Apokalypse Bielefeld – In My Room (2018)

Unter gar keinen (unentschuldbaren) Umständen verpassen dürfen sie diesen Film. Und wenn sie ihn schon gesehen haben, dann schauen sie sicher freiwillig nochmal. Denn dieses Werk von Ulrich Köhler gehört vielleicht zum phantasievollsten, kreativsten und besten, das wir in den letzten Jahren im deutschen Kino haben sehen dürfen.

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Es ist wirklich schwer, hier nicht zu spoilern. Doch wenn sie mit Endzeitphantasien wie „I Am Legend“ (2007, mit Will Smith), „I Think We’re Alone Now“ (2018, mit Peter Dinklage), oder „Z for Zachariah“ (2015, mit Chiwetel Ejiofor) vertraut sind – und das sind nur drei Filme der letzten Dekade, aus einer schier unendlichen Auswahl – dann kennen sie das Motiv.

Aus welchen Gründen auch immer, wachen sie auf, und finden heraus, sie sind der letzte Mensch auf der Welt.

Ulrich Köhler, Regisseur und Autor dieser ostwestfälischen Version der Geschichte, erspart uns die Apokalypse. Wir erfahren nichts über die Gründe dafür, dass plötzlich alle Menschen verschwunden sind. Außer dem Protagonisten, einem Berliner Hipster – und offenbar ziemlichen Versager – der nicht auf einer einsamen Insel gestrandet ist, sondern ausgerechnet am Stadtrand von Bielefeld. Und dafür findet er Bilder und Symbole, die eine Welt beschreiben, die, obwohl sie nur in der Phantasie existiert, sich jederzeit authentisch anfühlt.

Eine Prämisse, die, wenn wir darüber nachdenken, zu echten Fragen führt. Wer bin ich? Was ist der Sinn meines Lebens, wenn es keine anderen Menschen gibt, außer mir. Der erste Mensch, Adam, den wir aus der Bibel kennen ist hier der letzte. Allein. Und ultimativ frei – zu tun und zu lassen was immer er will. Aber warum und wofür? Und für wen?

Ganz ehrlich, der Film hat mich eine ganze Weile nicht losgelassen, als ich ihn zum ersten Mal sehen durfte. Und jede Wiederholung löst eine Kaskade an Gedanken und Emotionen aus, mit denen jede:r für sich umgehen muss. Für die einen ist es nur ein, zudem sehr langsam erzählter, deutscher Endzeit-Film, ohne jede Action. – Für andere ein großes und ultimativ phantastisches, philosophisches Gedankenexperiment.

Für mich ist es ein Lieblingsfilm.


„In my Room“ – in der ARTE Mediathek nur bis zum 09.01.2024

Spielfilm, Deutschland, 2018
Buch & Regie: Ulrich Köhler
Produktion: Pandora Filmproduktion, Echo Film, Komplizen Film, WDR, ARTE
Produzent/-in: Claudia Steffen, Katrin Schlösser, Christoph Friedel
Kamera: Patrick Orth
Schnitt: Laura Lauzemis
Mit: Hans Löw, Elena Radonicich, Michael Wittenborn, Ruth Bickelhaupt, Emma Bading, Katharina Linder, Felix Schmidt-Knopp, Kathrin Resetarits


Eine Antwort

  1. Avatar

    @mediathekperlen interessanter Film. Echt.

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