Aelrun Goette – „In einem Land, das es nicht mehr gibt“ (2022)

Aelrun Goette musste sich durchschlagen. Eigentlich immer. In der DDR durfte sie kein Abitur machen, statt dessen musste sie im Strafvollzug und der Psychiatrie arbeiten. Nach der Wende schlug sie sich als Model und Schauspielerin durch das Unterholz der Kunst. Das alles, um 33 Jahre nach dem Mauerfall einen der großartigsten deutschen Filme der letzten Jahre zu präsentieren.

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Filmtrailer 2022 / Tobis / YouTube

Dass Frau Goette ihr Handwerk versteht, war uns ja schon lange kein Geheimnis mehr. Grimme- und Fernsehpreise sind dafür Beleg. Doch Handwerk allein reicht nicht, um in Erinnerung zu bleiben. Wer merkt sich denn schon die Regisseurin eines ARD-Tatortes? Dafür braucht es Interesse an den Menschen hinter dem Film und (echte) Geschichten. Diese Geschichten zu finden und zu erzählen, darin ist sie eine Spezialistin. Und dieser Film erzählt ihre ganz eigene.

Fast 14 Jahre arbeitete Goette nach eigenen Worten an dieser Geschichte und diesem Film. Geboren 1966 in Ostberlin ging sie selbst ohne Abitur von der Schule ab und wurde Krankenpflegerin. Und auch sie wurde in den 1980er Jahren auf der Straße in Ostberlin als Mannequin entdeckt und war auf dem Cover der „Sibylle“. „Ich wollte etwas über die im Westen fast unbekannte und glamouröse Welt der Mode in DDR-Zeiten erzählen“, sagte die Regisseurin vor dem Kinostart des Films im Oktober 2022. „Ich habe gespürt, dass das Thema eine wunderbare Möglichkeit bietet, den Blick auf den Osten zu erweitern.“

Verena Schmitt-Roschmann, DPA / Queer.de

Claudia Michelsen und Jördis Triebel gehören schon lange zu den großen Geschenken für den deutschen Film, aus dem über-talentierten Umfeld der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch – vor und nach der Wende. Keine Überraschung also, dass sie auch hier „entscheidende“ Rollen spielen. Die junge Marlene Burow dagegen, kam für mich direkt aus dem schon erwähnten Unterholz. Was für eine Überraschung! – Und das Zeugnis eines überragenden Castings.

Wir bekommen hier den „realsozialistischen Alltag“ im Kontrast zum größtmöglichen Glamour. Stasi, Republikflucht, Nacktbaden… alles drin! Dazu eine tragische Liebesgeschichte und einen wahrhaft emanzipatorisch-aufrührerischen Auftritt des überirdisch-fantastischen Sabin Tambrea als märchenhafte schwule Braut.

„Gegen den Untergang der Welt hilft nur die Eleganz.“

Filmzitat

Ich liebe den Film, weil er endlich ausbricht aus den düsteren, grauen Standards all der Filme über die DDR, die wir im Kino und Fernsehen der letzten 35 Jahre gesehen und erlernt haben. Endlich erzählt ein Film von den bunten, den kreativen, dem Untergrund. Endlich scheint auch mal die Sonne.

Endlich Weltniveau!!!

Niemand hat das Recht, zu entscheiden, wer wir sind!

Dieser Beitrag wurde zuerst veröffentlicht am 12.04.2025. Permalink: https://nexxtpress.de/b/cxE



Drama, Deutschland, 2022, FSK: ab 12, Regie: Aelrun Goette, Drehbuch: Aelrun Goette, Produktion: Tanja Ziegler, Musik: Boris Bojadzhiev, Kamera: Benedict Neuenfels, Schnitt: Julia Karg, Mit: Marlene Burow, Sabin Tambrea, David Schütter, Claudia Michelsen, Jördis Triebel, Bernd Hölscher, Sven-Eric Bechtolf, Hannah Ehrlichmann, Gabriele Völsch, Peter Schneider, Sira Topic, Zoé Höche, Lorenzo Gandolfo, Helene Grass, Thomas Stecher, Hans Klima, Fediverse: @filmeundserien@a.gup.pe


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  1. Avatar von Inch ist erschöpft

    @mediathekperlen @filmeundserien Danke für den Tipp

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    1. Avatar von Mediathekperlen

      Oh, da nich‘ für, meine liebe. Es war mir, buchstäblich, ein großer Genuss!

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