Ein deutsch/britischer Science-Fiction-Horrorfilm, der so verzweifelt versucht, Tiefe und Atmosphäre zu erzeugen, dass er dabei in seiner eigenen Dunkelheit versinkt. Zwei Männer erwachen ohne Erinnerung in einem Raumschiff voller endloser Gänge, gruseliger Kreaturen und… ja, das war es im Wesentlichen auch schon.
Regisseur Christian Alvart ist bekannt für düstere Stoffe, in denen psychische Abgründe und klaustrophobische Räume dominieren. Ob in „Antikörper“ (2005), wo er einen Serienkiller im deutschen Provinz-Nebel jagte, „Steig.Nicht.Aus“ (2018), einem SUV-Berlin-Thriller-Remake oder in Serien wie „Sløborn“ (2020), wo er die postapokalyptische Beklemmung auf eine Nordseeinsel verlegt – Alvart hat ein Faible für alles, was unheimlich, drückend und (oft) ein bisschen überinszeniert ist.
In „Pandorum“ (2009) geht es um das titelgebende Syndrom, das Wahnsinn und Halluzinationen auslöst, sobald Isolation und Paranoia die Oberhand gewinnen. Das klingt erstmal spannend, ist aber im Film nur ein Aufhänger für eine Abfolge von Hetzjagden und wirre Dialoge. Die Monster bleiben gesichtslose Kannibalen, deren einzige Funktion darin besteht, gelegentlich lautes Knurren von sich zu geben und Protagonisten durch Rohre zu hetzen.
Optisch kann ich „Pandorum“ keinen Vorwurf machen: Das Raumschiff wirkt kalt, metallisch und unendlich. Aber es reicht eben nicht, einfach das Licht auszuknipsen, um eine packende Geschichte zu erzählen. Hier fehlt es an allem, was etwa Ridley Scotts „Alien“ (1979) damals so ausgezeichnet hat: Eine klare Bedrohung, Spannung, die sich Stück für Stück steigert, Figuren, deren Schicksal wirklich interessieren.
Ben Foster kämpft sich engagiert durch die Dunkelheit, Dennis Quaid bleibt weitgehend passiv in seinem Kommandoraum sitzen, und Antje Traue als Nadia gibt eigentlich wirklich ihr Bestes, bleibt aber letztlich auch nur eine Figur ohne Hintergrund. Und, ja, Wotan Wilke Möhring! Ein kurzer Auftritt, der vor allem das Gefühl hinterlässt, dass er sich in jedem Alvart-Film mindestens einmal wiederfinden muss – Vertrag ist wohl eben Vertrag.
Was mir bei diesen Figuren fehlt, ist irgendeine emotionale Bindung. Sie sind Stellvertreter:innen von Angst und Wahnsinn, aber keine echten Menschen, die ich verstehen oder fürchten könnte.
Stattdessen reiht sich ein Schreckmoment an den nächsten. Als wolle der Film sagen: „Hauptsache es rummst und zündelt, dann wird’s schon unheimlich!“ Das tut es eine Weile auch, doch irgendwann ermüdet dieses Dunkel. Es fehlt die Struktur, die „Alien“ so meisterhaft hinbekam: Die perfekte Platzierung von Schocks, das schleichende Grauen. Stattdessen ist „Pandorum“ wie eine wild gewordene Geisterbahn: laut, hektisch, und nach zehn Minuten wissen wir, dass die Figuren im Grunde nur dazu da sind, ein paar Kreischer abzuliefern, bevor sie wieder in der Dunkelheit verschwinden.
„Pandorum“ blieb ein düsteres Labyrinth ohne Vision. Das ist selbst heute noch schade. Denn erinnere ich mich doch, dass auch deutsche Regisseure große Ideen haben können – auch wenn das Budget niedrig ist. Ausgerechnet der Schwabe Roland Emmerich hat uns damals mit seinem heute legendären „Arche Noah Prinzip“ (1984) – einem Film, der zu seiner Zeit ungefähr so viel gekostet hat, wie heute ein Tatort – doch beigebracht, dass deutsche Science Fiction nicht nur düster sein muss, sondern auch unterhaltsam und sogar intelligent sein darf.
Der Rest ist Hollywood-Geschichte.
Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht am 09.06.2025.
Science-Fiction, Deutschland, Großbritannien, 2009, FSK: ab 16, Regie: Christian Alvart, Drehbuch: Travis Milloy, Produktion: Robert Kulzer, Paul W. S. Anderson, Jeremy Bolt, Musik: Michl Britsch, Kamera: Wedigo von Schultzendorff, Schnitt: Philipp Stahl, Mit: Dennis Quaid, Ben Foster, Antje Traue, Cam Gigandet, Cung Le, Friederike Kempter, Wotan Wilke Möhring, André Hennicke, Eddie Rouse, Norman Reedus, Fediverse: @filmeundserien, @ZDF
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