Wenn sie sich, wie ich, für intelligente, nicht durchformatierte, künstlerisch, kreative und jeweils einzigartige Fernsehfilme begeistern können, dann habe ich einen Programmhinweis: Stellen sie ihren Fernseher auf @3Sat und legen sie ihre Fernbedienung für 4 Tage in den Kühlschrank. Sie werden sie nicht vermissen!
Es ist manchmal unfair, wie die Sendeanstalten ihre Zuschauer:innen behandeln. Da gibt es, oft über Wochen, wenn nicht Monate, dauernde Ebbe, Windstille, Wüste in den Mediatheken – und dann hauen sie im Abstand von nur wenigen Stunden, gleich dutzende Mediathekperlen heraus, dass der Speicherplatz auf der Festplatte knapp wird und ein Wochenende zu kurz, um alles zu sehen.
Die „Profis“ der Branche, haben es besser. Sie fahren für vier Tage nach Baden-Baden, feiern ihre Branche und sich selbst, und schließen sich im Kurhaus ein, um all die Filme sehen zu können, die sie über das Jahr verpasst haben. Das Fest hat einen Namen: TeleVisionale – Film- und Serienfestival Baden-Baden und existiert schon seit 1964.
Eine selbstreferentielle geschlossene Gesellschaft?
Am Ende verleiht eine wechselnde Jury, unter anderen, den „Fernsehfilmpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste„. Für diese Preise können sich die Kreativen nicht wirklich etwas kaufen – Geld gibt es dafür nicht. Doch natürlich ist eine solche Auszeichnung ein oft gewinnendes Argument, gilt es neue Mittel für ihr nächstes Projekt zu akquirieren, zu den Castings für die nächste Rolle eingeladen zu werden, oder eine Redaktion (nicht nur, aber insbesondere) öffentlich-rechtlicher Bedenkenträger:innen davon zu überzeugen, mit einem Film auch mal wieder ein Risiko einzugehen und nicht nur auf die Quoten in der werberelevanten Zielgruppe zu starren.
Weil solche „Festivals“ natürlich immer auch eine ziemlich selbstreferentielle „Geschlossene Gesellschaft“ sind – und die Entscheidungen ihrer Jurys eben nur den Konsens ihrer selbst repräsentieren, feiere ich den 3Sat-Publikumspreis sehr für die Demokratisierung dieser Filmpreise. Noch mehr feiere ich ihn aber dafür, dass der Sender (fast) alle der Filme auch wieder in den Mediatheken verfügbar macht – und wir also downloaden können, was wir verpasst haben – und was die Festplattenkapazität gerade noch hergibt. Und Abstimmen. Natürlich!
Eine schwere Entscheidung?!
Ich könnte das nicht. Ich könnte mich nicht entscheiden, auf welchen der vorgeschlagenen Filme ich mich festlegen sollte. Natürlich liebe ich Bjarne Mädels und Sven Strickers „Sörensen„, doch haben die beiden den Preis schon 2021 mit nach Hause nehmen dürfen. Noch ganz verliebt bin ich in Verena Altenberger, die gleich an zwei Produktionen beteiligt war. Ihr Abschied aus dem Münchener Polizeiruf 110 schmerzt noch immer. Doch wenn das der Preis dafür war, dass sie und Dominik Graf uns die Geschichte von Christina Wolffhardt erzählen konnten, dann nehme ich das gerne in Kauf.
Auch die beiden Charakterbolid:innen Joachim Król und Désirée Nosbusch im rumänischen Unterholz, oder die laufende Anna Schudt – ich könnte mich nicht entscheiden.
Mehr mitgenommen, als jeder andere Film aus dem Programm hat mich sicher „Kalt“, von Stephan Lacant. Das lag vor allem an der überirdisch großartigen Franziska Hartmann und der Alltagsgeschichte, die bei uns zuhause tatsächlich Urängste und Instinkte geweckt hat, die wir erst ein paar Tage verarbeiten mussten. Ein Beweis dafür, wie ein wirklich guter Fernsehfilm wirken kann. Auch und gerade weil dafür nur bescheidene TV-Mittel und keine Budgets aus Hollywood zur Verfügung standen.
Es liegt nun an ihnen. Stimmen sie ab! Auch damit tatsächlich deutlich wird, dass „wir“, das gemeine Publikum, diese besonderen Filme der Massenware vorziehen, die uns den Rest des Jahres die Kanäle verstopft.
Denn dafür haben wir bezahlt!
Samstag, 25. November 2023, 20.15 Uhr
Gesicht der Erinnerung (SWR/ORF) – verfügbar bis bis 25.11.2024
Die 37-jährige Christina verliebt sich zu ihrem eigenen Erstaunen in den 20-jährigen Patrick, der heftig um sie wirbt. Je länger sie mit ihm zusammen ist, desto mehr Ähnlichkeit entdeckt sie zwischen ihm und ihrer ersten Liebe Jacob. Er starb, als Christina noch ein Teenager war. Sie glaubt immer mehr, dass Patrick Jacobs Wiedergeburt ist. Das belastet die Beziehung sehr und Patrick trennt sich. Doch die Beiden kommen nicht voneinander los. Der Film erzählt von Liebe und von Projektionen und davon, wie vergangene Lieben die neuen, aktuellen Beziehungen beeinflussen.
Regie: Dominik Graf
Buch: Norbert Baumgarten nach einer Idee von Dominik Graf
Produktion: Lailaps Films (Nils Dünker)
Mit: Verena Altenberger, Alessandro Schuster, Florian Stetter, Judith Altenberger, Maria Preis u.a.
Erstausstrahlung: 08.02.2023 / ARD / DasErste
Samstag, 25. November 2023, 21.45 Uhr
Laufen (ZDF) – verfügbar bis 24.11.2024
Ein ganzes Jahr dauert es, bis Juliane zum ersten Mal wieder die Laufschuhe anzieht. Ein Jahr seit dem Tag Null, an dem Johann sich das Leben nahm. Sie muss raus aus dem Loch, unbedingt, und wenn es bedeutet, sich mit Knieschmerzen zur nächsten Ampel zu schleppen. Juliane will die Trauer und die Schuldgefühle nicht mehr. Ihr Lebensgefährte ist zwar tot, aber sie ist immer noch da. Obwohl ihre Freundin Rike sie nach Kräften unterstützt, ist Juliane in diesem ersten Jahr einsam und antriebslos, zweifelt mitunter an ihrem Verstand. Selbst die Musik, die ihr Beruf und Berufung ist, entgleitet ihr. Tatsächlich ändert das Laufen dann alles. Keuchend beginnt Juliane, sich ihren Erinnerungen an Johann zu stellen und wieder neue Lebendigkeit zuzulassen.
Regie: Rainer Kaufmann
Buch: Silke Zertz nach dem gleichnamigen Roman von Isabel Bogdan
Produktion: Relevant Film
Mit: Anna Schudt, Katharina Wackernagel, Maximilian Brückner, Kai Schumann, Victoria Trauttmansdorff u.a.
Erstausstrahlung: 24.04.2023 / ZDF
Sonntag, 26. November 2023, 20.15 Uhr
Kalt (WDR) – verfügbar bis bis 25.12.2023
An einem grauen Novembermorgen zieht eine Kindergartengruppe, begleitet von zwei Erzieherinnen und einer Praktikantin, über karge Felder zum Martinsfeuer. Dort angekommen fehlen zwei Kinder. Gefunden werden sie – tief im kalten Wasser. Entsetzen und Fassungslosigkeit beherrscht die Kleinstadt. Und drängende Fragen werden immer lauter. Wer trägt die Schuld? Wie konnte das Unglück nur passieren? Während die Schuldigen gesucht und gejagt werden und die drei Frauen auf unterschiedliche Weise das Unerklärbare zu ergründen suchen, wird eine Antwort immer lauter: Neben der Schuldfrage selbst geht es auf jeder Ebene um Verantwortung. Aber wer ist bereit, diese zu übernehmen?
Regie: Stephan Lacant
Buch: Hans-Ullrich Krause
Produktion: kineo Filmproduktion (Peter Hartwig)
Mit: Franziska Hartmann, Bozidar Kozevski, Johann Barnstorf, Anne Ratte-Polle, Deniz Orta u.a.
Erstausstrahlung: 02.11.2022 / ARD/DasErste
Sonntag, 26. November 2023, 21.45 Uhr
Nichts, was uns passiert (WDR) – bis 25.12.2023
Über ihre Uni-Clique lernen sich die 27-jährige Anna und der ein Jahr ältere Jonas kennen. Die erste Anziehung führt zu einem unspektakulären One-Night-Stand, der wie der Beginn einer leichten Sommeraffäre scheint. Die Begegnungen der beiden sind aber auch von viel Reibung und Provokation geprägt. Dann passiert etwas, das das Leben der beiden vollkommen verändert: Nach einer Party mit viel Alkohol wird Anna von Jonas vergewaltigt, sagt sie. Anna ist traumatisiert, erinnert sich an ihr „Nein“. Jonas dagegen erinnert sich an einvernehmlichen Sex. Die einzige, der sich Anna anfangs anvertrauen kann, ist ihre Schwester Daria, die ihr zur Anzeige rät. Schließlich erfährt auch das Umfeld von dem Vorwurf und die Freund:innen müssen Position beziehen. Die Podcasterin Kelly recherchiert die Ereignisse und versucht Haltungen und Diskurse rund um den Fall und seine Auswirkungen auf Opfer, Täter und das Umfeld zu ergründen.
Buch und Regie: Julia C. Kaiser
Produktion: Gaumont GmbH (Sabine de Mardt, Producerin: Nele Willaert)
Mit: Emma Drogunova, Gustav Schmidt, Shari Asha Crosson, Lamin Leroy Gibba, Amina Merai u.a.
Erstausstrahlung: 01.03.2023 / ARD/DasErste
Montag, 27. November 2023, 20.15 Uhr
Der neue Freund (SWR) – verfügbar bis 24.11.2024
Die 40-jährige Johanna besucht ihre verwitwete Mutter Henriette in Berlin. Was ein schönes Wochenende werden könnte, wird für Johanna bald zum Albtraum. Denn Henriette stellt ihrer Tochter unangekündigt ihren neuen Freund Philipp vor – auch dies könnte Grund zur Freude sein, wäre Philipp nicht 25 Jahre jünger als Henriette und ginge von dem gutaussehenden Mann nicht die Aura eines Heiratsschwindlers aus … Johannas furchtbarer Verdacht fällt auf einen guten Nährboden für einen Mutter-Tochter-Krieg: Das Verhältnis der beiden ist seit dem Tod des Vaters vor Jahren unterschwellig zerrüttet und von unausgesprochenen oder angedeuteten Vorwürfen zersetzt. In dem Konflikt um den neuen Liebhaber und/oder Erbschleicher Philipp bekommen diese latenten Vorwürfe nun endlich ihr Ventil und gipfeln in einem gnadenlosen Streit der beiden Frauen.
Regie: Dustin Loose
Buch: Frédéric Hambalek
Produktion: Hager Moss Film (Sophie von Uslar)
Mit: Corinna Harfouch, Karin Hanczewski, Louis Nitsche
Erstausstrahlung: 25.10.2023 / SWR
Montag, 27. November 2023, 21.45 Uhr
Zwischen uns die Nacht (ZDF) – verfügbar bis 23.02.2024
Die 25-jährige Marie lebt mit ihrem kleinen Sohn Lenny übergangsweise in einem Wohnwagen. Sie hält sich mit einem Gelegenheitsjob über Wasser, zu dem sie ihren Sohn in den Sommerferien mitnehmen muss. Als sie dem Schaustellergehilfen Erich begegnet, ist sie fasziniert von ihm. Mit ihm taucht Marie in die Welt des Jahrmarktes ein und geht auf die Jagd nach einem intensiven Leben. Der Beginn einer berauschenden Liebe, die Marie vor eine wichtige Entscheidung stellt.
Buch & Regie: Abini Gold
Produktion: Kojoten Filmproduktion (Magdalena Wolff, Stefanie Gödicke)
Mit: Laura Balzer, Aaron Altaras, Paul Boche, Daan B., Bea Brocks u.a.
Erstausstrahlung: 09.08.2023 / ZDF
Dienstag, 28. November 2023, 20.15 Uhr
Sörensen fängt Feuer (NDR) – bis 02.12.2023
Kommissar Sörensen, endgültig in die friesische Provinz gezogen, hat genug mit sich selbst zu tun: Er leidet unter Einsamkeit, Schlaflosigkeit und innerer Unruhe – und will dennoch nichts mehr, als die Medikamente gegen seine Angststörung abzusetzen. Da überfährt er des Nachts auf der Landstraße beinahe eine junge, verstörte Frau: unterernährt, im Nachthemd und blind. Als sie Sörensen endlich ihre Identität verrät, eröffnet sich ihm ein Geflecht aus Mord, religiösem Wahn und gut gehüteten Geheimnissen. Sörensen ist überfordert, von der Situation, von sich selbst. Der Ort lehnt ihn ab, die Angst kehrt zurück – und bei einer Leiche wird es nicht bleiben.
Regie: Bjarne Mädel
Buch: Sven Stricker nach seinem gleichnamigen Roman
Produktion: Claussen+Putz Filmproduktion
Mit: Bjarne Mädel, Katrin Wichmann, Leo Meier, Liv Clasvogt, Joachim Meyerhoff u.a.
Erstausstrahlung: 18.10.2023 / NDR
Dienstag, 28. November 2023, 21.45 Uhr
Blutholz (ZDF/ARTE) – bis 24.11.2024
Vor 40 Jahren hat Hans Schüssler Rumänien verlassen. Die schmerzhaften Erinnerungen an seine alte Heimat ertränkt er in Alkohol. Doch als der Topmanager eines deutschen Holzkonzerns spurlos verschwindet, nimmt er als seine letzte Chance den lukrativen Auftrag an, ihn in Kronstadt am Fuße der rumänischen Karpaten zu suchen. Als ehemaliger Soldat, der darauf spezialisiert war, Menschen im Ausland aufzuspüren, gerät Hans bei seinen gefährlichen Ermittlungen immer tiefer in die Machenschaften der Holzmafia, die skrupellos Abholzungen im größten Urwald Europas betreibt. Er trifft auf seine alte Jugendliebe Sylvia, die ausgerechnet in Kronstadt gerade als Bürgermeisterin kandidiert. Die Suche in Siebenbürgen wird für Hans zu einer emotionalen Reise in seine verdrängte Vergangenheit, deren Gespenster immer noch erschreckend lebendig sind.
Regie: Thorsten C. Fischer
Buch: Thorsten C. Fischer und Alexander Buresch
Produktion: Schiwago Film
Mit: Joachim Król, Désirée Nosbusch, Alina Levshin, Geo Dobre, Anja Schneider u.a.
Erstausstrahlung: 13.01.2023 / ARTE
Mittwoch, 29. November 2023, 20.15 Uhr
Polizeiruf 110: Paranoia (BR) – bis 01.12.2023
Die Rettungssanitäterin Sarah Kant wird zusammen mit ihrem Kollegen Carlo Melchior zu einem Noteinsatz gerufen. Sie bringen die schwer verletzte Frau ins Krankenhaus. Am nächsten Tag erfährt Sarah, dass diese Frau nicht als Patientin eingewiesen wurde. Verwirrt versucht Sarah Carlo zu erreichen; dieser wird tot in seiner Wohnung aufgefunden. Was ist in der Nacht passiert? Die Kommissarin Elisabeth „Bessie“ Eyckhoff und ihr Kollege Dennis Eden versuchen die Geschehnisse der Nacht zu rekonstruieren. Es beginnt ein spannendes Spiel um Wahrheit und Täuschung.
Regie: Tobias Ineichen
Buch: Martin Maurer, nach einer Vorlage von Claus Cornelius Fischer
Produktion: Amalia Film GmbH und Dragonbird Films
Mit: Verena Altenberger, Stephan Zinner, Maria Kizyma, Timocin Ziegler, Sebastian Kempf u.a.
Erstausstrahlung: 11.06.2023 / ARD
Quellen: Alle Filmtexte und Angaben sind Übernahmen aus der 3Sat Mediathek: https://www.3sat.de/film/3sat-publikumspreis
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