Benedict Cumberbatch – Die Wundersame Welt des Louis Wain (2021)

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Selbstanzeige: Ich bin eine Cumberbitch, oder „Cumberperson“, wenn ihnen das etwa lieber ist. Spätestens seit „Sherlock“ ist er ein Weltstar. Und ein unglaubliches Genie in der Auswahl seiner Rollen – das mag aber auch an seinen vorzüglichen Agent:innen liegen. Für den Mann schaue ich mir sogar die „Avengers“ an. Oder einen Katzenfilm über den Wahnsinn – so wie diesen…

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Für kaum einen anderen wäre ich wohl auf die Idee gekommen, mir ein Epos über einen äußerst britischen Künstler, und dann auch noch einen aus dem viktorianischen Zeitalter der kleinen Monarchie jenseits des Kanals anzusehen. Eben weil das bedeutet, dass alleine Kulissen, Ausstattung mit all ihrem zeitgenössischen Kitsch, aber auch Manierismen der britischen Klassengesellschaft so weit weg sind, von dem „Heute“, dass ein Film es entweder schafft, diesen Jahrhundertgap zu überwinden oder mich etwas verloren zurücklässt, weil ich diesen Zeitsprung nicht schaffe.

Bei Cumberbatch ist all das von nachgeordneter Bedeutung. Er schafft es, solchen Figuren eine Identität zu geben die ich verstehen will. Die es spannend macht, den Geschichten zu folgen und die mir am Ende als erinnerungswürdige Werke im Gedächtnis bleiben. Da ist es egal, ob er den Star-Treck Bösewicht, ein Mathe-Genie oder etwa einen Cowboy in Montana spielt.

Hier spielt er einen Maler. Sprichwörtlich zwischen Genie und Wahnsinn. Eine äußerst cumberbatche Rolle. Und eine sehr tragische. Doch nicht nur Menschen die ihr Leben in Gegenwart von Katzen gestalten – oder es vielmehr von jenen mysteriösen Wesen gestalten lassen, werden durch diesen Film belohnt.

Was Biopics angeht, ist „Die wundersame Welt des Louis Wain“ ein durchaus ungewöhnliches, und das nicht nur weil von einem Künstler erzählt wird, der weder als echte Berühmtheit durchgeht noch ein Werk hinterlassen hat, das als Meilenstein der Kunstgeschichte gilt. Vor allem stilistisch hebt sich der Film ab von vergleichbaren Werken, gerade im sonst auf Konventionalität setzenden britischen Kostümdrama. Will Sharpe erlaubt sich ein ungewohntes Maß an Verspieltheit und Künstlichkeit.

(Patrick Heidmann, epd-Film, 25.03.2022)

Wie viel Wahrheit in der Geschichte von Louis Wain steckt, wie akkurat oder authentisch der Film von ihm erzählt, vermag ich nicht zu beurteilen. Auch bin ich ein Hundemensch, also per-se nicht wirklich erfahren in der Beurteilung seiner Qualitäten als Katzenfilm. Doch auch in dieser Eigenschaft ist er wohl herausragend, so schreibt die Kritikerin:

Hier geht es um die Erfindung der Katze als Haustier, oder genauer: als lebensbestimmenden, niedlichen Haustyrannen. Cumberbatch hat die Quintessenz von Wains Errungenschaften ganz genau verstanden, wenn er jetzt in Interviews beschreibt, wie am Filmset einige der bestbezahlten Stars des zeitgenössischen Kinos geduldig darauf warteten, dass die mitspielenden Katzen freiwillig irgendwann tun, was das Drehbuch von ihnen erwartet. Für Regieanweisungen sind Katzen taub. Und Will Sharpe, der „Die wundersame Welt des Louis Wain“ inszeniert hat, wollte unbedingt mit echten Katzen arbeiten und auf digital nachbearbeitete Bilder verzichten.

(Susan Vahabzadeh, Süddeutsche Zeitung, 25.04.2022)

Wenn sie also das eine (Cumberbatch), oder das andere (Katzen) lieben, dann ergibt sich hier meine unbedingte Einschaltempfehlung. Wenn gleich beides der Fall sein sollte, dann werden sie diesen Film, eine Liebesgeschichte über „Elektrizität“ – trotz seines tragischen Endes – ohne Frage gleich mehr als nur ein Mal sehen wollen.

Das habe ich so im Gefühl.


„Die wundersame Welt des Louis Wain“ – auch in der Originalfassung – in der ARD Mediathek bis 03.02.2022

Spielfilm, Großbritannien, 2022
FSK: ab 12
Regie: Will Sharpe
Drehbuch: Will Sharpe, Simon Stephenson
Produktion: Adam Ackland, Ed Clarke, Leah Clarke, Guy Heeley
Musik: Arthur Sharpe
Kamera: Erik Wilson
Schnitt: Selina Macarthur
Mit: Benedict Cumberbatch, Claire Foy, Andrea Riseborough, Toby Jones, Sharon Rooney, Aimee Lou Wood, Hayley Squires, Stacy Martin, Phoebe Nicholls, Jimmy Winch, Adeel Akhtar, Julian Barratt, Dorothy Atkinson, Sophia Di Martino, Daniel Rigby, Asim Chaudhry, Taika Waititi, Nick Cave, Richard Ayoade, Jamie Demetriou


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