Mensch ist ja immer so alt, wie mensch sich fühlt, wird behauptet. Nun ist das relativ, wenn Mann ein Alter erreicht hat, in dem jeder Tag, an dem Mann schmerzfrei aus dem Bett kommt schon ein besserer ist. Gestern war einer von den besseren. Und verantwortlich dafür ist die Mediathek des ZDF. Also nicht wirklich. Aber ursächlich… Ich will gerne versuchen das zu erklären, muss dafür thematisch aber etwas weiter ausholen bevor ich zu Betty komme.
Der Herr-Ausgeber dieses Blogs arbeitet sich seit Jahren schon daran ab, die Mediatheken öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten nach sehenswerten Werken journalistischer aber auch künstlerischer Natur zu durchforsten und hier im Blog darauf hinzuweisen. Das ist eine ehrenwerte und gleichsam undankbare Aufgabe. Denn dabei geht es ja nicht nur darum, den Überblick über das Fernsehprogramm zu behalten, sondern gleichsam ebenso über multiple Onlineangebote.
Mensch kann ja nicht einfach erwarten, dass Sendungen aus dem linearen Programm nach der Ausstrahlung auch online verfügbar wären. Die Lizenzpolitik der Produzent*in*en und der Anstalten sorgt dafür, dass es oft eine reine Glücksache ist, eine Sendung überhaupt in einer Mediathek wiederzufinden. Und wenn – dann muss mensch sich oft beeilen das alles wegzugucken, bevor es dort wieder verschwindet. Das ist manchmal Medienkonsumstress pur.
Nun kann mensch für die paar Euro Rundfunkgebühren Demokratieabgabe offensichtlich nicht erwarten, dass die öffentlich-rechtlichen Fernsehveranstalter*innen für ihre Kund*in*en auch noch ein dauerhaftes Archiv vorhalten – was sie nicht dürfen (s.o.). Oder eine gemeinsame Mediathek/Streamingplattform aufbauen – was sie nicht sollen/wollen. Doch ganz so hoffnungslos hinter dem Mond müssen wir Kund*in*en auch nicht leben, sondern können durchaus aus dem suboptimalen Angebot das beste herausholen.
Freundliche Menschen, der Erfinder Xaver W. (xaverW) hat sich inzwischen vom Projekt zurückgezogen – haben dafür die Open-Source Software „MediathekView“ entwickelt, die es für Windows, Mac und sogar Linux angetriebene Computer gibt. Diese kleine Software liest für die Beutzer*innen die kompletten Datenbestände – und damit das jeweils verfügbare Archiv – der Mediatheken von ARD, ZDF, ARTE, 3Sat, SWR, BR, MDR, NDR, WDR, HR, RBB, ORF und dem SRF und präsentiert das ganze in einer etwas trockenen (keine Bilder), doch dafür effizienten Übersicht, die dann geradeso durchsucht und gefiltert werden kann, wie es ihnen beliebt.
Der Kern der Software besteht aber nicht nur in der Darstellung der Übersicht, sondern erlaubt sogar das Herunterladen der Sendungen und – noch besser – Abonements von Themen oder Suchwörtern – so dass sie nichts mehr verpassen, nur weil die Sendung online nur kurzfristig verfügbar war. Für Serien, auf die Martin hier so gerne hinweist, ist das schlicht genial – und sozusagen der Lückenschluss zwischen Online-Streaming und Offline-Watching. Ich habe da zB. heute schon ein Abo für die von Martin gerade erst empfohlene Serie „House Of Cards“ angelegt, sammle zB. die Wiederholungen von „Mankells Wallander“ in der ARD und der ZDF „Nachtschicht“ und – aus lokalpatriotischen Gründen – der „Wilsberg“ Wiederholungen, ebenfalls im ZDF.
Klar, die Software funktioniert nur, wenn der Computer auch läuft und online ist. Und jede Festplatte ist irgendwann mal voll… Doch für den Preis eines Netflix-Abos im Jahr kann mensch schon ein paar Terrabyte in Form einer externen Festplatte auf den Schreibtisch stellen.
Für Menschen, die es mit Software und deren Installation oder Bedienung nicht so haben, gibt es auch eine Online-Version die zwar nicht den Funktionsumfang und die Automatisierung des Originals bietet, dafür aber ohne jeden Aufwand im Internet-Browser läuft.
So habe ich mir gestern den Abend mit einem frankophilen Double-Feature von ARTE und dem ZDF gestaltet:
Zuerst das „Reisefernsehen“ von ARTE über den kleinen Ort Gruissan am Mittelmeer (da habe ich auch schon Urlaub gemacht…) – Stadt Land Kunst – Betty Blues Gruissan (29/01/2021)
Und dann den Spielfilm von Jean-Jacques Beineix mit der hinreißenden Béatrice Dalle, und Jean-Hugues Anglade. – Betty Blue – 37,2 Grad am Morgen – Spielfilm, Frankreich 1985
Dazu empfehle ich eine oder zwei Flaschen Rosé aus dem Languedoc-Roussillon – alternativ einen Pastis 51… das ist purer Sommer, mitten im Winter!
Erstaunlich ist, dass der Spielfilm tatsächlich noch online verfügbar ist – ist die letzte Ausstrahlung im ZDF doch schon 3 Jahre her. Und, der Hinweis muss sein, dass er jetzt tatsächlich nix für alle ist. Doch wer, so wie ich, in den Achtzigern den Führerschein gemacht hat – und quasi in einem Programmkino wohnen durfte (Danke für alles, Marianne!) – für die und den ist es eine Zeitreise in die eigene Jugend… als wir noch gelebt haben wie nie zuvor… und nie wieder…
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