Kafkaeske Komödie – „Adieu, ihr Idioten“ (2020)

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Die Kritik hat ihn nicht gerade geliebt, als „Adieu les cons“ im Oktober 2020 in die wenigen französischen Kinos kam, die (noch) nicht wegen Pandemieauflagen geschlossen waren. Ein Jahr später durfte der Film deshalb ein zweites Mal Premiere feiern. Und das kulturell ausgehungerte Publikum hat ihn so hart gefeiert, dass auch die französischen Filmpreise nicht mehr um ihn herum gekommen sind.

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Als treuer Verehrer des Monty Python Hausregisseurs und großen Phantasten Terry Gilliam war ich natürlich gespannt, hat sich Regisseur und Autor Albert Dupontel doch als ebenso großer Fan des Amerikaners geoutet und seinen Film direkt in den Kontext zu dessen Jahrhundertfilm „Brazil“ (1985) gesetzt. Und diese Herleitung geht für mich total klar.

„Ich sterbe an zu vielen Dauerwellen.“

Auch wenn der Franzose weniger dystopisch und etwas leichter daherkommt, als der Amerikaner, in ihrer kafkaesken Geschichte sind sie sich sehr, sehr nahe. Und das ist tatsächlich eine Freude.

Denn es ist doch so: Wenn wir über Bürokratie lachen können, dann befreit dieses Lachen uns alle und macht die Welt gleichzeitig etwas besser.

Die Geschichte der Begegnung eines selbstmörderischen Hackers, einer sterbenskranken Frau und eines blinden Archivars entpuppt sich als kleines Wunder. Wenn das Motiv Zwangsadoption auch zutiefst dramatisch ist, sind die Situationen komisch. Sie werden wahrscheinlich lachen müssen, vielleicht sogar sehr viel, helles Lachen, dunkles Lachen, über diese Tragödie scheiternden Lebens, angeführt von einem äußerst unwahrscheinlichen Trio, das bis zum unausweichlichen Ende zusammenhält.

Albert Dupontel ist in seinem Herzen ein Punk – ganz wie ich – und „Adieu les idiots“ ist vom Anfang bis zu seinem – irgendwie und ganz frei nach Bonnie & Clyde, tatsächlich „glücklichen“ – Ende eine atemberaubende moderne Fabel. Denn der Film hat alles: Emotionen, Lachen, Wahnsinn, das Absurde, die Wahrheit, das Leben, das vorbeizieht, Gewissheiten zerreißt und Ungleichheiten vergrößert. Wenn Unfähigkeit die Norm ist, können wir uns auf dem Karussell des Wahnsinns nur festhalten, wenn wir unsere Menschlichkeit behalten.

Solidarität ist der Schlüssel für das Leben!



Spielfilm, Frankreich, 2020, FSK: ab 16, Drehbuch und Regie: Albert Dupontel, Produktion: Catherine Bozorgan, Musik: Christophe Julien, Kamera: Alexis Kavyrchine, Schnitt: Christophe Pinel, Mit: Virginie Efira, Albert Dupontel, Nicolas Marié, Jackie Berroyer, Philippe Uchan, Bastien Ughetto, Marilou Aussilloux, Catherine Davenier, Michel Vuillermoz, Laurent Stocker, Kyan Khojandi, Grégoire Ludig, David Marsais, Bouli Lanners, Terry Gilliam


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3 Antworten

  1. @mediathekperlen

    Hm. Ich bin wohl im Kopf ein Punk und im Herzen ein Hippie, was, nebenbei bemerkt, eine schwierige Kombination ist (aber noch besser als andersrum). Daher gehe ich vorausschauend davon aus, dass mir dieser Film gefallen wird. Ist notiert.

    1. Mediathekperlen
      Mediathekperlen

      Ach, @qwertzalotl, die Hippies und Punks haben alle nur an unterschiedlichen Stellen vom selben Fluss der Zeit getrunken. Und je älter wir werden, desto länger wird der Fluss und desto näher liegen diese Stellen auch für uns beieinander. (Ich weiß nicht mehr wer’s gesagt hat… aber der Spruch ist so schlau, das kann ich mir unmöglich selbst ausgedacht haben.) 😉

      #VielVergnügen! ❤️

      1. @mediathekperlen

        Danke. Und vorher waren ja schon die Beatniks und Swingkids und wer nicht noch alles an der gleichen Wasserstelle. So isses…

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