Maria Schrader ist fast auf den Tag genauso alt wie ich und als Schauspielerin seit mehr als drei Jahrzehnten wohlbekannt und gut beschäftigt im europäischen Theater- und Film. Dass wir sie inzwischen ebenfalls als Regisseurin kennenlernen durften, mag auch ein Glücksfall für sie persönlich sein. In jedem Fall ist es unser Gewinn!
Ich denke ja inzwischen durchaus mal über Dinge wie Altersteilzeit nach. Und darüber, wie ich – nach dem Ausstieg aus dem Hamsterrad – den Rest meines Lebens gestalten soll – solange ich es noch kann. Bei Frau Schrader hingegen wünsche ich mir, sie möge einfach so lange weiter Filme machen können, wie sie will. Und ich hoffe, es werden noch viele sein. Damit ich dann als Rentner hier darüber bloggen kann.
Ihr letzter Film, „Ich bin dein Mensch“ lief schon mehrfach bei der ARD und ARTE. Allerdings oft auf dem Programmschema geschuldeten Sendeplätzen (und Sendern), die ihm nicht wirklich das Publikum ermöglicht haben, welches er eigentlich verdient hätte. Dafür hätte eine Anstalt auch eine der endlosen Degeto-Freitagabendschmonzetten oder gar eine Tatort-Wiederholung an einem Sonntagabend ausfallen lassen können. Doch bevor so etwas passieren kann, wird Deutschland erst wieder Fußballweltmeister (der Männer) und/oder Annalena Baerbock Bundeskanzlerin.
Im Ernst: Der Film ist eigentlich auch ein Opfer der Covid-Pandemie. Denn alles, was 2021 in die Kinos kam, fand sozusagen außerhalb der Öffentlichkeit statt. Selbst sein fulminanter Erfolg bei der Berlinale und eine ganze Kollektion dort und auf anderen Festivals gewonnener Preise konnte das bis heute nicht kompensieren.
Die Wiederholungen sind also mehr als verdient. Da will ich bitte keine Klagen hören!
Die Geschichte ist schnell erzählt. Deshalb ist es für mich, der nichts mehr hasst, als Spoiler, auch schwierig sie zusammenzufassen. Denken Sie einfach an eine romantische und sehr deutsche Variante der vorzüglichen schwedischen Serie „Äkta människor“ (Real Humans, 2012-2014), die ich während eines langen Jobs am Öresund tatsächlich sehr geliebt habe. Doch während die Serie – ihrer Natur gemäß – wesentlich mehr Zeit zur Entwicklung ihrer Story hatte, gewinnt Schraders Film tatsächlich durch seine Kürze und der scheinbaren Einfachheit seiner Geschichte.
In Wahrheit aber ist hier rein gar nichts „einfach“. Denn es werden die großen, die wirklich ganz großen Fragen verhandelt, die unsere Gegenwart so aufregend und schicksalhaft für die Menschheit machen.
„Träumen Androiden von elektrischen Schafen…?“
Das hat sich schon, der zu seiner Zeit (1968) sträflich unterschätzte, Philip K. Dick gefragt. 14 Jahre später hat Ridley Scott daraus den „Blade Runner“ gemacht und damit vermutlich einen der kulturell einflussreichsten Filme aller Zeiten.
Nun verstehen sie mich bitte nicht falsch! Ich will nicht Scotts Jahrhundertfilm mit Schraders charmanter „kleiner melancholischer Komödie um die Fragen der Liebe, der Sehnsucht und was den Menschen zum Menschen macht“ (wie es in der Promotion zum Film heißt) vergleichen. Doch sie stehen sich näher, als sie annehmen würden… Lesen Sie die sehr intelligente Filmkritik von Dietmar Dath für die FAZ, vom 01.07.2021, wenn ihnen nach mehr ist.
Ich feiere den Film sehr. Ich feiere seine Regisseurin Maria Schrader, ihre:n Hauptdarsteller:in Maren Eggert und Dan Stevens für ihre grandiose Subtilität… und ich feiere Sandra Hüller, dafür, dass sie eben Sandra Hüller ist.
Der Film mag nichts für jede:n sein.
Aber für mich!
Spielfilm, Deutschland, 2021, FSK: ab 12, Regie: Maria Schrader, Drehbuch: Jan Schomburg, Maria Schrader, Produktion: Lisa Blumenberg, Musik: Tobias Wagner, Kamera: Benedict Neuenfels, Schnitt: Hansjörg Weißbrich, Mit: Maren Eggert, Dan Stevens, Karolin Oesterling, Sandra Hüller, Hans Löw, Wolfgang Hübsch, Annika Meier, Falilou Seck, Jürgen Tarrach, Henriette Richter-Röhl, Monika Oschek, Inga Busch, Sebastian Schwarz, Marlene-Sophie Haagen, ua.
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