Ich bin ja selber einer. Habe die Achtziger überlebt und kann mich erinnern. Wer auch immer zu der Zeit im Ruhrgebiet unterwegs war, der/dem geht es bei diesem Film möglicherweise ganz ähnlich. Das passt hier schon ganz gut. Und… man(n) muss diese alten Männer einfach lieben.
Frank Goosen („Tresenlesen“), der Autor des diesem Film zugrundeliegenden Buches, ist ziemlich genauso alt wie ich. Und weil er aus Bochum kommt und ich aus Essen, haben wir einen ziemlich vergleichbaren Horizont. Der war nicht immer grau. Auch wenn der andere Bochumer derweil gesungen hat, „Wo die Sonne verstaubt“, war das Ruhrgebiet damals eine wahre Brutstätte des Rock&Roll. Und nicht ohne Grund wurde der WDR Rockpalast vor allem in Essen (Grugahalle) und Bochum (Zeche) zu dem Mythos, von dem er auch 40 Jahre später noch zehrt. Mit anderen Worten: Wir hatten eine ziemlich geile (unsere beste?) Zeit, damals.
Wenn sie nun so Mitte/Ende-Fünfzig oder darüber sind, dann können sie wahrscheinlich schon kapieren, wo das herkommt, was diesen Film antreibt. Es ist eine große nostalgische Ballade über Freundschaft, Rock&Roll und das Leben. Nicht mehr, und nicht weniger. Und das ist ziemlich universell gültig, auch wenn es hier um Menschen geht, für die der „Pott“ auch ihre kulturelle und soziale Identität definiert. Wenn sie das mal drin haben, dann kriegen sie das nicht mehr weg!
„Woanders is‘ auch scheiße.“ (Frank Goosens)
Die machen das alle gut, die Männer (und wenigen Frauen) in diesem Film. Und das will etwas heißen! Denn außer Armin Rohde (Gladbeck), sind die alle von woanders. Doch weil eben das, die Integration und das Zusammenleben von Menschen aus aller Welt, so zentral für den größten Ballungsraum Europas ist, macht es gar nichts, dass der Gitarrist der Band (Jan Josef Liefers) tatsächlich aus Dresden, der Sänger (Jürgen Vogel) aus Hamburg, der Keyboarder (Richy Müller) aus Mannheim, und der Bassmann (Matthias Bundschuh) aus Bonn ist. Die Band ist ziemlich fantastisch. (Und das, obwohl Armin Rohde tatsächlich gar kein Schlagzeug spielen konnte. Respekt, dafür!)
Nur ihr Name, „Bochums Steine“… der wär‘ wohl schon in den 80ern scheiße gewesen. 😉
Dieser Beitrag erschien zuerst am 24.12.2023.
Spielfilm, Deutschland, 2018, FSK: ab 6, Regie: Philipp Kadelbach, Drehbuch: Stefan Kolditz, Produktion: Sebastian Werninger, Benjamin Benedict, Hermann Florin, Musik: Michael Kadelbach, Kamera: Thomy Dirnhofer, Schnitt: Charles Ladmiral, Nils Landmark, Mit: Jan Josef Liefers, Jürgen Vogel, Armin Rohde @ArRo@troet.cafe, Richy Müller, Matthias Bundschuh, André M. Hennicke, Alwara Höfels, Laura Tonke, Jeanette Hain, Karen Böhne, Jonathan Berlin, Vincent Krüger, Lennart Betzgen, Nick Romeo Reimann, Benjamin Lutzke, Constantin von Jascheroff, Dorkas Kiefer, Arina Prokofyeva, Serafin Mishiev, Wolf Danny Homann, Axel Stein, Daniel Rodic, Jörg Hartmann, Ronald Kukulies, Tanja Schleiff,
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