Alte Männer, Freundschaft und Rock&Roll – So viel Zeit (2018)

Ich bin ja selber einer. Habe die Achtziger überlebt und kann mich erinnern. Wer auch immer zu der Zeit im Ruhrgebiet unterwegs war, der/dem geht es bei diesem Film möglicherweise ganz ähnlich. Das passt hier schon ganz gut. Und… man(n) muss diese alten Männer einfach lieben.

Hier wurde ein Video von Youtube, einer Plattform von Alphabet (Google) eingebunden. Der Inhalt wird nur geladen, wenn sie zuvor einer Übertragung ihrer persönlichen Daten (ua. ihrer IP-Adresse) an die Plattform zustimmen.

Klicken sie auf dieses Cover, um den Inhalt anzuzeigen.

Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

Frank Goosen („Tresenlesen“), der Autor des diesem Film zugrundeliegenden Buches, ist ziemlich genauso alt wie ich. Und weil er aus Bochum kommt und ich aus Essen, haben wir einen ziemlich vergleichbaren Horizont. Der war nicht immer grau. Auch wenn der andere Bochumer derweil gesungen hat, Wo die Sonne verstaubt“, war das Ruhrgebiet damals eine wahre Brutstätte des Rock&Roll. Und nicht ohne Grund wurde der WDR Rockpalast vor allem in Essen (Grugahalle) und Bochum (Zeche) zu dem Mythos, von dem er auch 40 Jahre später noch zehrt. Mit anderen Worten: Wir hatten eine ziemlich geile (unsere beste?) Zeit, damals.

Wenn sie nun so Mitte/Ende-Fünfzig oder darüber sind, dann können sie wahrscheinlich schon kapieren, wo das herkommt, was diesen Film antreibt. Es ist eine große nostalgische Ballade über Freundschaft, Rock&Roll und das Leben. Nicht mehr, und nicht weniger. Und das ist ziemlich universell gültig, auch wenn es hier um Menschen geht, für die der „Pott“ auch ihre kulturelle und soziale Identität definiert. Wenn sie das mal drin haben, dann kriegen sie das nicht mehr weg!

„Woanders is auch scheiße.“ (Goosens)

Die machen das alle gut, die Männer (und wenigen Frauen) in diesem Film. Und das will etwas heißen! Denn außer Armin Rohde (Gladbeck), sind die alle von woanders. Doch weil eben das, die Integration und das Zusammenleben von Menschen aus aller Welt, so zentral für den größten Ballungsraum Europas ist, macht es gar nichts, dass der Gitarrist der Band (Jan Josef Liefers) tatsächlich aus Dresden, der Sänger (Jürgen Vogel) aus Hamburg, der Keyboarder (Richy Müller) aus Mannheim, und der Bassmann (Matthias Bundschuh) aus Bonn ist. Die Band ist ziemlich fantastisch. (Und das, obwohl Armin Rohde tatsächlich gar kein Schlagzeug spielen konnte. Respekt, dafür!)

Nur ihr Name, „Bochums Steine“… der wär‘ wohl schon in den 80ern scheiße gewesen. 😉



Spielfilm, Deutschland, 2018, FSK: ab 6, Regie: Philipp Kadelbach, Drehbuch: Stefan Kolditz, Produktion: Sebastian Werninger, Benjamin Benedict, Hermann Florin, Musik: Michael Kadelbach, Kamera: Thomy Dirnhofer, Schnitt: Charles Ladmiral, Nils Landmark, Mit: Jan Josef Liefers, Jürgen Vogel, Armin Rohde, Richy Müller, Matthias Bundschuh, André M. Hennicke, Alwara Höfels, Laura Tonke, Jeanette Hain, Karen Böhne, Jonathan Berlin, Vincent Krüger, Lennart Betzgen, Nick Romeo Reimann, Benjamin Lutzke, Constantin von Jascheroff, Dorkas Kiefer, Arina Prokofyeva, Serafin Mishiev, Wolf Danny Homann, Axel Stein, Daniel Rodic, Jörg Hartmann, Ronald Kukulies, Tanja Schleiff


6 Antworten

  1. Mediathekperlen
    Mediathekperlen

    ⬆️ Ich musste diesen Link eben noch nachtragen. Weil @ArRo immer nur von den Besten gelernt hat: Bei #Hardcore Peter Thoms! Der Legende! ❤️

    „Ich habe natürlich geübt. Ich hatte monatelange Albträume von dieser Aufgabe, vor der ich riesigen Respekt hatte. Ich habe in meinem Beruf natürlich schon gesungen, zum Beispiel am Theater als Mackie Messer. Aber Schlagzeug! Die größten Bands der Welt verdanken ihren Erfolg dem Schlagzeuger, weil er den Drive geliefert hat. Jedes Körperteil macht etwas anderes. Im Film ist die Beinarbeit ja nicht zu sehen, aber auch was obenrum passiert, ist anspruchsvoll genug. Gott sei Dank habe ich Peter Thoms als Lehrer gewinnen können, der seit Jahren auf der Bühne das Schlagzeug bei Helge Schneider spielt. Natürlich hat er mir nicht wirklich Schlagzeug beigebracht, das würde Jahre dauern. Also hat man mir gezeigt, wie es so wirkt, als könnte ich Schlagzeug spielen.“

    https://www.nw.de/nachrichten/kultur/kultur/22303839_Armin-Rohde-Wer-war-an-meinem-Zeitkonto.html

  2. Avatar

    @mediathekperlen Danke für den Tipp. Obwohl, Essen (wenn man nicht ausschließlich den Norden betrachtet) und Bochum sind ja schon recht unterschiedlich. Nicht nur, weil die eine im Rheinischen liegt und die andere im Westfälischen.

    1. Mediathekperlen
      Mediathekperlen

      Ach, @MartinK, du hast es hier mit einem zu tun, der sein ganzes Leben auf dieser Demarkationslinie zugebracht hat. Ich bin geboren in Gelsenkirchen (Westf.), habe dann in Gladbeck (Westf.) gewohnt, die längste Zeit meines Lebens in Essen (Rheinl.) verbracht und arbeite heute in Dortmund (Westf.) Das sind schon mal 3 Regierungsbezirke. Und darin liegt die Tragik des Ruhrgebiets. Es wird fremdbestimmt.

      Für mich, ist zwischen Lippe und Ruhr alles eins. Und zwischen Duisburg und Hamm eben auch.

      1. Avatar

        @mediathekperlen Die Identifikation mit einer „Metropole Ruhr“ wird ja sogar staatlich gefördert 😉. Aber wie Du schreibst, die Verwaltungsrealität spielt dagegen. Ich war 30 Jahre lang und damit fast die Hälfte meines Lebens Westwestfale.

  3. Avatar

    Huch. Und meine absolute Lieblingskneipe in Köln ist im Trailer.

  4. Avatar

    @mediathekperlen Das war mal ein hübscher Tipp – wirklich gut gemachtes Popcorn-Kino. Und KEIN EINZIGES Bochum – Klischee ausgelassen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert