Der Fake der Mondlandung ist für mich die Mutter aller Verschwörungstheorien in der jungen Ära des Farbfernsehens. Während ich für die Apollo-Missionen noch zu jung war, um mich an sie zu erinnern, habe ich den Thriller von Peter Hyams nie vergessen. Auch weil Elliott Gould hier den Prototypen eines Investigativjournalisten gibt, der den Schwindel der US-Regierung auffliegen lässt.
Ich nähere mich Konspirationstheorien eigentlich immer nur äußerst vorsichtig. Und wenn, dann höchstens von der popkulturellen Seite. Doch dafür war dieser Film, nur neun Jahre nach der ersten Mondlandung, durchaus ein Meilenstein, der noch heute gerne herangezogen wird, um zu belegen, dass kein Mensch, erst recht kein Amerikaner jemals auf der staubigen Oberfläche des Erdtrabanten herumgelaufen ist.
Ich persönlich bin ein großer Anhänger der 2003 mit dem Grimme-Preis gekrönten Dokumentation Kubrick, Nixon und der Mann im Mond und der darin dargelegten Beweisführung durch ihren Autor William Karel. Doch realistisch ist anzunehmen, dass wir den Schwindel erst erkennen, wenn Elon Musk und Jeff Bezos auf ihrer Reise zum Mars auf dem Erdtrabanten Zwischenstation gemacht und darüber getwittert/geXt haben werden. Ob ich dann noch lebe, will ich nicht wissen.
Sei es drum. Peter Hyams hat aus dem Motiv jedenfalls einen erstklassigen Thriller gemacht, den ich sehr schätze. Denn was wir heute als das Kino des „New Hollywood“ kennen, war zur Zeit dieses Filmes eigentlich schon fast wieder vorüber.
Steven Spielberg erfand bereits 1975 das Blockbuster-Kino mit „Der weiße Hai“, der erste „Star Wars“ Film kam nur ein Jahr später heraus und begründete das neue Zeitalter der „Franchise-Movies“. Dagegen waren kleine, intelligente und provozierende Produktionen wie „Capricorn“ fast schon konkurrenzlos unterlegen.
Dennoch hat der Film bis heute eine treue Fangemeinde. Um den Begriff „Kult“ machte ich hier bewusst einen Bogen. Doch hat dieser Thriller bis heute nicht viel von seinem Appeal verloren – und das obschon wir ihm natürlich ansehen, dass er auch schon stramm auf die 50 zugeht. Doch wenn wir über die alten Autos, die fragwürdige Garderobe seiner Protagonist:innen und die fast völlige Abwesenheit von Spezial-Effekten einmal hinwegsehen, dann ist die Geschichte noch immer frisch und auf der Höhe der Zeit.
Denn am Ende geht es ja nicht um die Geschichte der amerikanischen Raumfahrt oder die Landung auf fremden Planeten. Es geht viel mehr als das, um die Geschichte eines Journalisten, der es mit dem mutmaßlich mächtigsten staatlichen Machtapparat überhaupt aufnimmt, um seine manipulativen Praktiken zu entlarven.
Dafür feiere ich den Film bis heute. Und dafür feiere ich Elliott Gould (für mich, für immer „Trapper John“). Denn dieser abgerissene, zerknautschte Typ hat mir damals oft mehr gegeben, als alle bekannten und noch folgenden Superhelden. Er war nie so schön wie Robert Redford, so erfolgreich wie Dustin Hoffman oder so cool wie Al Pacino. Doch für mich ist er einer, der in einer Reihe mit ihnen steht und dem ich über 50 Jahre bei der Ausübung seines Berufes immer sehr gerne zugesehen habe.
Thriller, USA, 1978, FSK: ab 12, Regie: Peter Hyams, Drehbuch: Peter Hyams, Produktion: Paul Lazarus III, Musik: Jerry Goldsmith, Kamera: Bill Butler, Schnitt: James Mitchell, Mit: Elliott Gould, James Brolin, Brenda Vaccaro, Sam Waterston, O. J. Simpson, Hal Holbrook, Karen Black, Telly Savalas, David Huddleston, David Doyle, Lee Bryant, Denise Nicholas, Robert Walden, Jim Sikking, Alan Fudge
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