Bob Dylan – Like a Rolling Stone (2021)

New York, Frühjahr 1965, Studio A der Columbia Records. Vier Musiker warten auf Bob Dylan. Einige kennen ihn, andere weniger. Sie wissen noch nicht, dass der Song, den sie einspielen werden, ein Meilenstein der Musikgeschichte sein wird.

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Mich hat diese Filmadaption eines für das Theater geschriebenen Stücks im tiefsten Innersten meiner Identität getroffen. Es ist, nicht dass wir uns falsch verstehen, ganz und gar kein „Dokumentarfilm“, sondern eine „szenische Nachstellung“ der Aufnahmesessions von Bob Dylans Song „Like a Rolling Stone“ in den Columbia Studios in New York. Gedreht unter der Leitung von Regisseur Julien Condemine in Zusammenarbeit mit ARTE Frankreich.

Sechs Männer, die sich hart erarbeiten, den vielleicht größten Song der Menschheitsgeschichte einzuspielen. Und ihnen dabei zuzusehen ist vielleicht spannender, als alles, was sie sich vorstellen können – jedenfalls, wenn sie so drauf sind, wie ich.

Es ist ein nervenaufreibender Prozess, dem sich die Beteiligten aussetzen. Es ist eine Meditation über Vertrauen, Zweifel, kreative Sackgassen und Eingebung, auch Status und Einfluss. Am Ende gilt, die Inspiration des Moments. Konzentriert auf einige Tage in einem Studio ohne jedes Tageslicht – einer extraterritorialen Sphäre, wahrhaftig jenseits von Zeit und Raum.

Die Welt muss aufgehört haben, sich um die Sonne zu drehen, sollte die Szene, in welcher Dylan für den blutjungen Al Kooper sein Gedicht „Last Thoughts On Woody Guthrie“ rezitiert, sich tatsächlich so zugetragen haben. Mir ist in diesen rund sechs Filmminuten glatt die Luft weggeblieben.

Eine unglaublich dichte Dramatik und – neben der Musik – der tatsächliche Höhepunkt des Stückes, das für Dylanolog:innenen, Musiker:innen und einfache Fans, wie ich es bin, gleichermaßen faszinierend ist.

Und sei es nur um Bob Dylan (Sébastian Pouderoux), Produzent Tom Wilson (der eigentlich Afroamerikaner ist wurde gespielt von Gilles David), Gitarrist Mike Bloomfield (Stéphane Varupenne), Gitarrist und Keyboarder Al Kooper (Christophe Montenez), Pianist Paul Griffin (Hugues Duchêne) und Schlagzeuger Bobby Gregg (Gabriel Tur) bei der Erschaffung des für alle Zeit ultimativen Rock’n’Roll Songs zuzusehen.

Vielleicht wurde mir das Lied von Dylan in die Wiege gelegt. Ich wurde nur drei Monate nach seiner Veröffentlichung geboren. Ich höre es also tatsächlich schon mein ganzes Leben. Und ich kann mir dieses ohne „Like a Rolling Stone“ einfach nicht vorstellen.

And though it’s only my opinion
I may be right or wrong
You’ll find them both
In the Grand Canyon
At sundownAnd though it’s only my opinion
I may be right or wrong
You’ll find them both
In the Grand Canyon
At sundown

(Bob Dylan, Last Thoughts On Woody Guthrie, 1963)

Das dürfen sie eigentlich wirklich nicht verpassen!



Comédie Française 2021, 74 Minuten, Regie: Julien Condemine, Produktion: ARTE F, Mit: Sébastian Pouderoux, Gilles David, Stéphane Varupenne, Christophe Montenez, Hugues Duchêne, Gabriel Tur


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