Roadmovie – Das Leuchten der Erinnerung (2017)

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Ob jetzt Krebs oder Alzheimer das größere Arschloch ist, möchte ich nicht entscheiden. Im Grunde meide ich beide, soweit ich es im Alltag denn verdrängen kann. Und dennoch habe ich mir angesehen, wie zwei alte Menschen, sowohl vom einen, wie vom anderen gezeichnet, sich in einem alten Winnebago auf die letzte Reise ihres Lebens machen. Mit Helen Mirren und Donald Sutherland.

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Das Motiv der „letzten großen Reise“ liegt mir eigentlich fern. Ich habe auch keine „Bucket-List“ der Dinge, die ich vor meinem Lebensende unbedingt noch erledigt haben möchte. Aber ich mag Road-Movies eben. Hier fahren zwei sehr alte Menschen die amerikanische Ostküste herunter. So wie alle Menschen die unterwegs sind, erleben sie Dinge, von denen sie erzählen können. Und diese Geschichten sind es, für die ich ins Kino gehe.

Donald Sutherland habe ich geliebt, seitdem ich zum ersten Mal „M*A*S*H“ (1970) gesehen habe, eine, zu ihrer Zeit, von der Kritik verrissene Anti-Kriegs-Satire von Robert Altman. Dort war er „Hawkeye Pierce“. Den hab‘ ich verehrt. Das war mein Vorbild. Und so bleibe ich an Schauspieler:innen eben hängen. Manchmal ist es nur ein einziger Film, eine einzige Rolle.

Über Helen Mirren zu schreiben, verbietet mir eigentlich der Respekt, den ich vor ihr habe. Mit einer Dame Commander des Order of the British Empire (DBE) ist ja auch gleich eine ganze Nation mit im Spiel, deren Königin(en) sie wohl häufiger gespielt hat, als jede andere Schauspielerin. Es ist mir wirklich immer ein Privileg und eine Freude, sie spielen zu sehen.

Hier spielen sie zwei alte Menschen. Mit einer 50 Jahre langen gemeinsamen Biografie. Das schaffen heute nur noch die wenigsten. Ich müsste dafür etwa 95 Jahre alt werden. Und ganz sicher würde ich dann vermutlich mehr Zeit in Wartezimmern von Ärzt:innen verbringen, als ich mir heute überhaupt vorstellen kann. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich auch lieber in ein Wohnmobil steigen. Bucket-List hin oder her…

Lange Rede… ich habe nichts als Sympathie für die beiden Alten… und schon deshalb konnte ich den Film genießen. Langsames Storytelling, dramatische Entscheidungen, Abenteuer, Freude, Trauer, alles drin. Zwei gelebte Leben, eben.

Am Ende sind wir sowieso alle tot. Vorher noch ein bisschen Freude am Leben zu haben, ist vermutlich das, was wir daraus lernen und wirklich nicht vergessen sollten, wenn es für uns mal so weit ist.

Dann wird das ein gutes Ende.



Spielfilm, Frankreich, Italien, 2017, FSK: ab 12, Regie: Paolo Virzì, Drehbuch: Stephen Amidon, Francesca Archibugi, Paolo Virzì, Francesco Piccolo, Produktion: Marco Cohen, Fabrizio Donvito, Benedetto Habib, Musik: Carlo Virzi, Kamera: Luca Bigazzi, Schnitt: Jacopo Quadri, Mit: Helen Mirren, Donald Sutherland, Kirsty Mitchell, Janel Moloney, Christian McKay, Dana Ivey, Dick Gregory, Robert Pralgo

@3sat


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