Sechzig aushalten – Portrait zum 60. Geburtstag von Richard Rogler

Anlässlich des Todes von Richard Rogler, der am 11. August 2024 in Köln gestorben ist, wiederholt das WDR Fernsehen ein Portrait des Kabarettisten zu seinem 60. Geburtstag im Jahr 2009.
Richard Rogler vor dem Reichstag in Berlin. Bild: © WDR/Gisbert Baltes
Richard Rogler vor dem Reichstag in Berlin. Bild: © WDR/Gisbert Baltes

Diese Wiederholung von Richard Roglers Geburtstagssendung des WDR aus dem Jahr 2009 ist eine angemessene, aber doch viel zu kurze Würdigung des Mannes aus Franken, der für mich über Jahrzehnte so sehr ein Gesicht meines Haussenders gewesen ist, wie es nur wenige andere geschafft haben.

Seine vier Jahre als Frontmann der Mitternachtsspitzen (1988-1991) waren für meine Biografie wohl so formativ, wie zuvor und danach nur der Scheibenwischer (1980–2008) von Dieter Hildebrand († 2013). Dabei war der fränkische „Günter Netzer des deutschen Kabaretts“ (Hildebrand) aus Köln mir in seiner Bodenständigkeit eigentlich sogar immer etwas näher, als der mit weit feinerer Klinge fechtende Schlesier aus München. Beide waren für mich Idole und über Jahrzehnte Garanten für zuverlässig höchsten intellektuellen Genuss.

Richard Rogler trat vor fast 40 Jahren erstmals für den Westdeutschen Rundfunk vor die Kamera – mit Glossen für unsere Ausgaben des ARD-Wirtschaftsmagazins „Plusminus“. In der Folge bereicherte er über Jahrzehnte die WDR-Programme im Hörfunk und im Fernsehen. Von 1987 bis 1998 spielte Rogler die Rolle des Maklers Panowski in der „Lindenstraße“ und war Stammgast in „Stratmanns“ Kneipentheater. Mit seinem ersten Soloprogramm „Freiheit aushalten!“, durch die von ihm 1988 aus der Taufe gehobenen „Mitternachtsspitzen“ und nicht zuletzt durch seine fiktiven Dialoge mit einem Herrn Rundfunkrat erlangte Richard Rogler Kultstatus.

Quelle: WDR (ARD Mediathek)

Ganz ehrlich: Dieses Kabarett ist doch seither eigentlich unerreicht – jedenfalls so weit es öffentlich-rechtliche Veranstaltungen betrifft. Wobei ich hier gerne zum Widerspruch einladen würde… denn ich kenne die Szene eigentlich längst nicht mehr. Mich erreicht das nicht mehr. Die Zeiten haben sich geändert und diese alten weißen Männer kommen nicht mehr zurück.

Heute ist „Comedy“.

Das haben auch die Dinosaurier so erleben müssen. Da waren die Sendeplätze auch irgendwann einfach weg. So ein Abschied ist irgendwie ja auch eine Gnade. Wir Boomer werden inzwischen immer weniger. Viele der Protagonisten dieser „Geburtstagssendung“ aus dem vorletzten Jahrzehnt sind schon gestorben. Nun auch Rogler.

Es spricht tatsächlich Bände über unsere öffentlich-rechtlichen Realitäten, dass diese Wiederholung, obwohl es sich dabei um eine Eigenproduktion des WDR handelt, nur eine Woche in der Mediathek verfügbar ist.

Ist das wirklich ihr Ernst, Herr Rundfunkrat?


Ebenfalls noch in der Mediathek verfügbar:

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