Meine bisweilen selektive Ignoranz der Angebote kommerzieller Film/TV Streaming-Plattformen hat verhindert, dass ich schon vor rund zwei Jahren auf dieses bahnbrechende Werk von Onur Saylak (Regie) und Hakan Günday (Drehbuch) aufmerksam wurde. Obschon die Kritik von Karen Krüger für die FAZ damals bereits alles enthielt um dafür einen Tag Lebenszeit (etwa 14 Stunden) zu investieren – doch wer schaut denn schon Magenta-TV, das Streaming-Anhängsel der Deutschen Telekom?
Zu unserem Glück kommt die öffentlich-rechtliche ARD (hier der SWR) hier ihrem Programmauftrag nach und gibt mir und uns eine Chance die Geschichte des alten Agah, überragend dargestellt von Haluk Bilginer (welcher für seine Rolle 2019 einen Emmy Award gewann) und der jungen Nevra (Cansu Dere) diesen Sommer gebührenfinanziert in zwölf Folgen (wieder-) zu sehen.
Die Serie handelt von Gerechtigkeit und der Amnesie eines Einzelnen genauso wie von der Amnesie einer Gesellschaft, die weitaus gefährlicher und schädlicher ist. Stellen Sie bitte sicher, dass die Gesellschaft, in der Sie leben, niemals von einer solchen Amnesie befallen wird.“
(Haluk Bilginer, Emmy Awards 2019 – FAZ 08.10.2020)
Ganz ehrlich, mit dem gewöhnlich in öffentlich-rechtlichen Produktionen vervielfältigten Bild der modernen Türkei (ganz schlimm: Mordkommission Istanbul, ebenfalls ARD), hat diese ganz exzellente türkische Krimi-Serie ausser den Schauplätzen zum Glück mal mal rein gar nichts gemeinsam. Über die Wirklichkeit unter Sultan Erdogan (und bis heute wirksame archaische „Traditionen“) können wir dagegen noch eine ganze Menge lernen.
Besser und, vor allem, spannender wird es diesen Sommer vermutlich nicht mehr (wenn sie sich nicht für das Finale der Fußball-EM morgen interessieren). Bis zum 09.12.2022 in der ARD-Mediathek.
Schreiben Sie einen Kommentar