Heute ist sozusagen mein letzter Urlaubstag. Den habe ich mir eben nostalgisch vergoldet, mit dieser Wiederholung der vorzüglichen Dokumentation von Martin Groß (2022) über die Toten Hosen in Ostberlin 1983. Bis mir der Gedanke durch den Kopf fuhr, ob ein solches Konzert wohl heute noch stattfinden würde, wenn statt der Stasi etwa Nazis in den Nebengassen lauern würden.
Keine Frage, die Hosen würden das wohl eiskalt durchziehen. Aber ob etwa die sogenannten Sicherheitsbehörden derselben Auffassung wären?
Liebe Kinder, schaut euch das an. Das hier sind 75 Minuten Musik- & Geschichtsunterricht. 1983 war ich gerade 18 und natürlich war mein erstes Auto ein Opel Kadett. 50 PS individueller Freiheit. Opelgang. Das könnt ihr ja heute mal bei den Streamingkapitalisten eures Vertrauens (??) in den Algorithmus werfen. Die Hosen waren elementarer Bestandteil des Soundtracks zum Erwachsenwerden. Und zwar für jede:n den und die ich kannte.
Ich würde sie deshalb nicht zu „Helden“ machen. Aber Eier hatten sie. Im allerbesten musikalischen Sinne. Und die haben wir gebraucht, unter Kohl und Honecker.
Eine Legende behauptet, Bruce Springsteens Konzert in Weissensee wäre der Beginn vom Ende der Mauer gewesen. Eine andere macht Udo Lindenberg wenigstens mitverantwortlich. Oder Michael Jackson. Ich behaupte, es waren tatsächlich die Hosen, die dem antifaschistischen Schutzwall die ersten Risse beigebracht haben.
Nun laufen die Faschist:innen wieder frei herum.
Das haben wir damals so nicht kommen sehen.
Dokumentarfilm, Deutschland, 2022, Buch & Regie: Martin Groß, Produktion: Thomas Schuhbauer (ECO Media), Musik: Die Toten Hosen, Planlos, Sex Pistols, Die Vision, Kamera: Ion Casado, Felix Korfmann, Matthias Wittkuhn, Schnitt: Philip Kiessling, Mit: Bernd Michael Lade, Campino, Andreas Meurer, Michael Breitkopf, Andreas von Holst, Trini Trimpop, Vom Ritchie
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