“ ein Kostenfaktor ist und damit ein Profithindernis darstellt…

Schlagen Sie eine Zeitung auf, gehen Sie auf die Nachrichtenseite ihrer Wahl im Internet: Viel hat sich in den letzten dreihundert Jahren ja nicht wirklich verändert. Es gibt eine direkte Linie vom Jesuitenstaat zur Befreiungstheologie, und von dort in anti-kolonialistische Bewegungen überall auf der Welt. Insoweit kann auch ein 40 Jahre alter Monumentalfilm noch von tagesaktueller Relevanz sein.

Irons und De Niro, mit Adian Quinn und Liam Neeson in Nebenrollen, liefern hier jeweils überaus erinnerungswürdige Darstellungen, und das, vor dem Hintergrund der überwältigenden Natur im südamerikanischen Dschungel. Vermutlich gibt es auch nicht viele derartig spektakuläre Naturkulissen, wie die Iguazú-Wasserfälle an der Grenze zwischen dem brasilianischen Bundesstaat Paraná und der argentinischen Provinz Misiones. Weil über den Bildern auch noch ein Soundtrack des Großmeisters Morricone liegt, wächst der ganze Film selbst im TV scheinbar über sich selbst hinaus.

Ich denke aber auch, dass das Symbol des Kreuzes und das Motiv der Missionierung für viele Menschen hart an die Grenze geht, die sie für einen Film zu überschreiten bereit wären. An einigen Stellen ist er darüber. Selbst für mich, der ich als Kind und Jugendlicher durch alle Stufen der Erziehung katholischer Institutionen gegangen bin – und daher eine recht hohe Toleranzschwelle haben dürfte.

Wenn Sie sich dem aber unvoreingenommen nähern können, dann ist es ein großer Film, von überragender visueller Kraft, voll mit religiösen Motiven, überwältigender Schönheit und rücksichtsloser Gewalt. Ein Film aus einem tiefen humanistischen Geist, der größer als die Religion – und deshalb eine universelle Erzählung ist.



Drama, UK, 1978, FSK: ab 12, Regie: Roland Joffé, Drehbuch: Robert Bolt, Produktion: Fernando Ghia, David Puttnam, Musik: Ennio Morricone, Kamera: Chris Menges, Schnitt: Jim Clark, Mit: Robert De Niro, Jeremy Irons, Ray McAnally, Aidan Quinn, Cherie Lunghi, Ronald Pickup, Chuck Low, Liam Neeson


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