Michelsen, Hübner

Es wirkt nicht nur so. Die Abwesenheit von Mediathekperlen in der Timeline des Extradienstes hat zu allererst mit der Abwesenheit selbiger in den selbigen zu tun. Im Verlauf dieser Woche habe ich mich deshalb im Wesentlichen mit dem Weggucken von Material der BBC beschäftigt. Das war „safe“ und vor allem weit genug weg vom Wahlkampf in Deutschland. Zu der britischen Version des „Tatortreinigers“ („The Cleaner„) wird es deshalb wohl demnächst an dieser Stelle noch zu lesen geben müssen. Aber nicht heute.

– Angst in meinem Kopf (2018) –

Familiendrama und Männerknastthriller. Beides keine Themen welche ich oben auf die Liste meiner bevorzugten Sujets setzen würde. Doch war eben die Kombination aus beidem die eine Ausnahme, die ich von meiner Mediathekenabstinenz gemacht habe. Grund dafür (neben der prominenten Platzierung auf der Startseite) – ausschließlich die beiden Hauptakteur:innen, Claudia Michelsen und Charly Hübner.

Eigentlich können sie an dieser Stelle aufhören zu lesen. Frau Michelsen kennen sie aus unzähligen 20:15 Produktionen, letztens gerade noch in der (sehenswerten) ZDF Komödie „Immer der Nase nach“ oder auf dem Fernsehpreis (2017) prämierten „Ku’damm 56/59/63“ und als Doreen Brasch im Magdeburger Polizeiruf 110. Über Charlie Hübner hier noch ein weiteres Wort zu verlieren, wäre in diesem Blog auch eher überflüssig… das haben wir schon, zum Beispiel hier, hier oder hier.

In der NDR Produktion von Thomas Stiller (Buch & Regie) aus 2018 durften beide in den „Nahkampf“ gehen. Und das ist so gemeint, wie es geschrieben steht. Schauplatz ihres Aufeinandertreffens ist eine enge, schlecht beleuchtete Zelle im Männerknast. Sie spielt eine Schließerin und er einen triebhaften Serienmörder.

Leider sind das aber wirklich die einzigen Rollen, die in diesem Film mehr als ein Abziehbild sind, nämlich einen Charakter und eine eigene Tiefe bekommen. Der ganze Rest drumherum, vor allem die Familiengeschichte der Schließerin, dient eigentlich nur dazu, sie ihre Aufeinandertreffen entwickeln zu lassen. Das gelingt, zum Teil teuflisch gut – soweit es das Innere des Gefängnisses betrifft. Mal gelingt es wenig, bis gar nicht – soweit das angesprochene Familiendrama betroffen ist. Der Rest des Umfeldes (im Knast) funktioniert so gut wie in vielen andere Knastgeschichten. Prototypen. Die kennen sie gut. Schade darum.

Denn alles in allem hätte dieser Film ein richtig, richtig spannender Thriller werden können. Hübner ist wirklich überragend, Michelsen bekommt die Chance für grandioses Spiel und lässt mich wirklich staunend zurück. Kamera und Musik sind so gut wie nur selten auf diesem Sendeplatz (Mittwochsabend, 20:15 in der ARD)… nur das Buch, das traut sich nicht. Und das Ende verläuft sich.

Wenn sie Michelsen und/oder Hübner schätzen, dann ist der Film Pflicht und ganz sicher keine verlorene Lebenszeit. Wenn die beiden für sie keinen Unterschied machen, dann schauen sie gerne was anderes.

„Angst in meinem Kopf“ – in der ARD Mediathek verfügbar bis zum 13.12.2021


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