#MeToo @ Fox News – „Bombshell“ (2019)

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Den Hashtag #MeToo gab es noch nicht, als die Fox-News Journalistin Gretchen Carlson die Bombe hat zünden lassen, die Roger Ailes, den Chef des amerikanischen Kabel-Nachrichtensenders, noch kurz vor den US-Präsidentschaftswahlen 2016 aus seinem Job katapultiert und das Imperium des Rupert Murdoch erschüttert hat.

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Für im deutschen TV-Universum sozialisierte Zuschauer:innen ist es bis heute kaum nachvollziehbar, wie gravierend der Einfluss der Medien aus dem Imperium des Australiers Rupert Murdoch auf die Politik in den Staaten der Welt ist, in denen seine Zeitungen und TV-Sender nicht nur die publizistische Agenda, sondern häufig auch die Regierungen bestimmen.

Deutschland war immer zu klein für Murdoch, doch hat er auch bei uns seine Geschwister im Geiste, Verbündete und Nachahmer:innen. Denn auch das Geschäftsmodell, mit welchem Axel Springer seit 1952 seine Flagschiffe „Bild“ und „Welt“ in Deutschland aufgestellt hat, von Beginn an nicht nur darauf beschränkt, mit Journalismus maximalen Gewinn zu erzielen, sondern auch maximalen (politischen) Einfluss, war immer ganz dasselbe wie jenes des Australiers.

Döpfner, Reichelt, Bild-TV

Nur der Transfer des Konzeptes in die Rundfunkmedien ist dem Hamburger Verleger und auch seinem vorerst letzten Epigonen Mathias Döpfner nie gelungen. Denn dort, wo Murdoch als TV-Veranstalter Milliarden verdient hat, musste die Axel-Springer-SE immer draufzahlen – und deshalb, wie zuletzt bei dem Versuch, seine Marke „Bild-TV“ im linearen Fernsehen zu platzieren, mit herben Rückschlägen in ihren Bilanzen zurechtkommen.

Wobei ein Grund für den letzten dieser Rückschläge sicherlich auch in dem ehemaligen Chefredakteur der Bildzeitung und Chef des TV-Ablegers gelegen hat, der, ganz wie sein Fox-News-Gegenstück Roger Ailes durch seinen ganz eigenen #MeToo Skandal seinen Job verlor. Da war für die amerikanischen Springer-Aktionäre offensichtlich ihre Toleranzschwelle überschritten.

Journalismus = Geld = Macht

Mit Journalismus (und damit Geld zu verdienen) hat all das, was wir dort sehen und gesehen haben, weit weniger zu tun, als mit Macht. Dem Streben nach Macht und dem Missbrauch. Geld überträgt sich in politische Macht und politische Macht in Geld. Das war schon vor der Erfindung des Kapitalismus immer so. Und die Macht über Individuen geht damit immer Hand in Hand. Die Macht von Männern über Frauen sowieso.

„Bombshell“ erschien 2019, drei Jahre nach dem Abgang von Roger Ailes bei Fox. Der Film – ohnehin nur eine verdichte und deshalb natürlich verkürzte Erzählung – wurde seither also schon mehrfach von der Wirklichkeit überholt.

Denn der Skandal bei Fox-News war weit größer und strukturell weit tiefer, als nur in der Person Ailes begründet. Gerade aber dessen Person und seinem jahrzehntelangen politischen Kreuzzug auf der amerikanischen Rechten gibt die Mini-Serie „The Loudest Voice“ (2019) weit mehr Raum, als dieser Film.

Auch die Frauen, die im Film, unter anderen, von den wirklich überragenden Nicole Kidman (als Gretchen Carlson) und Charlize Theron (Megyn Kelly), verkörpert werden, haben in ihren jeweiligen professionellen Karrieren seither sehr unterschiedliche Wege eingeschlagen.

Kelly, die nach ihrem Ausscheiden bei Fox und einigen missglückten Neustarts bei NBC, heute als Podcasterin wieder als MAGA-Apologetin unterwegs ist, taugt so leider nicht wirklich zu einer Heldin der emanzipatorischen Frauenbewegung. Ihre Kollegin Carlson dagegen hat sich tatsächlich so weit vom Fox-Universum und seiner Zielgruppe emanzipiert, dass sie inzwischen wieder als seriöse Journalistin wahrgenommen wird (CNN), die ihr Profil als unabhängige Kommentatorin pflegt.

Nichtsdestotrotz ist „Bombshell“, bei allen Schwächen und dem zeitlichen Verzug zur Gegenwart, noch immer ein ziemlich großer und weiterhin überaus aktueller Film. Schauspielerisch ein Höhepunkt für Charlize Theron, Nicole Kidman und Margot Robbie. John Lithgow hat sich hier selbst ein Denkmal gesetzt, denn sein Roger Ailes ist nicht nur durch seine überragende Maske, für die der Film einen Oscar gewann, sondern vor allem auch durch den abgrundtiefen Charakter seiner Darstellung eine wirklich angsteinflößende und abstoßende Verkörperung des „Bösen“. Den Vergleich mit Russell Crowe in „The Loudest Voice“ gewinnt er um Längen.

Das hat Shakespeare Niveau.

Dieser Beitrag erschien zuerst am 12.10.2024



Drama, USA, 2019, FSK: ab 12, Regie: Jay Roach, Drehbuch: Charles Randolph, Produktion: A. J. Dix, Aaron L. Gilbert, Beth Kono, Charles Randolph, Margaret Riley, Jay Roach, Robert Graf, Michelle Graham, Charlize Theron, Musik: Theodore Shapiro, Kamera: Barry Ackroyd, Schnitt: Jon Poll, Mit: Nicole Kidman, Charlize Theron, John Lithgow, Margot Robbie, Allison Janney, Kate McKinnon, Malcolm McDowell, Mark Duplass, Alice Eve, Brigette Lundy-Paine, Alanna Ubach, Elisabeth Röhm, Spencer Garrett, Liv Hewson, Connie Britton, Ashley Greene, @3sat


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7 Antworten

  1. Avatar

    @mediathekperlen @3sat

    enorm , dass ein solch interessanter film nicht mediathek-weit / DACH-weit beworben wird

    #RelevanzHallo

    https://www.3sat.de/film/spielfilm/bombshell—das-ende-des-schweigens-100.html

    1. Mediathekperlen

      Natürlich hast du recht, @aiquez. Aber wir können @3sat auch einfach mal rückblickend dafür feiern, dass der Film es gestern Abend in die 20:15 Primetime geschafft hat! 👍

      1. Avatar

        @mediathekperlen @3sat

        ich bekomm ja sonst nix mit ..
        Klar ist das schon gut .. und auch vernünftig .. dass es sogar in der PrimeTime und nicht um 23:50 kommt

      2. Mediathekperlen

        LoL, @aiquez… genau mein Leben! Was es nicht in der Mediathek gibt, sehe ich nicht. Und ich glaube, es geht nicht nur mir so. Da ist die Anzahl der Sender und die Sendezeit für mich eigentlich völlig irrelevant. Rundfunkpolitisch ist so ein Geständnis allerdings eigentlich purer Sprengstoff. 😉

      3. Avatar

        @mediathekperlen gibt es eine gute Suchmaschine für die Mediatheken ?

        mit Sortierung nach Categorien, Zeitpunkt der ausstrahlung, Sendungen .. ?!?
        das wäre mmn super wertvoll
        und key ; insb. auch bzgl. #edu #ÖRR_edu
        dann muss der Lehrer nicht mehr sagen: "googlet mal nach der Sendung xy "
        #mediathek_DataBase_suche

      4. Mediathekperlen

        Oh ja, @aiquez, eine solche Suchmaschine ist eigentlich der Grund dafür, dass es diesen Blog überhaupt geben kann. Tatsächlich gibt es gleich mehrere:

        Ich benutze https://mediathekview.de/. Das ist eine Software, verfügbar für Windows, Mac und Linux, die genau das bietet, was du dir wünschst… und noch viel mehr. Ich benutze sie täglich, um den stündlich aktualisierten Index aller ÖRR Mediatheken auf meinen Rechner zu laden. Dazu habe ich mir eine Reihe Filter eingerichtet und für viele Themen oder Serien auch ein Abo – dh. zu diesen Themen lädt die Software die Filmdateien automatisch runter.

        Der Funktionsumfang ist für Anfänger:innen allerdings möglicherweise etwas einschüchternd. Eben, weil damit so viel konfiguriert werden kann. Ich habe das ganze inzwischen aber schon einige Jahre in Gebrauch und komme inzwischen sehr gut damit zurecht.

        Für weniger Anspruchsvolle gibt es auch noch eine sehr viel einfachere Web-Version, die allerdings nicht konfigurierbar ist. Für eine schnelle Suche und Download allerdings unschlagbar effizient: https://mediathekviewweb.de/

        Und als letzte Alternative gibt es auch noch die https://mediatheksuche.de/, die sogar die kommerziellen Privatsender im Angebot, allerdings keine Downloadfunktion hat.

      5. Avatar

        @mediathekperlen ah ja hatte ich auch mal ein ähnliches Programm runter geladen ; teste diese mal aus , Dankee !!!