Keine Regel ohne Ausnahme. Das Kommentieren des aktuellen Fernsehprogramms, insbesondere das von Talk- und anderen Shows, überlässt dieser Autor gerne jenen, die dafür bezahlt werden, sich das anzusehen. Lesen muss das dann ja keine:r. Doch, weil er ein empathischer und solidarischer Mensch ist, kann er heute nicht schweigen.
Jetzt mal ehrlich: Beim WDR haben sie Eier. Die reichen für gleich mehrere Osterfeste. Denn sich zu trauen, die unlustige und überlange Gedenkandacht gestern im „Das Erste“ durch die Wiederholung von gleich zwei HD-restaurierten Tatorten mit Götz George und Eberhard Feik zu sabotieren, dafür muss ein:e WDR-Programmplaner:in sicher am Montag bei Frau Strobl antreten.
Ob sie es in Köln geahnt haben, wie furchtbar die Jubiläumsshow im „Das Erste“ werden würde? Die uninspirierte Aneinanderreihung von Überlebenden, Studiogästen (Patrick Duffy! Lothar Matthäus!) und Videoclips aus dem Archiv, wegmoderiert von Kai Pflaume (Sat1)…
Nur gut, dass George und Feik es nicht mehr erleben mussten. Unvorstellbar, wie sie auf das Szenario reagiert hätten. Denn dass ausgerechnet die Quotenstars unter den Tatort-Kommissar:innen an einem Tisch sitzend Platz nehmen mussten, während der ungefähr zwei Meter große Moderator sie (hinter ihnen) stehend interviewt, war ganz speziell unwürdig, versinnbildlichte aber die Idee der Show. Es war eine Zirkusnummer und die Gäste wurden wie Ausstellungsstücke im Kuriositätenkabinett vorgeführt. Eine:r nach dem/der anderen. Mit echtem Interesse, oder der Würdigung ihres Beitrags zu 75 Jahren ARD, hatte es eigentlich rein gar nichts zu tun.
Hans Joachim Kuhlenkampf würde im Grabe rotieren, wenn er wüsste, was aus der Idee der großen NDR-Samstagabendshow in der ARD geworden ist… Seine Redaktion wäre am nächsten Tag gefeuert worden, hätte sie so eine Produktion abgeliefert.
„Scheiße!“
Filmzitat: Götz George als Horst Schimanski, „Der Fall Schimanski“, WDR, 1991
Nur gut, dass sie es bei WDR mit der eigenen Geschichte, seit einigen Jahren schon, etwas ernster nehmen. Denn die Schätze aus dem eigenen Programm-Archiv elektronisch für das HD-Fernsehen zu restaurieren, bewahrt diese Programmperlen nicht nur, sondern macht sie auch für ein Publikum verfügbar, welches zu ihrer Erstausstrahlung noch gar nicht geboren war.
Auch wenn in 25 Jahren das Jubiläum von „100 Jahre ARD“ hinter uns liegen wird (nach gestern habe ich meine Zweifel, das noch zu erleben – und das nicht, weil ich etwa vorher das Zeitliche gesegnet haben werde), werden gerade „Schimmi & Thanner“ noch Auskunft darüber geben können, was für ein Land dieses Deutschland mal gewesen ist. Und was für ein innovativer Sender „Das Erste“ mal war.
Die Revanche des ARD-Mutterschiffs auf die Samstagabendshowsabotage aus den eigenen Reihen erfolgte anscheinend umgehend. Weil ausgerechnet zwei der spektakulärsten Tatort-Folgen ever, gestern ab 20:15 Uhr im III. auf Schimanskis Haussender, dem WDR aus Köln gelaufen sind, sehen wir heute in der ARD-Mediathek, wenn wir in der Tatort-Rubrik auf „Schimanski und Thanner“ klicken, genau das:

Sie sehen: Nichts!
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Und zur Beweisführung, die Aufzeichnung der ARD-Jubiläumsshow vom 05.04.2025. Sie sehen das auf eigenen Wunsch und auf eigene Gefahr dabei 3 Stunden und 20 Minuten ihrer Lebenszeit zu verlieren. Eine Rückerstattung derselben ist ausgeschlossen:
Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht am 06.04.2025. Permalink: https://nexxtpress.de/b/cYc
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