Ein Anti-Film, gegen Sehgewohnheit und normatives Fernsehen. Zwei Menschen, ein Raum, eine Nacht. Was Regisseur Matti Geschonneck hier inszeniert hat, „geht ums große Ganze, um Freiheit und Sicherheit, um Gewalt und Legitimität, in einem bar jeglicher konventioneller Handlung fesselnden Film“.
Der letzte Satz des Teasers zu diesem Beitrag stammt von Jens Müller, der den Film vor seiner Premiere auf ARTE für die taz gesehen hat. Und viel mehr als das müssen sie eigentlich gar nicht wissen.
Charly Hübner kennen sie. Der wird in diesem Blog gefeiert. Das ist Gesetz. Und Matti Geschonneck kennen sie sicher auch. Schließlich inszeniert er seit 30 Jahren zwischen „Tatort“, „Polizeiruf 110“ und „Fernsehfilm der Woche“, so ziemlich überall, alles, und vor allem, ziemlich viel, was in Erinnerung bleibt. Zuletzt etwa „Unterleuten – Das zerrissene Dorf“, nach Juli Zeh, oder „Die Wannseekonferenz“, deren Bedeutung uns gerade wieder in unser kollektives Bewusstsein katapultiert wurde.
Wenn so ein „alter Hase“ wie Geschonneck sich auf ein Kammerspiel wie dieses einlässt, dann tut er dieses nur, weil er einen genauen Plan hat. Denn ohne Plan geht so was schief. Zwei Schauspieler:innen, in einem Raum, in einer Nacht – quasi in Echtzeit. Das ist entweder wirklich spannend, oder es ist es nicht. Hier ist es wahrhaftig und unglaublich großartig!
Ich verrate ihnen nicht zu viel, wenn ich verrate, dass sie vielleicht vergessen zum Kühlschrank zu gehen, um noch ein Bier zu holen. So was sieht keine:r nebenbei. Und vielleicht besser auch nicht vor dem Schlafengehen. Denn es könnte sein, dass sie sich selbst die Frage nach der Legitimation von Gewalt stellen. Und ich mag nicht vorhersagen, auf welcher Seite sie sich am Ende wiederfinden.
„Manchmal muss man sich entscheiden.“
Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht am 17.01.2024.
Fernsehfilm, Deutschland, 2020, FSK: 0, Regie: Matti Geschonneck, Drehbuch: Daniel Kehlmann, Produktion: Reinhold Elschot, Silke Pützer, Musik: Nikolaus Glowna, Kamera: Judith Kaufmann, Schnitt: Dirk Grau, Mit: Sophie von Kessel, Charly Hübner, Michèle Fichtner
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