Tatsache: Auch nach 43 Jahren und ungezählten Wiederholungen, macht mich dieser Sci-Fi-Reißer von John Carpenter noch genau so an, wie zu meinem ersten Mal, mit sechzehn. Gerade weil die Technik sich seither in Quantensprüngen weiterentwickelt hat, steht dieser Film, für mich, noch immer auf Augenhöhe mit allen, die nach ihm kommen sollten.
Irgendwo in meinem Keller liegt noch ein altes VHS-Tape mit einer Kopie dieses Blockbusters. Einen Videorekorder habe ich schon seit 20 Jahren nicht mehr. Doch ich habe es einfach noch nicht über das Herz bringen können, auch dieses Artefakt aus einer anderen Zeit zu entsorgen.
Vielleicht dient das alte Magnetband, das wahrscheinlich längst schon nicht mehr funktioniert, mir einfach zur Selbstvergewisserung. Wir sind eben, was wir waren, wegen dem, was wir einmal geliebt haben. Und diesen Film habe ich geliebt, seit ich ihn vor mehr als vier Jahrzehnten als Raubkopie auf dem Fernseher meines Freundes zum ersten Mal gesehen habe.
„I don’t give a fuck about your war, or your president.“
Snake Plissken
John Carpenter ist einer der Regisseure meines Lebens. Das ist er vor allem, weil seine Filme (vor allem: „Dark Star“, 1974) eben zur richtigen Zeit in mein Leben getreten sind. Als Teenager war das Kino seiner Zeit für mich in einer Weise identitätsbildend, mit diesen Spätfolgen der Siebziger- und Achtziger-Jahre muss ich bis heute leben. Dieser Blog ist auch eine Konsequenz dessen, was ich damals gesehen habe.
Und, mal ehrlich, der Outcast „Snake Plissken“ war auch einfach so viel cooler als alles, was die Hollywood-Studios schon damals in Serie produziert haben. Neben Schwarzenegger, Stallone und ihren schlechten Kopien, war der hagere, langhaarige Kurt Russell, mit seiner Augenklappe, als alternativer Gegenentwurf einfach um ein Vielfaches geiler. Einzelgänger waren sie alle. Plissken war der erste Cyberpunk.
Nur ein Jahr nach Carpenter hat Ridley Scott mit dem „Blade Runner“ (1982) die andere große Science-Fiction-Dystopie geschaffen, die bis heute auch ein maximaler Meilenstein, weit über die popkulturelle Erinnerung hinaus, für die Kinogeschichte ist. Und für mich stehen beide Filme gleichermaßen für eine der besten Zeiten, die das Kino je hatte. Fragen Sie mich bitte nie, welchen ich mehr liebe. Es würde mich zerreißen.
„Escape from New York“ ist tatsächlich ein, mit kleinstem Budget und deshalb einfachsten Mitteln produziertes, kleines, schmutziges und großartiges Meisterwerk, eben weil es improvisiert und imperfekt ist. Ein Film, der, bis auf ein paar Luftaufnahmen und der computergenerierten Skyline, fast komplett in St. Louis, Missouri, gedreht wurde – und doch bis heute, einer der wirklich ultimativen „New-York-Filme“ ist.
Von 1981 bis in das Jahr 1997 wäre eigentlich ja nur wenig „Zukunft“ vergangen. So war auch die Projektion Carpenters, der verwilderte, gesetzlose Dschungel der Großstadt, eigentlich nur eine Hochrechnung des damals in 16 Jahren womöglichen – und angesichts der Zustände im realen New York – für das Kino alle Mal plausibel genug.
Und wenn wir heute auf das Hochsicherheitsgefängnis im Film schauen, und dabei etwa an die projektierten Lager denken, die europäische Regierungen in Ruanda oder Albanien zu bauen beabsichtigen… dann war das Szenario vielleicht sogar visionärer, als John Carpenter es vor fünf Jahrzehnten hätte ahnen können.
Wer würde Friedrich Merz evakuieren, sollte er mit seinem Flugzeug dort einen Absturz erleben? Und wie geht es eigentlich Till Schweiger?
„Mein Name ist Plissken.“
Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht am 21.10.2024.
Science-Fiction, USA, 1981, FSK: ab 16, Regie: John Carpenter, Drehbuch: John Carpenter, Nick Castle, Produktion: Debra Hill, Larry J. Franco, Musik: John Carpenter, Alan Howarth, Kamera: Dean Cundey, Jim Lucas, Todd Ramsay, Mit: Kurt Russell, Lee Van Cleef, Ernest Borgnine, Donald Pleasence, Isaac Hayes, Harry Dean Stanton, Adrienne Barbeau, Tom Atkins, Season Hubley, Charles Cyphers, Frank Doubleday, John Diehl, George Flower,
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