Im Südpazifik war ich noch nie, wahrscheinlich werde ich auch nie dort sein. Wie wir alle bin ich mit den Paradiesmythen abgefüttert worden, Filme, Romane etc. Alles Projektionen: alle Träume und Freiheiten, die sich nicht verwirklichen lassen – dort soll das alles irgendwie möglich sein.
Die Menschen dort seien so lieb und gastfreundlich – anders als unser Kolonialisten-Europa. Und als Dank haben fast alle Atommächte dieser Welt diese lieben Menschen mit Atomtests verstrahlt. Ich habe mit der Wirklichkeit zu tun gehabt: Einige Freundinnen und ich hatten den Auftrag, für die vom Klimawandel bedrohten Inselstaaten bei einer Bonner Klimakonferenz zu lobbyieren.
2022 machte bei den Filmfestspielen in Cannes dann ein langer Film Furore, von einem katalanischen Regisseur, Albert Serra, der auf geschickt-subtile, in der die Bildsprache auf geradezu hypnotische Weise, Projektionen und kolonialistische Wirklichkeit verbindet. Seinen Hauptakteur, den französischen „Hochkommissar“ De Roller, dargestellt von Benoît Magimel, lässt er stundenlang schwätzen, um das Weltbild des Kolonialismus kenntlich zu machen.
Das gelingt, wenn Sie nicht vorher eingelullt und eingenickt sind. Ich habe die 160 Minuten im Wachzustand geschafft.
Es war mir nicht langweilig.
Dieser Beitrag erschien am 24.11.2024 zuerst im Beueler-Extradienst. Übernahme an dieser Stelle, mit freundlicher Genehmigung des Autors.
Drama, Frankreich, 2022, FSK: ab 6, Regie: Albert Serra, Drehbuch: Baptiste Pinteaux, Albert Serra, Produktion: Pierre-Olivier Bardet, Albert Serra, Montse Triola, Musik: Marc Verdaguer, Kamera: Artur Tort, Schnitt: Artur Tort, Ariadna Ribas, Albert Serra, Mit: Benoît Magimel, Pahoa Mahagafanau, Marc Susini, Matahi Pambrun, Alexandre Melo, Montse Triola, Michael Vautor, Cécile Guilbert, Attia Lluís Serrat, Mike Landscape, Cyrus Arai, Mareva Wong, Baptiste Pinteaux, Sergi López, Eva Bourgeois, Laurent Brissonnaud
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