Filmfrauen: Katharine Hepburn – „Call Me Kate“ (2023)

Stellen wir uns einen Moment lang vor, Katharine Hepburn wäre anstelle Ronald Reagans 1983 zur ersten Präsidentin der USA gewählt worden. Die Geschichte des 20. Jahrhunderts wäre sicherlich anders verlaufen und nicht nur „Amerika“ wäre heute ein anderes, wahrscheinlich ein besseres Land. Denn diese außergewöhnliche Frau war in ihrer über 60 Jahre langen Karriere ein Geschöpf, wie auch ein radikaler Gegenentwurf der überlieferten Geschlechterklischees in Hollywood.

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Am nächsten Montag würde Hepburn 118 Jahre alt. Aus diesem Anlass zeigt ARTE schon am Sonntagabend diese sehr gelungene, weil sehr persönliche Filmbiografie der Ausnahmeschauspielerin. Und vorher gibt es übrigens den Ausnahmewestern „Denen man nicht vergibt“ (1960) (ARTE) von John Huston mit ihrer Namenscousine Audrey Hepburn (nicht verwandt oder verschwägert) und dem großen Burt Lancaster.

Da werde auch ich eine Ausnahme machen, denn bei so einem Programm hat der neue Tatort aus Bremen in meinem Haushalt linear einfach keine Chance. Gegen das alte Hollywood kommen auch Jasna Fritzi Bauer und Luise Wolfram nicht an. Dank der Mediatheken wird mir das aber keine Gewissensbisse verursachen. Ganz im Gegenteil!

Für mich begann meine lebenslange Affäre mit Katharine Hepburn mit ihrem Film „African Queen“ (1951) unter dem schon erwähnten John Huston. Neben der göttlichen Lauren Bacall hat wirklich keine andere Frau Humphrey Bogart je so gezeigt, wo es lang geht, wie sie, und weil es die dunklen Sümpfe am Ruki im Kongo waren, wurde daraus eines der größten Filmpaare der Geschichte.

Eine unumstrittene Ikone war sie schon, als sie an Bord des verrotteten Dampfers stieg. Dass es Bogart war, der dafür den ersten Oscar seiner Karriere gewann, erscheint mir heute noch ungerecht. Denn es war eine Performance, in der sie beide einander zu Höchstleistungen ihrer Kunst auf absoluter Augenhöhe gespielt haben. Doch einen Oscar hatte sie bereits und drei weitere sollten folgen. Den letzten davon gewann sie 49 Jahre nach ihrem ersten. Niemand, kein Mann, keine Frau hat das in der Filmgeschichte über eine so lange Zeit je wiederholen können.

Dass Frau Hepburn keinen einzigen ihrer Oscars selbst in Empfang genommen hat, war dann auch ein Ausdruck ihrer Unabhängigkeit. Und wenn wir sie in einem kurzen Filmausschnitt als sehr alte Dame gemeinsam mit Jane Fonda in dem Film sehen, für den sie ihren letzten als beste Hauptdarstellerin gewonnen hat, dann sehen wir auch, wie sie den Stab übergeben hat, an die nächste Generation starker unabhängiger Frauen in Hollywood.

Es gab nur eine Katharine Hepburn.

Lesen Sie auch:

„Die Freiheit, die sie meinte“ – Nachruf von Christiane Peitz, Tagesspiegel, 01.07.2003

„Hollywoods letzte Herrscherin“ – Nachruf von Urs Jenny, Spiegel, 06.07.2003

„Shakespeares Tochter“ – Wilfried Wiegand, FAZ, 01.07.2003

Star-Album (150): Katharine Hepburn – Süddeutsche Zeitung, Mai 2010

Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht am 09.05.2025.



Dokumentarfilm / Biografie, USA, 2023, Buch & Regie: Lorna Tucker, Produktion: ARTE



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